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Kaltluft und Hitzewellen. Markus Rex vom AWI Potsdam erklärt den Zusammenhang mit dem Arktis-Klima.
© AWI/Helmhol/dpa

Potsdamer Polarforscher warnen: Warme Arktis sorgt auch bei uns für Wetterextreme

Ein in Potsdam entwickeltes Klimamodell bestätigt bisher theoretische Annahmen, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Erwärmung der Arktis und klimatischen Extremen in Europa sehen.

Potsdamer Polarforscher untermauern die Annahme von Klimaforschern, dass die Erwärmung der Arktis zu Wetterextremen in unseren Breiten führt. Atmosphärenforscher des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), haben ein Klimamodell entwickelt, das den immer öfter beobachteten Schlängelkurs des Jetstreams – einer großen Luftströmung über der Nordhalbkugel – richtig abbilden kann. „Dieser Durchbruch gelang, nachdem die Wissenschaftler ihr globales Klimamodell mit einem neuen Machine-Learning-Algorithmus zur Ozonchemie kombiniert hatten“, so die AWI-Pressestelle. „Mithilfe dieses neuen Kombi-Modells können die Forscher also nun zeigen, dass der wellenförmige Verlauf des Jetstreams im Winter und die damit verbundenen Extremwetterlagen wie Kälteeinbrüche in Mitteleuropa und Nordamerika eine direkte Folge des Klimawandels sind.“

Die am Dienstag im Nature-Online-Portal Scientific Reports erschienene Untersuchung zeigt laut AWI, dass die Veränderungen im Jetstream zumindest teilweise vom Rückgang des arktischen Meereises verursacht werden. „Sollte die Eisdecke weiter schrumpfen, gehen wir davon aus, dass die bislang beobachteten Extremwetterereignisse in den mittleren Breiten in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen werden“, erklärte Markus Rex, Leiter der Atmosphärenforschung des Potsdamer AWI. „Unsere Ergebnisse untermauern zudem, dass die häufiger auftretenden winterlichen Kaltphasen in den USA, Europa und Asien der Klimaerwärmung nicht widersprechen, sondern vielmehr Teil des menschengemachten Klimawandels sind.“

Im Sommer könnte der schwache Jetstream für Hitzewellen sorgen

Beobachtungen aus den vergangen Jahren zeigen, dass der Jetstream sich immer wieder abschwächt und dann seltener auf einem geradlinigen Kurs parallel zum Äquator weht, sondern sich öfter in Riesenwellen über die Nordhalbkugel schlängelt. Diese Wellen wiederum führen nach Ansicht der AWI-Forscher im Winter zu ungewöhnlichen Kaltlufteinbrüchen aus der Arktis in die mittleren Breiten, wie es sie beispielsweise Ende Januar dieses Jahres gab, als der Mittlere Westen Nordamerikas von extremer Kälte heimgesucht wurde. Im Sommer hingegen könne ein schwächelnder Jetstream langanhaltende Hitzewellen und Trockenheit verursachen, wie sie Europa unter anderem in den Jahren 2003, 2006, 2015 und 2018 erlebt hatte.

Die Polarforscher haben für die Studie erstmals künstliche Intelligenz (KI) in der Klimamodellierung eingesetzt. Damit würden realistischere Klimamodellsysteme erreicht. „Hier liegt ein riesiges Potenzial für die Klimamodelle der Zukunft, von welchen wir uns verlässlichere Klimaprojektionen und damit robustere Grundlagen für politische Entscheidungen erwarten“, erklärte Markus Rex.

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