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Protestzug am 4. November 1989 in Potsdam.
© Bernd Blumrich

ZZF-Gesprächsreihe über Ostdeutschland: "Wissenschaft muss das Gespräch suchen"

Forscher des Potsdamer Leibniz Zentrums für Zeithistorische Forschung wollen mit Menschen aus Ostdeutschland ins Gespräch kommen - auch zu unbequemen Fragen.

Potsdam - Gesprächsrunden statt Fußnoten – Forscher vom Potsdamer Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) wollen mit Ostdeutschen ins Gespräch kommen. Die Wissenschaftler erforschen nämlich die Gesellschaftsgeschichte des Umbruchs und wollen ihre Forschungsergebnisse bei einer Dialogreise im Januar präsentieren sowie mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen, wie das ZZF mitteilt. „Wir wollen direkt mit jenen Menschen über unsere Ergebnisse ins Gespräch kommen, deren Leben vom Umbruch 1989 geprägt wurde“, sagt Projektleiterin Kerstin Brückweh. 

Der breite Zuspruch, den Gruppierungen wie Pegida und die AfD erfahren, habe Ostdeutschland ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt, so das ZZF. Wissenschaftlich untersucht wurden die ostdeutschen Erfahrungen vor allem in einer langen Perspektive über den Bruch von 1989 hinweg bisher jedoch kaum. Brückweh und ihr Team wollten wissen, welche Erfahrungen, Ressourcen und Emotionen Ostdeutsche in die Wendezeit einbrachten.

Vier Jahre Recherche liegen dem Projekt zugrunde 

Vier Jahre lang haben sie schriftliche Quellen aus den 1980er-, 1990er und 2000er-Jahren analysiert, frühere sozialwissenschaftliche Interviews neu ausgewertet und mit Zeitzeugen gesprochen. Nun wollen sie ihre Erkenntnisse zur Diskussion stellen und zwar noch bevor die Forschungsergebnisse in Büchern veröffentlicht werden. „Wenn Wissenschaft gesellschaftlich relevant sein will, muss sie das Gespräch suchen“, betont Brückweh. 

An vier Terminen werde im Januar 2020 in Meiningen, Garrey, Leipzig und Kleinmachnow über die „Wende“ diskutiert. Das Projekt „Die lange Geschichte der ‚Wende’“ startete 2016 und wurde von der Leibniz-Gemeinschaft gefördert. In vier Teilprojekten untersuchten die Wissenschaftler den gesellschaftlichen Wandel über die Zäsur von 1989/90 hinweg. Kerstin Brückweh analysiert das nach 1989 umkämpfte Feld des Wohneigentums und die Debatte um Rückgabe oder Entschädigung. Anja Schröter widmet sich lokaler politischer Kultur und dem zunehmenden Wunsch nach Teilhabe. Kathrin Zöller analysiert in ihrer Doktorarbeit ostdeutsche Schulen im Umbruch und Clemens Villinger erforscht die Bedeutung des Konsums für die Revolution von 1989 und die folgenden Jahre. Der Austausch begann schon vor der Reise: Das Team präsentierte seine Ergebnisse Zeitzeugen und bat sie um einen schriftlichen Kommentar. 

Die Diskussion in Kleinmachnow findet am 23. Januar, 19.30 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses statt. Mehr Infos gibt es hier.

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