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Protest gegen Baumfällungen in der Behlertstraße.
© Robert Hromatke
Update

Aktivisten besetzen Bäume: Umstrittene Baumfällungen in der Behlertstraße

Die angekündigten Baumfällungen in der Potsdamer Behlertstraße hatten für Verärgerung bei den Anwohnern gesorgt. Am Donnerstag blieb es aber friedlich. Auch am Humboldtring laufen Rodungen.

Potsdam - In der Behlertstraße hat am Donnerstagmorgen die umstrittene Fällung von neun großen Straßenbäumen begonnen. Die Linden sollen fallen, damit Fahrbahn, Radweg und Leitungen ab dem Sommer umgebaut werden können. Nachdem die Ankündigung der Maßnahme für Unmut unter den Anwohnern gesorgt hatte, war auch die Polizei mit mehreren Einsatzwagen kurzzeitig vor Ort. Es kam allerdings zu keinen Störungen der Arbeiten durch umstehende Bewohner. Ein Platzverweis wurde ausgesprochen. 

Am Donnerstagmorgen haben Baumfällungen in der Behlertstrasse begonnen.
Am Donnerstagmorgen haben Baumfällungen in der Behlertstrasse begonnen.
© Andreas Klaer

Die Fällung widerspreche dem Beschluss zum Klimanotstand, hatte die Bürgerinitiative Behlert-Gutenberg-Karree am Mittwoch mitgeteilt. Die vorgesehene Pflanzung von 18 neuen Bäumen sei kein geeigneter Ersatz.

Außerdem wirken die großen Bäume der Luftverschmutzung in der Behlertstraße stärker entgegen als Nachpflanzungen, führt die Initiative an. "Für uns AnwohnerInnen sind die Bäume mit ihrer grünen Lunge eine wichtige Hilfe, auch optisch." 

Polizisten machten sich ein Bild von der Lage.
Polizisten machten sich ein Bild von der Lage.
© Andreas Klaer

Für die Bauarbeiten sind 18 Monate angesetzt

Wie berichtet soll die Behlertstraße ab dem Sommer umfangreich saniert werden - nicht nur die Fahrbahn wird erneuert, sondern auch der gesamte unterirdische Leitungsbestand der Energie und Wasser Potsdam. Erst am Wochenende war es in der Straße zu einem Wasserrohrbruch gekommen.

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Die Bauarbeiten werden voraussichtlich 18 Monate dauern. Wegen der beengten Platzverhältnisse sei eine Vollsperrung nötig, teilte das Rathaus mit. Damit Anlieger und Rettungsfahrzeuge trotzdem durchkommen, soll in zwei Bauabschnitten gearbeitet werden. Anschließend soll es in der Straße weiterhin zwei Fahrstreifen in Richtung Norden geben. Für Radfahrer ist künftig auf der Fahrbahn ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen vorgesehen. Die Fällung der Linden sei notwendig, um den Umbau wie geplant durchzuführen, heißt es seitens der Stadt. 

Rodungen am Humboldtring

Währenddessen wird am Humboldtring weiter das Wäldchen entlang der Nuthestraße gerodet, auch dagegen war zu Beginn der Woche protestiert worden: Rund 30 Potsdamer:innen hatten am Montag kurzzeitig die Fällarbeiten blockiert. Der Investor, die BMP Immobilienentwicklung Berlin GmbH, will auf dem Areal 270 Wohnungen errichten, auch ein Parkplatz und Grünflächen sind geplant. 

Der Landesbetrieb Forst Brandenburg hatte dem Antrag des Investors auf eine Waldumwandlung zugestimmt: „Bei der Entscheidung hat die untere Forstbehörde die Rechte, Pflichten und wirtschaftlichen Interessen des Waldbesitzers sowie die Belange der Allgemeinheit gegeneinander und untereinander abzuwägen“, sagte der Potsdamer Revierförster Dirk Eichhoff auf Nachfrage der PNN. Infolge dieser Abwägung wurde dem Umwandlungsantrag stattgegeben, so Eichhoff, die Waldumwandlung erfolge „gemäß den Planungszielen der Stadt Potsdam“.

Plan zum Bauprojekt lag öffentlich aus 

Die Stadt weist darauf hin, dass die Beteiligung der Öffentlichkeit bereits abgeschlossen sei: Der Plan zum Bauprojekt habe 2020 mehrere Monate lang öffentlich ausgelegen, es seien dabei keine kritischen Stellungnahmen von Seiten der Bürger:innen eingegangen, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Auch von Umweltverbänden und Umweltbehörden habe es keine Einwände gegeben. 

Als Ausgleich sollen laut Dirk Eichhoff umfangreiche Waldkompensationsmaßnahmen wie Erstaufforstungen, Waldrandgestaltungen und waldverbessernde Maßnahmen umgesetzt werden. Da es sich bei dem zu rodenden Areal um eine Waldfläche und nicht um Einzelfällungen handelt, konnte Eichhoff keine genaue Zahl angeben, wie viele Bäume am Humboldtring gefällt werden. 

Baumfällungen für neue Wohnbauten im Nuthewäldchen im Wohngebiet "Zentrum Ost" in Potsdam.
Baumfällungen für neue Wohnbauten im Nuthewäldchen im Wohngebiet "Zentrum Ost" in Potsdam.
© Andreas Klaer

Obwohl das Bebauungsplanverfahren derzeit noch nicht abgeschlossen ist, hat der Investor bereits die Genehmigung zu einer „Baufeldfreimachung“, also zur Rodung des Geländes. Das Gelände soll noch vor Beginn der Vogel-Brutperiode freigemacht werden, dies darf nur zwischen Oktober und Ende Februar geschehen.

Im Sommer wird die Stadtverordnetenversammlung über den Satzungsbeschluss für das Bauprojekt entscheiden. In der Online-Petition, die mittlerweile über 800 Mal unterzeichnet wurde, fordern die Kritiker:innen des Bauprojektes die Stadtverordneten dazu auf, das entsprechende Baugenehmigungsverfahren abzulehnen. Als Begründung wird unter anderem der in Potsdam geltende Klimanotstand genannt.

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