Schwieriger Kampf gegen Schlaglöcher: Viele Straßen in Potsdam sind marode
Gerade einmal 20 Prozent der Straßen in Potsdam sind in einem guten Zustand, viele sind sanierungsbedürftig. Doch das bisherige Millionen-Budget für die Instandhaltung und Sanierung von Straßen reicht nicht aus.
Potsdam - Große Verwerfungen, ausgemergelte Asphaltdeckschicht, Rissbildung und zunehmende Winterschäden: Mit deutlichen Worten beschreibt der Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen den schlechten Zustand der Maulbeerallee, die an Park und Schloss Sanssouci vorbeiführt.
Der Zustand vieler anderer Straßen in Potsdam wird im Rathaus ganz ähnlich eingeschätzt. Maximal 20 Prozent der Straßen in der Landeshauptstadt sind demnach in gutem oder sehr gutem Zustand, teilte die Bauverwaltung jetzt auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Stadtparlament mit. Vor allem Ortsdurchfahrten in den Ortsteilen und eine Vielzahl von Anliegerstraßen seien sanierungsbedürftig.
3,6 Millionen für Instandhaltung der Straßen reichen nicht aus
Dabei hatte die Stadt das Budget für den Unterhalt von Straßen in den vergangenen Jahren erhöht. Stand 2007 nur rund eine Million Euro pro Jahr zur Verfügung, sind es inzwischen 3,6 Millionen Euro – um die Instandhaltung der Straßen, Wege und Plätze in der wachsenden Stadt zumindest provisorisch sicherzustellen, wie es Stadtsprecher Jan Brunzlow am Dienstag gegenüber den PNN ausdrückte. „Doch ausreichend sind die Mittel bei weitem nicht“, räumte er ein. Denn aus diesem Topf werde nicht nur der Instandsetzungsrückstau der vergangenen Jahre abgearbeitet, sondern auch die Kosten für die Winterschäden, die Herstellung der Barrierefreiheit und dringend notwendige Maßnahmen der Gefahrenabwehr bezahlt. „Daher können wir nicht sagen, bis wann alle Straßen saniert sind, da zu viele Faktoren eine verlässliche Prognose unmöglich machen“, so Brunzlow.
Gegenüber der AfD-Fraktion listete die Stadt nun mehr als 100 Straßenabschnitte auf, die als mehr oder weniger problematisch gelten. Die dort insgesamt nötigen Maßnahmen summieren sich auf Gesamtkosten von mehr als 57,4 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als bisher: Noch 2012 hatte die Stadt den lnstandsetzungsrückstau auf 25 Millionen Euro geschätzt.
13 Jahre, bis Potsdams Straßen wieder in einem guten Zustand sind
In einer Beispielrechnung listet die Stadtverwaltung nun den Zeitbedarf auf, um den Instandsetzungsstau abzuarbeiten. Dafür müsste die Stadt jährlich allerdings 5,8 Millionen Euro ausgeben – also 2,2 Millionen mehr als bisher. Dann würde es aber noch einmal mehr als 13 Jahre dauern, ehe sich alle Potsdamer Straßen wieder in gutem Zustand befinden. Wie viel Geld für Potsdams Straßennetz im nächsten Jahr zur Verfügung stehe, werde in den anstehenden Haushaltsverhandlungen mit den Stadtverordneten geklärt, sagte der Stadtsprecher.
Besonders schlecht ist nach Angaben der Stadt etwa der Zustand der Straße An der Alten Zauche, die Durchgangsstraße im Stadtteil Schlaatz. Dort bestünden Fugenausbrüche, zudem sei die Oberfläche der Fahrbahn porös, heißt es in der Sanierungsstau-Liste. 218 000 Euro seien zur Behebung der Schäden notwendig. „Doch bisher konnten im städtischen Haushalt keine Mittel zum grundhaften Ausbau eingestellt werden“, so die Stadtverwaltung.
Welche Straßen betroffen sind
Konkret betroffen seien etwa noch Straßen im Wohngebiet Am Neuen Garten, die Reiherbergstraße in Golm, die Gehwege entlang der Ketziner Straße in Fahrland, die Alleestraße, die Breite Straße von Dortustraße bis Zeppelinstraße und die Dortustraße selbst. Des Weiteren seien viele Straßen in den Wohngebieten Am Stern, Am Schlaatz, in der Brandenburger Vorstadt, Berliner Vorstadt, Babelsberg-Nord und Teltower Vorstadt sanierungsbedürftig. Selbst übergeordnete Straßen wie der Horstweg werden als marode eingestuft. Zumindest im Fall der Templiner Straße soll im kommenden Jahr die millionenschwere Sanierung beginnen. Auch Straßen in den neuen Ortsteilen sind immer wieder ein Ärgernis für Anwohner. So stehen etwa im Ortsbeirat Eiche aktuell zwei Anträge auf der Tagesordnung, die Stadt möge Kostenschätzungen für den Ausbau der Wublitz- und der Neuen Dorfstraße vornehmen, die sich in einem sehr schlechten Zustand befänden, so der Ortsbeirat Stefan Gutschmidt (parteilos). In der Liste zur Antwort an die AfD finden sich die beiden Straßen nicht einmal.
Angesichts des schlechten Zustandes vieler Potsdamer Straßen hatte etwa der ADAC von der Stadtverwaltung größere Anstrengungen beim Erhalt der Infrastruktur gefordert. Handlungsbedarf bestehe vor allem mit Blick auf das Gefährdungspotenzial der maroden Betonstraßen in den aus DDR-Zeiten stammenden Wohngebieten der Stadt, hatte ein ADAC-Experte bereits im vergangenen Jahr erklärt (PNN berichteten). Gleichwohl ist das Problem bundesweit bekannt, klagen Autofahrer etwa auch im benachbarten Berlin über zahllose Schlaglöcher, weil viele Straßen über Jahre hinweg nicht Instand gehalten wurden – was auch in Potsdam insbesondere vor 2010 mit Ausgaben unter zwei Millionen Euro pro Jahr der Fall war.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität