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Wasser-Blitzer. Auch auf See misst die Polizei, ob sich zum Beispiel Hobby-Kapitäne an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Wer zu schnell fährt, dem drohen Bußgelder von mehreren Hundert Euro. Mit Beginn der Wassersportsaison hat die Polizei am Dienstag angekündigt, wieder verstärkt die Potsdamer Gewässer zu kontrollieren.
© Andreas Klaer

Potsdam: Unfallrisiko Hobbykapitän

Die Zahl der Unfälle mit gecharterten Booten steigt – die Wasserschutzpolizei will verstärkt kontrollieren

Auf den Wasserstraßen in Potsdam und Umgebung sind immer mehr Boote mit zum Teil ungeübten Hobby-Kapitänen unterwegs: Dadurch wird nach Einschätzung der Polizei das Schifffahren in der Region gefährlicher. Ein Beleg: 2013 stieg die Zahl der Unfälle auf dem Wasser in der Region um Potsdam im Vergleich zum Vorjahr von 63 auf 73, teilte die Wasserschutzpolizei am Dienstag mit.

Die Zahl der Boote in und um Potsdam wachse stark an, sagte Peter Meyeritz, Leiter der Polizeidirektion West, vor Journalisten. Besonders an engeren Stellen wie an der Alten Fahrt in Potsdam könnte es speziell an Wochenenden zu Verhältnissen wie auf dem südlichen Berliner Autobahn-Ring kommen – also Staus im Schiffsverkehr. Doch ein Boot habe keine Bremse, sagte Meyeritz: „Solche Situationen sind Herausforderungen für ungeübte Fahrer.“ Der Leiter der Wasserschutzpolizei West, Joachim Pötschke, sagte, knapp 60 Prozent der besagten 73 Unfälle seien von Hobbykapitänen mit gecharterten Booten verursacht worden. Weitere gefährliche Stellen für unerfahrene Bootsführer seien etwa die Seilfähren nach Hermannswerder und Caputh. Schon mehrfach hatten Sportbootführer den Seillauf beider Fähren übersehen und so Unfälle verursacht.

Ein weiteres Problem laut Polizei: Sieben Unfälle sind mit führerscheinfreien Booten passiert, die seit 2013 bis zu 15 PS stark sein dürfen – vorher lag dieser Wert bei nur fünf PS. „In diesem Bereich können wir noch keine signifikanten Auswirkungen feststellen“, sagte Pötschke. Es sei aber davon auszugehen, dass Bootsverleiher ihre Flotten zunehmend mit den neuen stärkeren Motoren ausrüsten. Daher werde die Polizei darauf drängen, dass die Vermieter von Booten sich bei der Einweisung der Hobbykapitäne genügend Zeit lassen. Gerade die Unkenntnis bestimmter Regeln auf See könne zu Unfällen führen, so Pötschke. Allerdings seien die meisten Kollisionen im vergangenen Jahr glimpflich verlaufen, nur ein Hobbykapitän sei verletzt worden.

Beim Potsdamer Bootsverleiher „Windsurfing Potsdam“ wird auf das Einweisen bereits großen Wert gelegt, wie Geschäftsführer Martin Klintz den PNN sagte. Wenn beim Vermieten klar werde, dass jemand noch nie Boot gefahren sei, werde er auch keines der schnelleren Schiffe mit 15-PS-Motoren erhalten. Ein generelles Problem auf den Gewässern der Region sei, dass viel zu viele Bootsführer zu schnell unterwegs seien, so Klintz.

Für Geschwindigkeitsverstöße auf Potsdams Gewässern konnte die Polizei am Dienstag keine Statistik liefern. Allgemein hieß es, die Zahl der Ordnungswidrigkeiten im Freizeitbereich – auch durch falsches Ankern an verbotenen Stellen oder das Benutzen von Wasserski auf dafür nicht erlaubten Strecken – sei wegen verschärfter Kontrollen von 874 auf 1042 im vergangenen Jahr gestiegen. Ebenso seien deutlich mehr betrunkene Kapitäne erwischt worden – waren es 2012 noch 17, stieg diese Zahl im vergangenen Jahr auf 30. Jede dritte aufgedeckte Alkoholfahrt habe ein Charterboot betroffen, so Pötschke: „Dieses Verhalten ist unverantwortlich.“ Der Wasserpolizeichef kündigte für dieses Jahr mehr Kontrollen in dem Bereich an. In Spitzenzeiten an Wochenenden stünden dafür vier bis fünf Polizeiboote zur Verfügung.

Jenseits des Schiffverkehrs deutlich gestiegen ist die Zahl gestohlener Boote. 2012 habe die Polizei 12 entwendete Motor- und Segelboote registriert, 2013 waren es 24. Zur Sicherheit bietet die Polizei unter anderem die kostenlose Kodierung von Bootsmotoren an. Zugleich kündigte Pötschke an, dass im Zeitalter von Internet und Mobilfunk das Wasserschutzrevier in Pirschheide nur noch eingeschränkt für Bürger geöffnet sei – „das bedeutet aber nicht, dass in den Abend- und Nachtstunden keine Polizeiboote mehr unterwegs sind“. In Notfällen auf See sei der Notruf 110 stets erreichbar.

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