Order an Nonnemacher: Woidke will schnellstmöglich 100 Impfstellen in Brandenburg
Brandenburg liegt bei den Corona-Impfungen nur knapp vor Schlusslicht Sachsen. Die Staatskanzlei von Ministerpräsident Woidke verstärkt nun den Impfkrisenstab von Gesundheitsministerin Nonnemacher.
Potsdam - Brandenburg gehört weiter zu Deutschlands Schlusslichtern bei Corona-Schutzimpfungen, während sich die Lage von Tag zu Tag verschärft, Menschen stundenlang bei mobilen Impfangeboten in der Kälte Schlange stehen oder wochenlang auf Impftermine in Arztpraxen warten.
Jetzt macht Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) Druck, ab sofort im ganzen Land mindestens einhundert Impfstellen aufzubauen. Das geht aus einem den PNN vorliegenden aktuellen Schreiben von Woidkes Staatskanzlei-Ministerin Kathrin Schneider (SPD) an Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hervor, deren Mammut-Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) für das Corona-Impfmanagement zuständig ist.
Für den heutigen Freitag hat Woidke alle Beteiligten - von Kassenärztlicher Vereinigung, Landkreisen und Kommunen über Krankenhäuser bis zu Ärztevertretern - zu einem virtuellen „Impfgipfel“ geladen, um auch angesichts der sich mit jedem Tag verschärfenden Corona-Lage das im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern deutlich langsamere Impftempo in Brandenburg zu beschleunigen.
Was Woidke nun von Nonnemacher erwartet
Im Brief vom 17. November zur „Unterstützung des MSGIV bei der Koordinierung der Impfkampagne“ an Nonnemacher informiert Schneider, dass „aufgrund der Herausforderungen, die sich durch die Organisation der Auffrischungsimpfungen ergeben“, alle Ressorts und die Staatskanzlei kurzfristig jeweils zwei Mitarbeiter in den bei Nonnemacher angesiedelten Impf-Krisenstab abordnen wollen, also 18 Mitarbeiter.
Aber vor allem wird ein klarer Vier-Punkte-Katalog formuliert, was Woidkes Staatskanzlei vom Nonnemacher-Gesundheitsministerium erwartet - was umgehend gemacht werden muss. Diese Passage folgt im Wortlaut: „Folgende Herausforderungen sind kurzfristig durch den aufgestockten Impfstab zu bewältigen:
- Die Koordinierung sowie die Unterstützung des flächendeckenden Aufbaus von mindestens 100 Impfstellen sowie der entsprechenden Infrastruktur sind so schnell wie möglich zu realisieren.
- Die schriftlichen Einladungen zu den Erst- und Auffrischungsimpfungen an alle über 60-jährigen Brandenburgerinnen und Brandenburger sind durchzuführen.
- Ein zuverlässiges Monitoringsystem ist zu etablieren, welches ermöglicht, regelmäßig und umgehend Informationen zu den Impffortschritten der Bewohnerinnen und Bewohner sowie des Personals in Alten- und Pflegeheimen zu generieren.
- Die Unterstützung und Koordinierung der Impfangebote von Landesbediensteten (insbesondere Lehrkärfte, Polizei sowie Justizvollzug.“
Das Schreiben der Staatskanzleichefin endet mit der Bitte an Nonnemacher, „schnellstmöglich eine Ansprechperson im MSGIV zu benennen und mitzuteilen, wann und wo die abzuordnenden Bediensteten eingesetzt werden können.“
Unzufriedenheit mit Impfmanagement
Hintergrund der Intervention: Nach PNN-Recherchen wächst nicht nur bei Woidke, sondern in der Regierung, aber auch bei Landräten erneut die Unzufriedenheit wegen Mängeln im Impfmanagement, am zu langsamen Aufbau funktionierender Strukturen.
Die Situation erinnert an den vermurksten Start der Impfkampagne voriges Jahr, wo auf Druck Woidkes der Impfkrisenstab zwischenzeitlich in die Zuständigkeit von Innenminister Michael Stübgen (CDU) wanderte, was inzwischen aber rückgängig gemacht wurde.
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Nach dem Impfdashboard des Robert-Koch-Instituts (18.November) liegt Brandenburg mitten in der vierten Corona-Welle mit nur 61,5 Prozent vollständig Geimpften auf dem vorletzten Platz der 16 Bundesländer – nur Sachsen ist mit 57,6 Prozent schlechter. Bei den Booster-Impfungen, die wegen nachlassender Wirkung des Impfstoffes nötig sind und jetzt für alle Erwachsenen empfohlen werden, ist Brandenburg mit einer Impfquote von 4 Prozent (Bundesschnitt 5,3 Prozent) bundesweites Schlusslicht.
Zu wenige Impfungen in Brandenburg
Das verwundert nicht. Nach einem aktuellen Papier des MSGIV-Impfstabes für die aktuelle Woche wird an den Krankenhäusern (nur 56 Impfungen bisher, letzte Woche 133) immer noch kaum geimpft, bei Betriebsärzten und dem Zentraldienst der Polizei gar nicht. Die Impfzentren sind eingestellt. Arztpraxen haben diese Woche bisher 32.110 Impfungen (Vorwoche: 38.940) gemacht, mobile Impfteams 2858 (Vorwoche: 2883). Damit die Brandenburger besser geschützt sind, müssten wöchentlich über 100 000 Impfungen verabreicht werden.
Was eigentlich nötig wäre, formulierte jetzt SPD-Fraktionschef Daniel Keller im Landtag: „Hausärzte, Kommunen, Veranstalter, Krankenhäuser, alle sind jetzt aufgefordert Impfangebote zu unterbreiten“, sagte Keller. „Das kann auch der Impfstand auf dem Weihnachtsmarkt sein.“
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