zum Hauptinhalt
Die Zahl der Fahrraddiebstähle in Potsdam ist das erste Mal seit Jahren gesunken.
© Friso Gentsch/dpa

Kriminalstatistik Potsdam 2016: Weniger Straftaten, aber mehr Gewalt in Potsdam

Die Zahl der Straftaten in Potsdam ist insgesamt zurückgegangen, vor allem wurden weniger Fahrräder als noch in den Vorjahren gestohlen. Allerdings gab es deutlich mehr Gewaltdelikte.

Potsdam - Bislang war Potsdam die Hauptstadt des Fahrradklaus in Brandenburg und hatte auch deutschlandweit einen Spitzenplatz. Doch 2016 ist die Zahl der Fahrraddiebstähle in der Stadt erstmals seit Jahren wieder gesunken. 2015 gab es einen Rekord von 2200 Fällen. Im vergangenen Jahr nun registrierte die Polizei 1836 Fälle. Damit rutschte die Zahl unter die Marke von 2013.

Sven Mutschischk, den Chef der Kriminalpolizei der Direktion West, sagte am Donnerstag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik: „2016 haben wir unser Augenmerk insbesondere auf die Bekämpfung der Fahrraddiebstähle gelegt. Durch speziell hierfür eingesetzte Ermittlungsgruppen haben wir Ermittlungserfolge erzielt.“ So hat etwa die Ermittlergruppe „Herkules“ in der Direktion West eine polnische Diebesbande ausgehoben. „Herkules“ ist wegen des deutlichen Rückgangs an Fahrraddiebstählen bereits im Dezember 2016 aufgelöst worden.

Weniger Raddiebstähle, mehr Sicherheitskontrollen

Der Chef der Potsdamer Polizeiinspektion, Maik Toppel, führt den Erfolg auch auf andere Maßnahmen zurück. Die Streifen hätten vermehrt auf Fahrraddiebe geachtet. Zudem habe es mehr Sicherheitskontrollen gegeben, bei denen zugleich die Herkunft der Räder geprüft wurde. Die Polizei habe auch Bürger gezielt angesprochen, ebenso mit Vermietern über die Sicherheit in Fahrradkellern geredet.

Auch sonst fällt die Kriminalitätsstatistik für Direktionsleiter Peter Meyritz positiv aus. Die Zahl aller in Potsdam erfassten Straftaten ist trotz des Einwohnerzuwachses deutlich zurückgegangen, von 17.425 auf 16.673. Der Anteil der aufgeklärten Fälle stieg von 44,7 Prozent auf 51 Prozent. Den größten Anteil an den Straftaten machten mit etwas weniger als der Hälfte Diebstahlsdelikte aus, wobei auch deren Zahl insgesamt von 8560 auf 7511 Fälle zurückging.

Mehr Wohnungseinbrüche in Potsdam

Gestiegen ist dabei aber die Zahl der Wohnungseinbrüche von 166 und 201 in den Jahren zuvor auf 220 im Jahr 2016. Zugleich konnte die Polizei deutlich weniger Fälle aufklären, die Quote sank von 22 und 13 Prozent in den Vorjahren auf 7,3 Prozent. „Wohnungseinbrüche machen uns weiter Sorgen“, sagte Inspektionschef Toppel. Dieser Bereich bleibe ein Schwerpunkt für die Direktion West. Die Polizei habe bei Wohnungseinbrüchen eine gute Spurenlage von den Tatorten, „aber uns fehlen die Täter“, sagte Toppel. Immerhin müssen sich die Diebe, wenn sie geschnappt werden, darauf einstellen, dass ihnen die Taten nachgewiesen werden können – auch Jahre später.

Die Direktion West macht deshalb Druck, dass sich auch die Streifenbeamten in Sachen Spurensicherung weiterbilden. Der Grund: Im ganzen Land gibt es zu wenig Kriminaltechniker bei der Polizei. Deshalb will Direktionschef Meyritz auch den Kriminaldauerdienst, der immer als erster am Tatort ist, aufstocken. „Der Einsatz von gut ausgebildeten, spezialisierten Polizisten ist ein Garant dafür, auswertbare Spuren zu erlangen und alle erforderlichen Hinweise gleich zu Beginn der Ermittlungen zu erhalten“, sagte Meyritz. Nur so könnten Täter ermittelt und die Verfahren „beweissicher an die Staatsanwaltschaft abgeben werden“.

Deutliche Zunahme von Gewaltdelikten

Besonders deutlich sticht aus der Kriminalitätsstatistik die Zunahme von Gewaltdelikten heraus. Die Zahl der Fälle stieg auf 375, nach 306 und 269 Fällen in den Vorjahren. Grund war ein Zuwachs bei Raub und räuberischer Erpressung von 100 auf 124 Fällen im vergangenen Jahr, als es in Potsdam zahlreiche Überfälle auf Discounter und Supermärkte gab.

Bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung verzeichnete die Polizei einen Anstieg um 20 Prozent - von 193 auf 234 Fälle. Toppel sagte, viele Menschen seien nicht mehr in der Lage, Konflikte durch Kommunikation zu lösen, sondern durch körperliche Gewalt. Ein anderer Grund für die Zunahme - und ein landesweiter Trend - sind Schlägereien unter Flüchtlingen in Asylunterkünften, wo es bei geringsten Anlässen zu Schlägereien kommen könne, hieß es. Von den im vergangenen Jahr im Bereich der Polizeiinspektion - mitsamt dem Potsdamer Umland - ermittelten 7524 ermittelten Tatverdächtigen (2015: 7367) wurden 1788 als "nicht-deutsche Tatverdächtige" registriert. Bei ihnen verzeichnete die Polizei einen Anstieg um vier Prozent.

Vermögensdelikte haben zugenommen

Die Zahl der Autodiebstähle war in Potsdam im vergangenen Jahr mit 247 gleichbleibend hoch, bei Einbruchsdiebstählen aus Autos gab es einen Rückgang. Leicht zugenommen haben Vermögensdelikte wie Betrug, Veruntreuung, Unterschlagung sowie Fälschung von Urkunden, Geld und Zahlungskarten. Keine Ausschläge gab es bei Drogendelikten und Sexualstraftaten.

Auffällig ist die Statistik bei Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen. 2015 waren es zwei Fälle, 2016 dann 5. Darunter fielen auch eine Messerstecherei und ein Fall aus den Vorjahren, der 2016 aufgeklärt wurde. Es ging um die Vergiftung eines Kleinkindes.

Zur Startseite