Coronavirus in Potsdam: Zweijähriges Kind mit Coronavirus in Potsdamer Klinik
Wieder Coronafall im Potsdamer Klinikum: Ein zweijähriges Kind wird auf der Intensivstation des Bergmann-Krankenhauses behandelt. Die Kontaktpersonen werden dennoch nicht in Quarantäne geschickt.
Potsdam - In der Kinderklinik des Potsdamer Krankenhauses "Ernst von Bergmann" wird ein zweijähriges Kind mit Coronavirus behandelt. Der Befund liege seit Dienstagabend 22.30 Uhr vor, sagte der Chefarzt der für Kinder- und Jugendmedizin, Thomas Erler, auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz am Mittwoch im Potsdamer Rathaus. Das Kind sei am Montagabend um 19 Uhr mit "internistischen Symptomen" wie Husten und Fieber eingeliefert worden, so Erler. Laut Stadt hatte man es aus einer Berliner Klinik nach Potsdam überwiesen, offenbar aufgrund von Kapazitätsproblemen. Das Kind mit Wohnort Berlin sei zunächst stationär in einem Einzelzimmer aufgenommen worden und unter anderem auf das Coronavirus getestet worden.
Noch bevor der positive Befund vorlag, verschlechterte sich am Dienstag laut Erler der Zustand des Kindes. Es wurde eine Lungenentzündung festgestellt, zudem hatte sich Flüssigkeit in der Lunge gesammelt. "Daraufhin wurde das Kind vorsorglich auf die Kinderintensivstation verlegt", so der Chefarzt. Dort werde es auch jetzt behandelt, isoliert von den übrigen Patienten. "Der Zustand ist nicht lebensbedrohlich", so Erler.
Pflegepersonal nicht unter Quarantäne
Laut Potsdamer Stadtverwaltung wurde das Kind lediglich wegen seiner "respiratorischen Erkrankung" auf Corona getestet. Ein Verdachtsfall sei zum Zeitpunkt der Einlieferung nicht erkennbar gewesen: Das Kleinkind habe keine Kontakte zu positiv getesteten Personen gehabt oder sich in den vergangenen 14 Tagen in einem bekannten Risikogebiet aufgehalten.
Sehr wohl als Verdachtsfälle gelten jetzt allerdings die Eltern sowie das Klinikpersonal, das mit dem Kind zu tun hatte. Fünf Ärzte und 20 Pflegekräfte gelten als sogenannte Kontaktpersonen ersten Grades - ihre Zahl ist aufgrund der Verlegung des Kindes besonders hoch, so Erler.
In Quarantäne gestellt werden sie nicht, obwohl dies sonst üblich ist. "Das würde für uns Arbeitsunfähigkeit bedeuten", so Erler. Insgesamt arbeiten 25 Ärzte am Potsdamer Standort des Klinikums Westbrandenburg.
"Wir haben keine andere Wahl"
„Es gibt dort viele andere Patienten, die behandelt werden müssen“, so die Potsdamer Amtsärztin Kristina Böhm zur Erklärung. „Wir haben keine andere Wahl“. Noch Ende Februar hatte dies in einem PNN-Interview, das Böhm gemeinsam mit dem Potsdamer Feuerwehrchef Ralf Krawinkel zum Thema Corona gegeben hatte, anders geklungen. Auf die Frage, ob auch bei einer Corona-Welle ausreichend ärztliches und pflegerisches Personal für die Versorgung von Patienten vorhanden sei, hatte Krawinkel wörtlich gesagt:„Krankenhäuser haben Alarmpläne und sind in Krisenfällen in der Lage, über das normale Maß hinaus Personal zu akquirieren. Generell ist der Klinikstandort Potsdam sehr gut ausgestattet.“ Am Mittwoch sagte Böhm hingegen: "Wenn wir das Klinikpersonal in Quarantäne schicken würden, wäre es weg. Ohne Kompensation.“
Alle Eltern von Kindern, die stationär betreut werden, seien über den Befund informiert worden, so Erler. Dies sei sehr sachlich aufgenommen worden. "Wir halten die medizinische und pflegerische Versorgung aufrecht und es besteht kein Grund zur Sorge vor einer Ansteckung". Zur Neonatologie, also der Frühchenstation, gebe es keine Berührungspunkte, da diese räumlich und personell getrennt sei. "Auch hier besteht für Eltern von Frühchen und werdenden Eltern mit einer Risikoschwangerschaft kein Grund zur Sorge."
Man habe auch Beschränkungen bei den Besuchern vorgenommen, so Erler. Derzeit dürften nur noch Eltern die Kinder besuchen, aber nicht mehr ganze Familiengruppen.
"Wir werden überschwemmt"
Der Ärztliche Direktor des Klinikums, Thomas Weinke, nutzte die Pressekonferenz außerdem dazu, die Potsdamer zu Besonnenheit aufzurufen. Die Rettungsstelle werde derzeit „überschwemmt mit Bagatellproblemen“, sagte er. „Wir haben den Auftrag, Schwerkranke zu versorgen". Außerdem mahnte er die Angehörigen von stationär untergebrachten Patienten, von Besuchen abzusehen, falls sie Symptome eines grippalen Infekts hätten. „Hier geht es um eine individuelle Risikoabschätzung“. Derzeit werden auch darüber beraten, wie Corona-Verdachtsfälle in Potsdam besser von anderen Patienten getrennt werden könnten, fügte Potsdams Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) hinzu. Denkbar sei ein extra Standort etwa in Form eines Zeltes oder ein mobiles Team, das die Tests durchführt. Die Entscheidung soll am Donnerstag fallen, so Meier.
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