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Im Juli wurde die Plakatkampagne in der Apotheke im Markt Center vorgestellt.
© Sebastian Gabsch

Brandenburgs Impfkampagne weiterhin schleppend: Trotz Plakaten zu wenig Piksbereitschaft

Brandenburg hat im Sommer eine landesweite Werbekampagne zum Corona-Schutz gestartet, doch die Impfquote liegt immer noch deutlich unter der Zielmarke.

Potsdam - Die Slogans, mit denen Brandenburg für Corona-Schutzimpfungen wirbt, sind eingängig: „Grillfest statt Schnelltest“, „Lagerfeuer statt Infektionsherd“, „Tanzen statt Distanzen“, „Anstoß statt Abstand“ oder „Verwandte statt Mutante“ steht beispielsweise auf den Plakaten, mit denen Bürger zum Piks gegen das Virus animiert werden sollen. Ende Juli wurde die Werbekampagne in Potsdam vorgestellt – doch was bringt sie?

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„Die Werbekampagne ist gut angelaufen. Wir haben viel positive Resonanz erhalten, im ganzen Land wurden und werden die Plakate aufgehängt“, sagt der Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, auf Anfrage. „Wir sind von der Werbekampagne überzeugt und mit dem Verlauf zufrieden.“ Hesse räumt aber ein: „ Es ist schwer zu beurteilen, ob eine Werbekampagne ein Erfolg ist. Es fehlt der Vergleich, wo die Brandenburger Impfquote liegen würde, wenn wir keine Werbekampagne gemacht hätten.“

Brandenburg ist immer noch bundesweit Vorletzter bei der Impfquote

Stand Mittwoch sind 1,5 Millionen Brandenburger vollständig gegen Corona geimpft, die Impfquote liegt bei 59,8 Prozent. Das entspricht im bundesweiten Vergleich dem vorletzten Platz. Nur Sachsen liegt mit einer Quote von 56,1 darunter. Den besten Wert hat Bremen. Dort haben 77,3 Prozent der Bevölkerung bereits den kompletten Impfschutz, im Bundesdurchschnitt sind es 65,9 Prozent Auch bei den Erstimpfungen liegt Brandenburg mit einer Quote von 62,4 Prozent nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) unter dem bundesweiten Durchschnitt von 68,9. „Die vom Robert Koch-Institut vorgegebenen Impfquoten für eine Herdenimmunität haben wir noch nicht erreicht. Deshalb werben wir weiter für die Corona-Schutzimpfung“, so Hesse. Das RKI geht Stand Juli von einer Zielimpfquote von 85 Prozent für Zwölf- bis 59-Jährige und von 90 Prozent für Personen ab dem Alter von 60 Jahren aus.

Brandenburger sind auch aufgerufen, die Plakatmotive im Internet selbst herunterzuladen und aufzuhängen. Wie oft das geschehen ist, „können wir nicht sagen“, so Hesse. Aber das Interesse sei besonders im August und September groß gewesen. Viele direkte Anfragen hätten das Ministerium erreicht, auf Bestellung seien auch ausgedruckte Plakate verschickt worden. Entscheidend seien Multiplikatoren. Alle Landkreise und kreisfreien Städte hätten Plakate in öffentlichen Gebäuden aufhängen lassen. Auch viele Krankenhäuser und Reha-Kliniken hätten die Plakate platziert. Zum Beispiel habe das Klinikum Frankfurt (Oder) das Motiv auf einer großen LED-Wand am Krankenhaus gezeigt. Zudem werben laut Hesse landesweit Plakate in vielen Supermärkten und Lottoannahmestellen für die Impfung. Im Einzelhandel seien 810 Stück, in Lottostellen 700 Plakate aufgehängt worden. An die Industrie- und Handelskammer Potsdam gingen den Angaben zufolge 50 Plakate. Mitte August seien zusätzlich 8000 Poster im DIN A2-Format gedruckt worden, ein Großteil davon sei an alle Pressestellen der Landkreise und kreisfreien Städte verschickt worden.

Auch mit Radiospots, Flyern in 14 Sprachen und online wird geworben

Im August lief zudem eine Woche lang ein Radiospot, auch in Onlinemedien wurde im August und September für den Corona-Schutz geworben. Außerdem wurde im Rahmen der Kampagne #brandenburgimpft zusätzlich ein Flyer mit dem Titel „Ich mach’s“ mit Informationen in 14 Sprachen gedruckt.

212.000 Euro wurden bis Ende August für die Werbekampagne ausgegeben, wie aus einer Antwort des von Ursula Nonnemacher (Grüne) geführten Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervorgeht. Insgesamt sind für Corona-Schutzimpfungen in Brandenburg bis Ende August dieses Jahres 56,85 Millionen Euro ausgegeben worden. Die Hälfte der Kosten will sich Brandenburg demnach vom Bund zurückerstatten lassen. Eine endgültige Kostenaufstellung sei daher erst mit Abschluss des Abrechnungsverfahrens möglich, hieß es. Ein Teil der Gesamtkosten – fast eine halbe Million Euro – entfiel auf den Einsatz von zeitweilig mehr als zehn Mitarbeitern der Unternehmensberatung Kienbaum. Diese waren laut Ministerium im ersten Quartal dieses Jahres unter anderem für die Steuerung der Covid-19-Impfungen zuständig, nachdem die Projektleitung Ende 2020 ausgefallen war.

Niedrigschwellige Angebote sind am erfolgversprechendsten

„Es mangelt nicht mehr an Impfstoffen, an Impfangeboten und an Informationen. Es steht Impfstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung“, so Ministeriumssprecher Hesse. Klar sei aber auch: Eine Werbekampagne allein sorge nicht automatisch für viele zusätzliche Impfungen. „Entscheidend sind dafür vielmehr niedrigschwellige Impfangebote“, sagt er.

Besonders solche mit einem Bonus scheinen zu ziehen: Zu einer von Rewe-Händler Siegfried Grube im Potsdamer Marktcenter organisierten zweitägigen Impfaktion kamen Mitte Oktober wie berichtet 300 Menschen. Grube spendierte jedem, der sich gegen Corona impfen ließ, einen Einkaufsgutschein in Höhe von fünf Euro. Zudem wurde vier Gutscheine über jeweils 50 Euro verlost.

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