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Das Hotel "Bayrisches Haus" soll auf absehbare Zeit keine Klinik werden.
© Ottmar Winter

Luxushotel im Potsdamer Wildpark: "Wir stehen zum Bayrischen Haus"

Die Nachricht, das Luxushotel "Bayrisches Haus" zu einer Klinik umzufunktionieren, sorgte für Entsetzen in der Belegschaft. Nun hat der Sprecher der Eigentümerfamilie die Pläne dementiert.

Potsdam - Die Unruhe unter den 25 festangestellten Mitarbeitern des Romantik Hotels Bayrisches Haus war groß. Sie waren „schockiert”, wie es hieß, und sie fürchteten um ihre Arbeitsplätze, als auch die PNN am Mittwoch berichteten, was bei einem Pressegespräch im Rathaus zu Tage getreten war: Die im hessischen Frankfurt residierende Eigentümerfamilie Dürbeck hatte bei der Stadt eine Nutzungsänderung für das weit über Potsdam hinaus bekannte Hotel zugunsten einer Klinik beantragt. 

Befeuert wurde die Existenzangst der Beschäftigten durch eine zweite Nachricht. Das Bauamt hatte dem Antrag in seiner Bauleitplanung überraschend höchste Priorität zugemessen – es drängte sich der Eindruck auf, als solle das Projekt nun mit großer Dringlichkeit verwirklicht werden. Auch unter Hotelgästen und Kollegen sorgten die Nachrichten für Erschütterung. 

"Verständliche Unsicherheit"

Doch so wird es zumindest auf absehbare Zeit wohl nicht kommen. Thomas Dürbeck, Testamentsvollstrecker der in Frankfurt am Main residierenden, sechsköpfigen Erbengemeinschaft, der das Anwesen im Wildpark gehört, zeigte sich am Freitag betroffen über die für ihn „verständliche Unsicherheit”, die sich rund ums Bayrische Haus ausgebreitet habe. 

Im Gespräch mit den PNN stellte er klar: „Es gibt auf der Eigentümerseite weder einen Bau- noch einen Investitionsplan für eine andere Nutzungsmöglichkeit für das Hotel.” Sein im Dezember 2016 verstorbener Vater Karl Dürbeck habe das Anwesen 2001 erworben, dessen Lebensgefährtin Gertrud Schmack sei lange Jahre dort Geschäftsführerin gewesen. „Wir stehen zu dem Haus. Wir wollen das Hotel und das von Hoteldirektor und Chefkoch Alexander Dressel geführte Sterne-Restaurant weiterbetreiben.”

Sternekoch Alexander Dressel. 
Sternekoch Alexander Dressel. 
© Andreas Klaer

Dürbecks Vater entwickelte eine Liebe zu Potsdam 

Dürbeck erzählte, dass der Senior zwischen Frankfurt am Main und Potsdam gependelt sei, in den letzten Jahren seines Lebens aber drei Viertel seiner Zeit an der Havel verbracht habe. Sein Vater, der sein Geld mit dem Import von Bananen, Ananas, Trauben und Zitrusfrüchten aus Übersee machte, habe „eine Liebe zu Potsdam entwickelt”. 

Immer mal wieder, so Thomas Dürbeck, sei in der Familie darüber nachgedacht worden, welche anderen Nutzungsmöglichkeiten es für das Hotel geben könnte. Dressel wisse davon. 2015, als der Senior noch lebte, sei eine Baugenehmigung für einen Konferenzbereich sowie das eingeschossige sogenannte Waldhaus beantragt worden. Es sollte um sieben Zimmer erweitert werden, die Genehmigung für die Aufstockung liege vor. In dem Zusammenhang sollte auch die Möglichkeit einer Nutzungsänderung geprüft werden. „Wir hatten keine Absichten, das zu machen, wir wollten nur wissen, was ginge”, sagt Dürbeck. 

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Emotionale Verbindung zu dem Haus

Nach dem Tod seines Vaters seien, so der Testamentsvollstrecker, etliche Immobilienhaie vorstellig geworden, „die mit dem Hotel ein Schnäppchen machen wollten”. Es habe für die Familie außer Frage gestanden, die Offerten abzulehnen: „Für uns alle hängen da Emotionen dran.” Deswegen habe er, als die Nachrichten über den Änderungsantrag bekannt wurden, sofort eine Mail an Hoteldirektor Alexander Dressel geschrieben und ihn um deren Weiterleitung an die Mitarbeiter gebeten. 

Er hoffe, „dass Herr Dressel die Mitarbeiter beruhigen konnte“. Das Bayrische Haus hat nach Angaben Dürbecks 2020 wegen Corona einen Umsatzausfall von rund 700 000 Euro hinnehmen müssen. Allein das inzwischen mittlerweile wieder aufgehobene Beherbungsverbot in Brandenburg habe das Haus rund 20 000 Euro gekostet. Aber: „Wir können so etwas überstehen.” 

Bayrisches Haus Teil des Stadtbilds

In Potsdam ist das Bayrische Haus, auch wenn es weit draußen liegt, Teil des Stadtbilds. Das drückt sich nicht nur in den Hymnen aus, mit denen Gäste dessen Vorzüge preisen. So vergab die Schönheitsexpertin Lobna J. auf Facebook „5 Sterne” an das Vier-Sterne-Plus-Hotel, Hans-Georg S. entzückten „hervorragende Weine und im Winter ein schönes Feuer am Kamin”. „Die Küche war der Hammer”, schrieb ein Thomas am 23. August auf Facebook. Seine Einschätzung wird auch von Profi-Schmeckern geteilt. Der Gastro- Guide Michelin verleiht Chefkoch Dressel seit 2004 Jahr für Jahr einen Stern, weil die Küche „voller Finesse” und „einen Stopp wert” sei. Dressel habe die Haute Cuisine in Potsdam begründet und etabliert, sagen auch Kollegen. 

Das Geschäftsmodell war über Jahrzehnte erfolgreich. Das Sterne-Restaurant bescherte dem Hotel Übernachtungsgäste, von denen 95 Prozent aus Deutschland kommen. Die Hotel-Gäste freuen sich darüber, in einem Haus mit Topküche unterzukommen. 

Begnadet scheint die Landeshauptstadt mit ihren Spitzenrestaurants ohnehin zu sein. Einen Michelin-Stern trägt auch das „Kochzimmer” von Küchenchef David Schubert und Geschäftsführer Jörg Frankenhäuser am Neuen Markt. Man schätzt sich, verträgt und ergänzt sich. Dressel kocht in Anlehnung an die französische Hochküche, Schubert prägt die sogenannte neue preußische Küche: bodenständig, sehr regional geprägt. „Potsdam hat Platz für zwei Sterne-Restaurants”, sagt Frankenhäuser, „es wäre ein sehr großer Verlust, wenn eines verschwinden würde.”

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