zum Hauptinhalt
Mehr Luft. Florian Kirchesch organisierte die Fahrraddemo. 
©  Manfred Thomas

Fahrraddemo in Potsdam: Weniger Autos, bessere Luft

Teilnehmer einer Fahrraddemo fordern autofreie Innenstadt und den Erhalt des Hambacher Forstes.

Potsdam - Aus einem Lautsprecher auf der Brandenburger Straße schallt an diesem Samstagmittag Musik der Prinzen. Gut vernehmbar ist der Refrain von „Mein Fahrrad“ zu hören: „Jeder Popel fährt 'nen Opel, jeder Affe fährt 'nen Ford, jeder Blödmann fährt 'nen Porsche, jeder Arsch 'nen Audi Sport.“ Rund 160 Menschen, darunter viele Kinder, stehen währenddessen mit ihren Fahrrädern auf Potsdams Fußgängerboulevard an der Ecke Dortustraße und hören zu. Zuvor waren sie vom Potsdamer Hauptbahnhof hierher geradelt. Grüne Zweige zieren so manches Fahrrad.

Die Initiativen „Potsdam autofrei“ und „Ende Gelände“ hatten zu dieser Fahrraddemo eingeladen. Das Motto der Aktion: „Kohle stoppen! Hambacher Wald soll leben!“ Zudem fordere man „bessere Fahrradwege, Luft zum Atmen, die Verkehrswende allgemein und nachhaltige Städte insbesondere“, wie es in der Einladung hieß, in der zudem die Vision von einem autofreien Potsdam propagiert wurde. Auf einer Wiese an der Zeppelinstraße nahe dem Schafgraben folgte dann eine Pflanzaktion, bei der junge Bäume gesetzt wurden. „Wir sind für saubere Luft, aber auch für die Wälder“, sagte Organisator Florian Kirchesch. Das betreffe sowohl den Braunkohleabbau im Hambacher Forst und in der Lausitz, als auch den Autoverkehr in Potsdam. Eine autofreie Potsdamer Innenstadt sei dabei ein Ziel, so Kirchesch. Seiner Ansicht nach solle es jedoch Ausnahmen von einem solchen Autoverbot geben können, etwa für Händler, aber auch für Menschen, die aus körperlichen Gründen auf das Auto angewiesen sind.

Ein Zeichen für den Hambacher Forst aus Potsdam

Dass der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) im Streit um den Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen vor dem Oberverwaltungsgericht Münster tags zuvor einen vorläufigen Sieg gegen den Energiekonzern RWE erringen konnte, kam bei den Teilnehmern der Demo freilich gut an. „Eine tolle Sache“ sei dies, sagte etwa ein Mann, der mit seinem Sohn zur Fahrraddemo gekommen war. Es sei doch sinnlos, jetzt wo der Kohleausstieg näher rücke, noch alte Wälder für den Tagebau abzuholzen – und dies nur „für kurzen Profit“. Demo-Organisator Kirchesch gab jedoch zu bedenken, dass noch nicht endgültig über die Zukunft des Hambacher Forstes entschieden worden sei. Zugleich berichtete er von einer bevorstehenden „Aktion des zivilen Ungehorsams“, mit der noch in diesem Oktober der Tagebau am Hambacher Forst vorübergehend besetzt werden soll. „Da werden auch viele Menschen aus Potsdam hinfahren“, erklärte Kirchesch. In seiner Rede appellierte der Aktivist an die rot-rote Landesregierung, schnell aus dem Braunkohleabbau auszusteigen. Anderenfalls könnten die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens nicht erreicht werden.

Die Fahrraddemonstration am Samstag war bereits die dritte ihrer Art in Potsdam. Bei den vorangegangenen Aktionen ging es vor allem um eine fahrradgerechte Stadt und um weniger Autoverkehr – Ziele, denen sich auch Demo-Teilnehmerin Ulrike Garcia verbunden fühlt. Es müsse viel mehr für Fahrradfahrer getan werden, sagte die Potsdamerin am Rande der Fahrradaktion. Radfahrer in den Innenstädten litten unter der Luftverschmutzung durch den motorisierten Verkehr. „Man atmet ständig diese Abgasluft ein“, beklagte die Babelsbergerin. Sie und ihre Familie verzichteten bewusst auf ein Auto.

Übrigens, der Refrain des Prinzen-Songs von „Mein Fahrrad“ endet so: „Jeder Spinner fährt 'nen Manta, jeder Dödel Jaguar, nur Genießer fahren Fahrrad und sind immer schneller da.“  

Zur Startseite