Potsdamer Rennkanuten erfolgreich bei WM in Szeged: Trost mit Gold
Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel verliert bei der Weltmeisterschaft auf seiner Paradestrecke, aber verlässt Szeged als zweifacher Weltmeister. Einmal mehr glänzte auch der Potsdamer Routinier Ronald Rauhe
Diesmal verließen Sebastian Brendel auf den letzten Metern die Kräfte. Der dreimalige Kanu-Olympiasieger hat seinen fünften WM-Titel in Serie auf seiner Paradestrecke im Canadier-Einer über 1000 Meter verpasst. Der 31-jährige Potsdamer musste sich am gestrigen Sonntag bei den Weltmeisterschaften im ungarischen Szeged trotz seiner Führung zur Hälfte des Rennens mit Platz vier trösten. Fünf Hundertstelsekunden fehlten am Ende für Bronze. Den Sieg sicherte sich Brendels Dauerrivale, der starke Brasilianer Isaquias Queiros dos Santos vor dem Polen Tomasz Kaczor und dem Franzosen Adrien Bart.
Damit ist die unglaubliche Siegesserie nach fünf Jahren gerissen. Doch nach einer Weltcup-Saison ohne Sieg weiß Brendel ein Jahr vor Olympia: Er kann in der Weltspitze mithalten. Immerhin hatte er am Samstag über die nicht-olympische Distanz von 500 Metern seinen elften WM-Coup perfekt gemacht und mit Titel Nummer zwölf und zum sechsten Mal in Folge über 5000 Meter für einen goldenen Abschluss gesorgt.
"Enttäuschung ist riesengroß"
Bis zur Halbzeitmarke der 1000-Meter-Distanz hatte Brendel geführt, nachdem der Chinese Pengfei Zheng zunächst einen Blitzstart hingelegt hatte. Doch dann konnte der Potsdamer nicht mehr kontern, weil „ich am Anfang zu viel investiert hatte, am Ende hat ein bisschen gefehlt“, wie er später sagte. Danach war er untröstlich. „Die Enttäuschung ist riesengroß, ich hatte mir auf jeden Fall eine Medaille vorgenommen“, sagte Brendel und fügte mit Blick auf Olympia an: „Die Quote für Tokio ist gesichert. Jetzt muss ich konsequent weiterarbeiten.“ Noch im Vorfeld hatte er gesagt: „Ich bin auch nur ein Mensch und keine Maschine.“
Goldener Karriere-Herbst für Ronald Rauhe
Zurück auf Erfolgskurs ist das Flaggschiff des Deutschen Kanu-Verbandes. Der Kajak-Vierer musste bei den Europaspielen in Minsk gegen Russland die erste Niederlage in einem wichtigen Rennen seit drei Jahren hinnehmen. Diesmal war auf das Quartett mit den beiden Potsdamern Ronald Rauhe und Max Lemke sowie Max Rendschmidt und Tom Liebscher. Mit Gold vor Spanien und der Slowakei untermauerte die Crew ihre Favoritenstellung für Tokio 2020.
„Köszönöm Szeged“, bedankte sich der 37-jährige Rekordmann Rauhe mit Tränen in den Augen und betonte: „Es hat super funktioniert bei uns im Boot“. Er feierte bei seiner letzten WM-Teilnahme seinen insgesamt 16. WM-Titel seit 1999. Die olympischen Spiele in Tokio sollen der goldene Schlusspunkt seiner einzigartigen Karriere werden.
Weltmeister darf sich seit dem vergangenen Wochenende auch der Potsdamer Feix Frank nennen. Im Kajak-Vierer über 1000 Meter – 2016 in Rio de Janeiro noch olympisch – holte er sich mit Tobias-Pascal Schultz (Essen), Lukas Reuschenbach (Oberhausen) und Jakob Thordsen (Hannover) den WM-Titel vor Russland und der Slowakei. „Ich bin total glücklich. Das ist die Krönung meiner ersten Saison in Potsdam. Es hat sich alles gelohnt mit dem Wechsel“, sagte der aus Kassel stammende Athlet. „Wir wussten, dass wir sehr gut in Form sind. In den letzten Trainingswochen haben wir immer besser harmoniert. Nach Silber und Bronze bei den Weltcups ist nun Gold die Krönung und der Medaillensatz komplett“, jubelte der 26-Jährige.
Sichere Quotenplätze für Olympia 2020
Mit ihren Erfolgen haben Brendel, Rauhe und Lemke die so wichtigen Quotenplätze für die olympischen Spiele 2020 gesichert. Gleichfalls gelöst haben Ophelia Preller als zweifache Vize-Weltmeisterin von Szeged und Timo Haseleu als Vierter die Olympiatickets. Sehnlichst erhofft hatte sich auch der K4 der Damen mit der Potsdamerin Franziska John den Olympiastartplatz, der trotz verpasster Medaille geschafft wurde. mit dpa
+++ Medaillen für Federt, Vandrey und Hiller +++
Zur Medaillenausbeute der deutschen Kanuflotte trugen einmal mehr die Elite-Paddler des KC Potsdam in OSC bei. Zweifache Vize-Weltmeisterin wurde Kajak-Spezialistin Tabea Medert, die mit Sarah Brüßler über die nicht-olympische Distanz im Kajak-Zweier über 1000 Meter sowie Kajak-Einer über 5000 Meter Silber gewann. Ebenfalls Silber gewann Jan Vandrey im Canadier-Vierer über 500 Meter mit den Berlinern Conrad-Robin Scheibner, Tim Hecker und Moritz Adam.
Bronze über die nicht-olympische 500-Meter-Distanz im Kajak-Zweier holten der Potsdamer Martin Hiller und der Berliner Marcus Groß. Als Vierter knapp am Podest vorbei paddelten im Kajak-Zweier über 200 Meter Timo Haseleu mit Kostja Stroinski (Berlin) und im Canadier-Zweier über 500 Meter Ophelia Preller und Lisa Jahn (Berlin). Zweimal Sechste wurde Olympiasiegerin Franziska John im Kajak-Vierer über 500 Meter und im Kajak-Zweier mit Tina Dietze (Leipzig) über 200 Meter.
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