Turbine Potsdam: Väterliches Gebet vor jedem Spiel
Eseosa Aigbogun spielt ab kommender Saison bei Frauenfußball-Bundesligist Turbine Potsdam. Die Stürmerin ist die erste WM-Torschützin in der Schweizer Geschichte und erhält stets besonderen Beistand von ihrem Vater, der anfänglich nicht begeistert davon war, dass seine Tochter kickt.
Vor wenigen Tagen erst feierte Turbines neue Angreiferin Eseosa Aigbogun ihren 23. Geburtstag. Daheim in der Schweiz, wo sie den FC Basel verlässt, um zur neuen Saison am Luftschiffhafen heimisch zu werden. Die Schweizer Nationalspielerin erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag bei dem Potsdamer Frauenfußballverein. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung bei Turbine in der Bundesliga“, sagt Aigbogun. „Ich bin überzeugt, dass dieser Schritt für mich eine großartige Chance ist, mich fußballerisch und auch menschlich weiterzuentwickeln.“
Baseler Teamkolleginnen beschreiben den Angriffsquirl als Kämpferin, die mit Herzblut spielt und nie aufgibt. Dementsprechend benennt Aigbogun auch ihre Vorbilder: Mario Balotelli und Gareth Bale. Abseits des Spielfelds gilt die schweizerisch-nigerianische Doppelbürgerin eher als zurückhaltend. Deshalb blieb sie bisher trotz mehrerer Auslandsangebote in der Schweiz. „Ich fühle mich noch nicht so weit“, sagte sie im vergangenen Jahr noch einem großen Schweizer Boulevardblatt. Ein gutes Umfeld sei ihr wichtig. „Ohne Harmonie könnte ich meine Leistung nicht bringen“, gestand sie der Zeitung. An der Havel hofft Aigbogun nun, dieses Umfeld zu finden, zumal sie bei Turbine mit Lia Wälti eine Landsfrau im Team hat. Schweizer Heimatgefühle im Brandenburgischen.
Dank ihrer Brüder vom Tennis- auf den Fußballplatz
Auch mit dem Elternhaus steht sie in regem Kontakt. Ihr Vater, als Pastor in Zürich tätig, war ursprünglich überhaupt nicht angetan von der Idee einer fußballspielenden Tochter. „Das gehörte zunächst nicht in sein Weltbild. Es dauerte eine Weile, bis ich ihn gemeinsam mit meiner Mutter überzeugen konnte“, erzählte die Stürmerin im typisch schwyzerdütschen Dialekt bei einem Interview im Schweizer Fernsehen.
„Zunächst habe ich Tennis gespielt. Aber ich habe bald gemerkt, wie sehr ich den Fußball als Mannschaftssport liebe. Ich bin ein Teamplayer, möchte in der Mannschaft Großes erreichen. Meine Brüder haben mich einst mit zum Vereinstraining genommen. Das fand ich ziemlich cool“, erklärt sie den Wechsel der Sportart und das Hauptargument, den Vater auf ihre Seite zu ziehen. Der ist heute wohl größter Fan seiner Tochter, betet mittlerweile vor jedem Spiel für sie. Erst wenn sie vor einer Partie nach Hause telefoniert und mit ihrem Vater gesprochen habe, fühle sie sich zu Höchstleistungen bereit, erklärt Aigbogun.
Aigbogun kommt auf 30 Einsätze und drei Tore im Nationalteam
Eseosa Aigbogun wurde als Tochter nigerianischer Eltern 1993 in Zürich geboren. Ihr Vater predigt in der Gemeinde Dietikon und führt außerdem einen Lebensmittelladen mit afrikanischen Spezialitäten. Die nigerianischen Wurzeln der Familie sind in der 2,6 Millionen Einwohner großen Metropole Benin-City zu finden. Als sie elf Jahre alt war, schloss sich Eseosa Aigbogun dem FC Dietikon an, wo sie in männlichen Juniorenteams mitspielte. 2009 folgte der Wechsel zu den FC Zürich Frauen. 2011 entschloss sie sich zu einem Wechsel zum FC Basel.
Dort erreichte sie von 2013 bis 2015 dreimal das Pokalfinale, konnte dabei 2014 den ersten Titel ihrer Karriere feiern. Im Frühjahr 2011 wurde sie Schweizer U19-Nationalstürmerin, spielte darauf bei der U20-WM in Japan. 2013 debütierte die schnelle Offensivspielerin unter Martina Voss-Tecklenburg im Schweizer A-Nationalteam. Inzwischen kommt sie auf 30 Einsätze mit drei Toren. Ihr 2:0 gegen Ecuador im vergangenen Sommer in Kanada machte Aigbogun zur ersten WM-Torschützin der Schweiz – zuvor hatte es ein ecuadorianisches Eigentor zum 1:0 gegeben.
Schweiz mit Aigbogun und Wälti erstmals für EM-Endrunde qualifiziert
Und am Wochenende durfte sie nun auch beim 5:0-Auswärtssieg der Schweiz in der EM-Qualifikation gegen die Tschechische Republik bis zur 79. Minute stürmen. Lia Wälti übrigens bestritt ihr 56. Länderspiel. Dieser jüngste Erfolg hat zugleich historischen Wert: Erstmals sind die Eidgenössinnen dadurch nämlich für eine Endrunde der Europameisterschaft qualifiziert.
Rainer Hennies
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