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Der erste Blick täuscht. Potsdam ist zwar eingebettet in eine Flusslandschaft, dennoch ist die Versorgung mit ausreichend Trinkwasser kein Selbstläufer. Wird zu viel Wasser aus dem Untergrund nach oben gepumpt, besteht die Gefahr, dass auch Salzwasserdepots angezapft werden.
© Lutz Hannemann

Potsdam: Wasser für die Stadt der Zukunft

Bei der 62. Sitzung des Stadt Forums Potsdam wurde über die Ressource Wasser in Potsdam gesprochen

Angesichts des enormen Wachstums von Potsdam macht sich die Stadtverwaltung zunehmend Gedanken, wie sie auch in Zukunft die Wasserversorgung der Bevölkerung gewährleisten kann. „Guckt man Potsdam von oben an, zum Beispiel bei Google Maps, denkt man, Wasser ist ja genug da. So einfach ist es leider nicht“, sagte Karsten Zühlke von der Energie und Wasser Potsdam (EWP) am Donnerstagabend im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte am Neuen Markt. Wie in der wachsenden Stadt mit der Ressource in der Zukunft besser umgegangen werden könnte, diskutierten dort Experten aus der Wissenschaft, von Umweltverbänden und der Stadt bei der 62. Sitzung des Stadt Forums.

In den vergangenen zehn Jahren ist die Einwohnerzahl Potsdams von rund 150 000 auf mittlerweile gut 176 000 gestiegen. Jedes Jahr kommen rund 4000 neue Bewohner hinzu. Tatsächlich sei an die Wasser-Ressourcen der Stadt etwas schwieriger heranzukommen als vielleicht angenommen, erklärte Zählke. Wegen der geologischen Verhältnisse unterhalb Potsdams bestehe die Gefahr, dass wenn zu viel Wasser gezogen wird, auch Salzwasser mit hochkomme. Das ist auch der Grund, warum Potsdam fünf Wasserwerke hat und nicht nur zwei, wie vielleicht andere Städte derselben Größe.

Wie man mit dem steigenden Wasserverbrauch der Stadt angesichts des Bevölkerungswachstums umgehe, beantwortete Zählke nicht konkret. Man werde schauen, ob der Bedarf gedeckt werden könne oder ob man dafür eventuell Kooperationen mit umliegenden Versorgern eingehen müsse. In den kommenden Jahren wollen die Stadtwerke aber mehr als 26 Millionen Euro in die Wasserversorgung in Potsdam investieren. So werde für den steigenden Bedarf an Abwasserbeseitigung noch dieses Jahr der Ausbau der Kläranlage Potsdam-Nord beginnen.

Ideen lieferte Jens Nowak, zuständig für das Gebiet Wasserwesen am Fachbereich Bauingenieurwesen der Fachhochschule Potsdam. Er stellte zum Beispiel Sanitärsysteme vor, bei denen Wasser und Nährstoffe des Abwassers wieder für bestimmte Zwecke nutzbar gemacht werden können. Auch sogenannte Vakuumtoiletten, bei denen mit Unterdruck Abwasser und Fäkalien abgeführt und damit Wasser eingespart wird, seien sinnvoll. Durch Freiflächen beispielsweise in der Asphaltierung oder durch das Auffangen in Sammelbecken können zudem das Regenwasser vom Abfließen in die Gewässer abgehalten und Überschwemmungen vermieden werden. Für ein gutes Stadtklima könnten begrünte Fassaden und Häuserdächer sorgen.

Zur Experimentierstube für neue Technologien könnte dabei der neue Stadtteil Krampnitz werden. Bis zu 10 000 Menschen sollen dort perspektivisch ein neues Zuhause finden. In Krampnitz wolle man neue Systeme nutzen, sagte Bauderzenent Bernd Rubelt (parteilos) bei der Veranstaltung. Gerade, was Verfahren wie die Regenwasseraufbereitung oder auch mehr Absickerungsmöglichkeiten für das Regenwasser angehe, könne er sich einiges vorstellen. „Wenn wir aber etwas ändern, müssen wir es systematisch tun. Wir müssen unser bestehendes System, das eine enorme Investition war, mitnehmen in die Zukunft.“ Auch die Neubaugebiete müssten schließlich an das bestehende Abwasser- und Trinkwassersystem angeschlossen werden und seien nicht davon losgelöst. „In Krampnitz können wir vielleicht mehr wagen. Wir müssen aber auch schauen, was leistbar ist“, so Rubelt.

Sarah Stoffers

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