Als der letzte Gong der aktuellen Bundesligasaison im Potsdamer Toyota-Autohaus ertönt und wenige Augenblicke später das letzte Urteil der Kampfrichter verkündet war, stand zwar der 13:6-Heimerfolg der Boxer von Motor Babelsberg gegen den BC Straubing fest. Doch zu welcher Platzierung dieser dritte Saisonsieg im sechsten Kampf gereicht hatte, blieb noch unbeantwortet. Erst später am Samstagabend gab es Gewissheit: Zum zweiten Mal nach 2013 beendeten die Babelsberger die Erstliga-Runde als Vizemeister.
„Eigentlich wollten wir ganz oben stehen, aber wir können mit dem Erreichen des Minimalziels zufrieden sein“, meinte Motor-Trainer Ralph Mantau. Obwohl der BSK Seelze am gleichen Abend den bereits feststehenden neuen deutschen Meister Nordhäuser SV mit 12:9 bezwang, schob sich Babelsberg noch an Seelze vorbei. Es war eine Millimeterentscheidung. Beide haben 6:6 Punkte, doch in den Unterpunkten hatte Motor die Nase vorn – 63:60 stach 63:61.
Ohne Zweifel ein Erfolg für das Motor-Team, allerdings schmeckt dieser nicht süß, wie man vermuten könnte. Denn die Box-Bundesliga steckt in einer strukturellen Krise, ihre Attraktivität hat gelitten, ihr Stellenwert wird infrage gestellt. Bundesliga: Was elitär klingt, entpuppt sich als bescheiden. Die Qualität der Kämpfe ist durchaus gut, doch das große Ganze lässt diese Liga in einem zweifelhaften Licht erstrahlen. Weil der Serienmeister Velberter BC vor Saisonbeginn nach dem Rückzug seines Hauptsponsors den finanziellen Knockout erlitten hatte, stiegen nur noch vier Teams in den Ring. Minimalistischer ist ein Ligabetrieb wohl kaum vorstellbar. Hinzu kam, dass diese jeweils sechs Kampftage pro Mannschaft binnen zehn Wochen – im wahrsten Sinne – durchgeprügelt wurden. „Das ist nicht mehr als ein Notprogramm“, fand Mantau klare Worte. Den Schuldigen für dieses Konzept hat er indes schnell ausgemacht. Zu einhundert Prozent sei es der Deutsche Boxsport-Verband (DBV). Dieser wollte die Bundesliga unbedingt bis zum Start der Weltliga am kommenden Donnerstag zu Ende bringen. „Für alle ist eine Saison von Herbst bis Frühjahr besser. Der DBV hat die Termine fehlkoordiniert“, attackierte Mantau den Verband verbal so vehement, wie seine Sportler den Gegner zuvor mit den Fäusten im Ring.
Auch für das kommende Jahr sieht der Coach schwarz. Im Winter-Halbjahr, in dem gewöhnlich die Bundesliga stattfindet, sind zahlreiche Olympia-Qualifikationsturniere angesetzt. Viele Boxer würden ihren Teams dann kaum im Liga-Alltag zur Verfügung stehen. „Der DBV muss sich positionieren und Perspektiven aufzeigen“, forderte Mantau. Ansonsten droht womöglich schon im nächsten Jahr der K.o. für die bereits taumelnde Box-Bundesliga.Tobias Gutsche
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