Vergabeverfahren endet: Wettstreit um die Potsdamer Mitte
Wem wird Potsdams Mitte gehören? Im März soll die Entscheidung im Vergabeverfahren fallen - 23 Bewerber sind noch im Rennen. Dabei haben einige bessere Chancen. Woran das liegt:
Potsdam - Die Veränderung in der Potsdamer Mitte wird von Tag zu Tag augenfälliger: Auf der Brache neben dem früheren Gebäude der Fachhochschule türmen sich alte Betonträger, verbogener Stahl und Schutt. Der umstrittene Abriss des Gebäudes soll den Weg frei machen für ein neues Innenstadtquartier. Anstelle des öffentlichen Hochschulgebäudes sollen Am Alten Markt künftig Wohn- und Geschäftshäuser entstehen. Für einige Gebäude sind Leitfassaden nach historischem Vorbild vorgesehen, für weitere gibt es Gestaltungsvorgaben.
Wer ist im Rennen?
Doch wie es genau dort aussehen soll und vor allem wem Potsdams Mitte an dieser Stelle gehören wird, steht noch nicht fest. Das soll sich aber bald ändern. In wenigen Wochen wird eine wichtige Vorentscheidung fallen: Anfang März soll die erste von zwei Jurysitzungen stattfinden, in denen die Grundstücke im sogenannten Block III vergeben werden. Damit ist der Bereich zwischen dem Landtagsschloss und der künftigen verlängerten Schwertfegerstraße gemeint. 23 Bewerber sind noch im Rennen – darunter drei Potsdamer Genossenschaften, die dort Sozialwohnungen bauen wollen. Einen genauen Termin für die Sitzungen konnte der für das Vergabeverfahren zuständige Sanierungsträger auf Anfrage noch nicht nennen.
Doch einen Schönheitspreis wird in dem Verfahren wohl nicht vergeben: Angesichts des Mangels an Wohnraum besonders für untere Einkommensgruppen wächst nun der Druck, auch in der Mitte Sozialwohnungen zu bauen. Die sind zwar nur für einen Bruchteil der Fläche des Blocks III vorgeschrieben, werden nun aber immer wichtiger. Bei der Neugestaltung der Mitte müsse ein sozial durchmischtes Quartier entstehen, fordert Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. „Wir werden konsequent darauf achten, dass das in diesem Sinne umgesetzt wird“, sagte er den PNN.
Von wem die endgültige Entscheidung abhängt
Tatsächlich haben die Stadtverordneten das letzte Wort. Sie müssen der Grundstücksvergabe zustimmen, die Jury gibt nur Empfehlungen ab. Der Sanierungsträger geht davon aus, dass noch vor der Sommerpause über die Vergabe abgestimmt wird.
Eine Vergabe an die Genossenschaften würde auch zur aktuellen Wohnungspolitik der Stadtspitze passen. Denn dabei bekommt die öffentliche Hand zuletzt eine immer größere Bedeutung: Städtische Grundstücke sollten nicht mehr zum Höchstpreis verkauft, sondern an die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam oder an Genossenschaften übertragen werden, die bereit sind, dort Sozialwohnungen zu errichten, hatte Potsdams Sozialbeigeordneter Mike Schubert (SPD) kürzlich bei der Vorstellung des Wohnungsmarktberichts gefordert. „In Potsdam wird viel gebaut“, so Schubert, aber es seien oft nicht die „richtigen“ Wohnungen.
Wer zum Zuge kommen soll
Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) kündigte gar an, künftig für eine Million Euro pro Jahr Grundstücke anzukaufen. In Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen ist Haushaltssanierung durch Verkäufe zum Höchstpreis aus der Mode. Stattdessen sollen kommunale und genossenschaftliche Bauherren zum Zuge kommen. Wie in der Teltower Vorstadt: Auch das Tram-Depot in der Heinrich-Mann-Allee will die Pro Potsdam wohl komplett selbst bebauen – mit 750 Wohnungen.
Die verbesserten Förderkriterien des Landes für den Bau von Sozialwohnungen kommen den Potsdamer Genossenschaften gerade recht. Bodo Jablonowski, Vorstand der Genossenschaft „Karl Marx“, sagte den PNN, dies sei ein wichtiger Faktor für das Engagement der Genossenschaften für die Potsdamer Mitte gewesen. Und die Genossenschaften wissen, dass sie damit punkten könnten. Bereits im November hatten sie sich selbstbewusst zu Wort gemeldet: Ihr Nutzungskonzept setzt den Schwerpunkt auf dauerhaft bezahlbaren Wohnraum und Wohnungsgrößen, die sowohl für Singles und Paare als auch Familien geeignet seien, hieß es in einer Erklärung der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft (PWG) 1956, der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ und der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft (PBG).
Genossenschaften wollen für Potsdam bauen
Für die Genossenschaften ist das Projekt in der Mitte nicht irgendein Bau, sondern „das wichtigste gemeinsame Projekt seit der Wende“, wie sie auf PNN-Anfrage erklärten. Die erarbeitete Gesamtkonzeption sei nicht nur städtebaulich und architektonisch etwas Besonderes, sondern auch sozial und wirtschaftlich. „Außerdem wäre es eine Potsdamer Lösung: Wir sind Potsdamer Genossenschaften, die für Potsdamer bauen“, hieß es.
Mehr als 100 Wohnungen sind vorgesehen, dazu Einrichtungen für Handel, Gastronomie, Gewerbe, Bildung, Kultur und Begegnungen – zu langfristig günstigen Mieten. Ein Drittel aller Wohnungen sollen Sozialwohnungen sein. „Die restlichen zwei Drittel liegen bezüglich der Miethöhe zehn Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete nach gültigem Mietspiegel. Eine Regel, die wir für mindestens 20 Jahre garantieren können“, so die Genossenschaften.
Wer sich selbst noch ein Bild von den Entwürfen machen will, kann das in der „Roten Infobox“ auf dem Alten Markt tun. Die öffnet am nächsten Donnerstag, dem 22. Februar, noch einmal von 16 bis 19 Uhr ihre Türen.
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