Deutscher Schulpreis für die Sportschule?: Wettkämpfe gewohnt
Die Sportschule in der Zeppelinstraße ist im Rennen um den Deutschen Schulpreis. Gestern wurde ein erstes Fazit gezogen.
Potsdam - Rüdiger Ziemer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Zwei Tage lang haben Mitglieder der Jury für den Deutschen Schulpreis seine Sportschule inspiziert, mit Lehrern, Schülern und Eltern gesprochen und im Unterricht gesessen. Und trotzdem gibt sich der Schulleiter beim anschließenden Fazit am Dienstagnachmittag gelassen: „Unsere Schüler sind Wettbewerbe gewohnt.“
Gut möglich, dass sie und ihre Schule auch diesen Wettbewerb bestehen, zumindest vermittelte die Jury am Dienstag diesen Eindruck. Nur Positives hatten sie über die Sportschule in der Zeppelinstraße zu berichten. So würden die Schüler sehr gut dabei unterstützt, Schule und Training unter einen Hut zu bringen, sagte etwa Bettina Hannover, Professorin für Schul- und Unterrichtsforschung an der FU Berlin. Zum einen würden die Trainingszeiten an den Unterricht angepasst, gleichzeitig aber auch der Unterricht über einen längeren Zeitraum gestreckt, sodass die Schüler mehr Zeit für den Stoff hätten. So gelinge es, dass nicht das eine zulasten des anderen gehe, so Hannover. Im Gegenteil: Durch den Sport werde offenbar das selbstgesteuerte Lernen gefördert, zumindest sei dies an der Sportschule besonders ausgeprägt. Auch im sozialen Bereich würden die Schüler gut gefördert, so werde ihnen geholfen, mit Siegen und Niederlagen umzugehen – auch wenn der Konkurrent in der gleichen Klasse sei oder im Wohnheim nebenan wohne.
Auch die Eltern seien sehr zufrieden mit der Schule, sagte Cornelia von Ilsemann, unter anderem ehemalige Abteilungsleiterin im Bremer Bildungssenat. Sie fühlten sich gut informiert und würden rechtzeitig vor einem Leistungsausfall ihrer Kinder gewarnt. Auch das sogenannte additive Abitur, dass es bundesweit nur hier gebe, stoße bei den Eltern auf große Zustimmung. Dies bedeutet, dass die Schüler die Abiturprüfungen über einen längeren Zeitraum verteilt ablegen können – und die Schulzeit insgesamt länger ist. Die Lehrer seien hochmotiviert, obwohl die zeitliche Arbeitsbelastung höher als an den meisten anderen Schulen sei, so Ilsemann. Ebenfalls positiv merkte sie an, dass auch Schüler, die an die Grenzen ihrer sportlichen Leistung kommen, auf der Schule bleiben dürfen – keine Selbstverständlichkeit bei einer Sportschule. Nur auf Nachfrage fiel den Juroren auch noch ein kleiner Kritikpunkt ein: Die Lehrer hätten sich eine noch stärkere Einbindung der Schüler und mehr Feedback zu ihrem Unterricht gewünscht. Aber dazu sei auch schon ein Workshop geplant, so Ilsemann. Auch das also eigentlich nichts Negatives.
Ob die Jury auch bei den anderen Schulbesuchen so begeistert war oder ob sich die Sportschule tatsächlich als Sieger durchsetzt, wird Ende März feststehen. Doch schon der Besuch diese Woche war eine Anerkennung: Nur 17 der 80 Bewerberschulen wurden überhaupt von der Jury inspiziert.
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