12. rbb-Lauf in Potsdam: Verwaistes Siegertreppchen
Die Gewinnerin des 12. rbb-Laufes rannte auch der Ehrung davon. Stefan Hendtke siegte bei den Männern.
Rätselraten um die Siegerin des 12. rbb-Laufes: Kathrin Hielscher spurtete am Sonntag nach 54:52 Minuten über die Ziellinie des Drittelmarathons auf der Glienicker Brücke – und gleich weiter. „Ich sehe schrecklich aus“, antwortete sie noch einem BILD-Reporter, der ihr hinterherlief. Auf dem Siegerpodest blieb der Platz zwischen der Zweitplatzierten Suse Werner (Triathlon Potsdam) und Karsta Parsiegla (SCC Berlin) leer.
„Sie hat mich etwa bei zehn Kilometer überholt, sah wirklich gut aus“, erzählte Parsiegla später, die den Lauf in den vergangenen Jahren mehrmals gewonnen hatte. Sie hätte der Gewinnerin gern gratuliert – wie auch rbb-Moderatorin Jessy Wellmer und Andreas Gerlach vom Stadtsportbund Potsdam, die gemeinsam die Siegerehrung durchführten.
Bei den Männern war das Podest derweil komplett belegt. Ganz oben: Stefan Hendtke vom SC Potsdam. Seine Siegerzeit von 44:31 Minuten ist die schnellste jemals gelaufene Zeit in der Geschichte des rbb-Laufes. Als Streckenrekord lässt sie sich aber nicht bezeichnen, da in der Vergangenheit die Kursführung aufgrund der vielen Potsdamer Baustellen nie identisch war. Sein Vorsprung von drei Minuten auf den Vorjahressieger und gestrigen Drittplatzierten Thomas Röper (LAC Ruppin) verdeutlicht indes Hendtkes läuferische Stärke.
Tatsächlich gilt der 24 Jahre alte ehemalige deutsche Juniorenmeister über 1500 Meter als deutsche Lauf-Hoffnung. Verletzungspech bremste ihn in den vergangenen beiden Jahren immer wieder aus. „Ich will mir zunächst bei lokalen Läufen wieder etwas Wettkampfhärte holen“, sagte Hendtke, der bereits in der Vorwoche beim Potsdamer Haveluferlauf Streckenrekord über zehn Kilometer lief (31:58min). Am Mittwoch der vergangenen Woche hatte er sich für einen Start beim Drittelmarathon entschieden. „Mein Trainer meinte, ich solle mitlaufen, wenn ich Lust habe. Und ich hatte Lust“, sagte er. Trainiert wird Hendtke von Axel Pohlmann, der im Jahr 2000 in Sydney Jirka Arndt als letzten Potsdamer Läufer zu Olympischen Spielen und dort auf Platz acht über 5000 Meter führte.
Zweiter bei den Männern wurde am gestrigen Sonntag Tom Thurley vom Caputher SV. Der 21-Jährige gewann vor drei Jahren den rbb-Lauf – diesmal lief er mit 46:45 Minuten mehr als drei Minuten schneller als bei seinem Debüt.
Insgesamt machten sich mehr als 2200 Läufer auf den Kurs von der Glienicker Brücke durch Potsdams Innenstadt und die Babelsberger Villenkolonie zurück zum Startpunkt. Dort hatte punkt 10 Uhr Kanu-Olympiasiegerin Franziska Weber das Läuferfeld auf die Strecke geschickt und auch wieder begrüßt. Laufen sei nicht so sehr ihre Disziplin, sagte die Kajak-Spezialistin. Angesichts der Lauffreude, die die Drittelmarathonis aber ausstrahlten, meinte die 25-Jährige: „So würde selbst mir das Laufen Spaß machen.“ Ihr Trainingskollege vom KC Potsdam, Olympiasieger Kurt Kuschela, hat den Lauf-Spaß indes bereits entdeckt und reihte sich in den gestrigen Läufertross ein – nach rund 64 Minuten war er im Ziel.
Verpflegt wurden die Läufer, denen gestern Vormittag Windstille und Schwüle schweißtreibende Begleiter auf den 14 Kilometern waren, an zwei Erfrischungspunkten. An denen reichten Helfer des Caputher SV sowie des Lauf- und Wandervereins Nuthetal Wasserbecher. Ansonsten war der Lauf eine recht einsame Angelegenheit. Nur an wenigen Abschnitten standen Zuschauer an der Strecke, um die Läufer zu unterstützen. Gute Stimmung gab es vor allem in Babelsberg, wo es in der Breitscheid-Straße und auf der über zwei Kilometer immer leicht ansteigenden Karl-Marx-Straße Anfeuerungsrufe gab. Nach zwei Stunden und 20 Minuten hatte die letzte Läuferin die Ziellinie überquert. Die Zweitplatzierte Suse Werner saß da schon längst auf dem Rennrad: Die Triathletin hatte noch 120 Kilometer auf ihrem Trainingsplan zu stehen.
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