Tiefer See: Wohin mit dem Potsdamer Seesportclub?
Der Seesportclub soll zum Ende des Jahres vom Tiefen See verschwinden. So wollen es Stadt und Schlösserstiftung. Doch zur Suche nach einem Ersatzstandort will die Stadt nicht verpflichtet sein.
Babelsberg - Der Streit um den vom Aus bedrohten Potsdamer Seesportclub zwischen Humboldtbrücke und Strandbad Babelsberg verschärft sich. Die Gemengelage ist kompliziert, denn neben der Stadt und dem Seesportclub sind auch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) sowie das Land in den Streit verwickelt. Auslöser ist eine Antwort der Stadtverwaltung auf einer Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere. Darin geht es um die Frage, ob die Stadt eine Ersatzfläche bereitstellen muss, wenn der Pachtvertrag des Seesportvereins mit der Schlösserstiftung zum Jahresende ausläuft. Dann könnte der Verein mit seinen 100 Mitgliedern, darunter 40 Jugendlichen, heimatlos werden.
In der Antwort teilt das städtische Rechtsamt nun mit, dass die Stadt nicht verpflichtet sei, einen Ersatz zu schaffen, weil es sich beim Gelände des Seesportclubs nicht um eine öffentliche Sportanlage nach den Paragrafen 5 und 6 des brandenburgischen Sportfördergesetzes handele. Das wird damit begründet, dass die Stadt die Sportstätte weder errichtet noch gefördert habe. Außerdem stehe sie außer dem Seesportclub selbst nicht einer breiteren Öffentlichkeit – also anderen Vereinen, nicht vereinsgebundenen Sportlern oder Kindertagesstätten – zur Verfügung.
Schlösserstiftung will, dass das Strandbad auf das Gelände des Potsdamer Seesportclubs umzieht
Darüber hinaus wird in der Antwort auch gleich ein Sündenbock geliefert – wenn auch nicht explizit: Die Pflicht zum Ersatz träfe auch keineswegs die Stadt, da diese „weder Eigentümerin noch Betreiberin der Sportstätte war oder ist noch die Aufgabe der Sportstätte zugunsten einer anderen Nutzung zu verantworten hat“. Gemeint ist damit die Schlösserstiftung. Die möchte nämlich, dass das von den kommunalen Stadtwerken betriebene Strandbad auf das Gelände des Clubs umzieht, um Platz für die Wiederherstellung eines historischen Rundwegs im Park Babelsberg zu schaffen.
Mit dieser Sichtweise macht sich das Rechtsamt keine Freunde: Die Fraktion Die Andere wirft der Stadtverwaltung eine verfehlte Sportpolitik vor, sollte das Gelände ersatzlos verschwinden. Sollte der Verein gegen eine künftige Räumung klagen, werde man das unterstützen. Kritik kommt auch von der Linken. Unabhängig davon, ob es eine zwingende rechtliche Verpflichtung gebe, so Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, sollte sich die Stadt um eine Lösung bemühen, die die Existenz des Vereins sichert.
Die Schlösserstiftung beharrt indes auf ihren Ansprüchen. Die Flächen seien dem Verein vertragsgemäß 20 Jahre lang kostenfrei zur Verfügung gestellt worden. „Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die SPSG ihren Teil des Vertrages erfüllt hat“, so Sprecher Frank Kallensee. Bislang gehe man davon aus, dass auch der Seesportclub den Vertrag erfülle.
Umzugsdiskussion sei nicht überraschend, der Verein hofft dennoch auf eine Lösung
Beim Seesportclub selbst ist man von der Einschätzung des Rechtsamts naturgemäß wenig begeistert. Man habe den Eindruck, die Verwaltung zeige bei dem Thema nicht viel Einsatz, so Vereinschef Detlef von Jagow. Er zieht die Einschätzung des Rechtsamts in Zweifel. Im Gesetz heiße es, öffentliche Sportstätten seien Sportstätten, die mit öffentlichen Mittel errichtet oder gefördert worden seien. Und das treffe auf die Steganlage zu. Die habe 1997 zwar nicht die Stadt, jedoch das Land Brandenburg gefördert, sagte von Jagow den PNN. Werde sie beseitigt, müsse folglich auch Ersatz geschaffen werden.
Jagow räumt ein, dass die Umzugsdiskussion nicht überraschend sei – schließlich war bekannt, dass der Pachtvertrag mit der Schlösserstiftung nach 20 Jahren ausläuft. Das gelte aber auch für die Stadt. Der Verein hoffe noch auf eine Lösung. „Es gibt Gespräche mit dem Sportamt.“ Kurzfristig hoffe man, dass der Verein am Standort noch geduldet werde, weil die Pläne für die Verschiebung des Strandbads und der Wiederherstellung des Rundwegs noch nicht fortgeschritten seien. Die Zeit könne man mit der Stadt für die Suche nach einem Ersatzstandort nutzen. „Die Hauptsache ist der Zugang zum Wasser“, sagte von Jagow. Ein großes Grundstück benötige man nicht.
Magdowski: „Wir wollen natürlich dafür sorgen, dass die Sportler nicht heimatlos werden“
Die Stadtverwaltung versuchte, auf Nachfrage zu deeskalieren: Bei der Suche nach einem Alternativstandort sehe sich die Stadt weiterhin in der Mitverantwortung und werde daher, wie bisher auch, bei der Suche nach einem neuen Grundstück helfen. Im Jahr 2014 hatte Potsdams scheidende Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) genau das versprochen: „Wir wollen natürlich dafür sorgen, dass die Sportler nicht heimatlos werden“, sagte sie beim 60. Jubiläum des Vereins.
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