Partnerstädte Potsdam und Perugia: „Wie ist das jetzt mit Perugia?“
Im Juni 1990 wurde der Verein Il Ponte gegründet, sechs Monate später wurden Potsdam und Perugia Partnerstädte. Das wird gefeiert.
Potsdam - Sie macht den Job schon seit 23 Jahren und ist immer noch aufgeregt, wenn Gäste kommen. Maria-Luise Döring, Vorsitzende von Il Ponte – Brandenburgische Gesellschaft der Freunde Italiens e.V., wartet auf den Reisebus aus Perugia, der jede Minute eintreffen könnte. Und zwar im Arcona-Hotel, dem ehemaligen Persius-Speicher. „Das passt doch ganz gut“, sagt die Vorsitzende der Freundschafts-Gesellschaft. Das Wort Gesellschaft ist ihr lieber als Verein. „Wir wollen menschliche Begegnungen zwischen den Partnerstädten Potsdam und Perugia ermöglichen.“
Das tut Il Ponte, zu Deutsch: „die Brücke“, seit 25 Jahren. Das Jubiläum fällt ins selbe Jahr wie das der offiziellen Gründung der Städtepartnerschaft. Die im Wesentlichen von ihnen getragen und gestaltet wird. Und auch mithilfe des Vereins entstand. Zu DDR-Zeiten gab es zwar eine Freundschaftserklärung, aber an einen echten Austausch war nicht zu denken. Einmal in den 1970er-Jahren war Döring, ausgebildete Italianistin, mit einer offiziellen Delegation in Perugia. „Ich konnte Italienisch, sie brauchten mich“, sagt sie.
1990: Die Partnerschaft besiegelt
Sofort nach der Wende reiste sie privat nach Italien. „Mit dem ersten, gebrauchten Westauto“, sagt sie. Und gründete am 23. Juni 1990 den Verein Il Ponte. Dann sprach sie bei der Stadtverwaltung vor: „Wie ist das jetzt mit Perugia?“ Doch damals hatte man ganz andere Dinge im Kopf. Immerhin gab es einen freundlichen Brief der Stadt, mit dem Döring in Perugia hausieren ging. Der dortige Bürgermeister war zunächst reserviert – und wollte dann doch. Am 17. Dezember 1990 besiegelte Potsdams damaliger Bürgermeister Horst Gramlich die Partnerschaft in Perugia.
Heute zählen die Potsdamer Freunde Italiens knapp 200 Mitglieder. Nicht mehr alle sind aktiv dabei, vor allem aus Altersgründen, aber etwa 50 kommen zu den Versammlungen und Veranstaltungen, zu Lesungen und Ausstellungen, Konzerten. Nehmen an Bürgerreisen teil. Als sie die Idee dazu vor 20 Jahren vortrug, waren nur wenige begeistert. „Und vor vier Wochen sind wir von der 20. Reise zurückgekommen, ich hätt’s nie gedacht“, sagt sie.
Meschliche Begegnungen im Mittelpunkt des Vereins
Wenn Döring spricht, schwingt viel Begeisterung mit. Für das Land, die Stadt, die Geschichte, ausschweifend kann sie über die umbrische Stadt mit 166 000 Einwohnern, gegründet vor mehr als 2000 Jahren von den Etruskern, erzählen. Aber sie berichtet auch von den menschlichen Begegnungen, eigentlich das wichtigere Anliegen des Vereins. Das spiegelt sich in den gegenseitigen Besuchen wider, im Künstleraustausch, den Freundschaften, die hier im Laufe der Jahre entstanden sind. Aber auch in den Hilfsaktionen. Il Ponte unterstützt seit einigen Jahren das Emmaushaus in Perugia, eine Einrichtung mit Ferienwohnungen für Familien mit behinderten Familienmitgliedern. „Ganz spartanisch eingerichtet“, sagt Döring, aber es sei doch so wichtig. Auch am Vereinsleben und den Italienfahrten nehmen Menschen mit Behinderungen teil, man weiß um die Schwierigkeiten im Alltag.
In Potsdam treffen sie sich zweimal im Jahr zum „giardiniamo“, einem Garten-Arbeitseinsatz im Park Sanssouci. „Das Areal unterhalb des Klausbergs ist unseres“, sagt Döring. Und immer wenn Besucher aus Perugia kommen, loben sie das viele Grün der Stadt, die Parks, die Gärten. In Perugia ist ab Mitte des Sommers alles braun. Die Stadt mit der mittelalterlichen Bausubstanz habe ohnehin wenige Parkanlagen zu bieten. Dafür aber Stadtmauern, die teils 2000 Jahre alt sind und eine einzigartige Altstadt. Dort stand Maria-Luise Döring schon an einem Stand – beim jährlichen Markt der Partnerstädte. Die Potsdamer verkauften dort regionale Produkte. Es dauerte jedoch eine Weile, bis sie herausfanden, womit man Italienern eine Freude machen kann. Mit Wein aus Werder jedenfalls nicht, sagt Döring und lacht: „Der ging gar nicht.“ Bier aus Potsdam hingegen wurden sie schnell los.
Schüler des Filmgymnasiums drehten Film über Perugia
Obwohl der Verein so aktiv ist, sorgt sich Döring ein wenig über die Mitgliederentwicklung. Sie wünscht sich mehr junge Leute. Manchmal kommen Studenten zu ihnen, aber die haben neben Studium und Job meist wenig Zeit. „Wir bieten wahrscheinlich auch nicht das Richtige für diese Zielgruppe“, sagt sie.
Ein Projekt allerdings haben sie nun gemeinsam mit Schülern des Filmgymnasiums durchgeführt. Schüler vom Gymnasium drehten in Perugia einen Film über die Stadt, ein Drehteam aus Perugia tat dasselbe in Potsdam. Die Idee dazu hatte Vereinsvize Claus Dobberke, Regisseur und Dokumentarfilmer. Und das Filmgymnasium griff sie begeistert auf. Entstanden sind – fast zeitgleich im vergangenen Winter und Frühjahr – zwei neue Bausteine in dieser Städtepartnerschaft. Sie zeigen den Blick der Gäste, aber auch ein Stück Selbstverständnis der Städte. Beim Empfang der Stadt vergangenen Freitagabend anlässlich von 25 Jahren Städtepartnerschaft – zu Gast war auch der Bürgermeister aus Perugia, Andrea Romizi – wurden die Filme vorgestellt. Am heutigen Montag werden sie im Kinosaal des Mediencampus gezeigt.
Filmvorführung am heutigen Montag um 19 Uhr im Kinosaal im Mediencampus, Eingang Großbeerenstraße 189. Der Eintritt ist frei.
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