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Kommt voran: Der Bau des Potsdamer Tierheims an der Michendorfer Chaussee. Zurzeit werden Fundtiere noch in die Einrichtung nach Zossen gebracht. Neben dem Tierschutzverein Potsdam kümmern sich auch die freiwilligen Helfer der Tierrettung Potsdam um entlaufene, vermisste oder in Not geratene Katzen, Hunde und Co.
© Sebastian Gabsch

Hilfe für Tiere in Potsdam: Tierheim-Pläne kommen voran

Der Bau des Potsdamer Tierheims könnte bald beginnen. Derzeit werden Fundtiere noch an umliegende Einrichtungen vermittelt.

Potsdam - Der Bau des Potsdamer Tierheims könnte womöglich bald beginnen. Wie Günther Hein, Vorstandsvorsitzender des Tierschutzvereins Potsdam, auf Anfrage mitteilte, befände man sich in unmittelbarer Bauvorbereitung. „Die Firmen, die für uns bauen werden, stehen schon in den Startlöchern.“ Auf einen Gutachterstempel warte man noch. Ob allerdings der Betrieb des Tierheims noch in diesem Jahr starten kann, konnte Hein nicht beantworten.

Der Tierschutzverein will mit Spenden ein neues Potsdamer Tierheim aufbauen. Bis Ende 2007 hatte der Verein das alte Tierheim am Wildpark betrieben. Seither gab es mehrere gescheiterte Anläufe für einen Neubau an anderer Stelle. Von der Stadt hatte der TSV 2013 den Zuschlag für ein zwei Hektar großes Grundstück an der Michendorfer Chaussee bekommen. Der Kaufvertrag wurde 2015 unterschrieben. Im Sommer vergangenen Jahres wurde nach vielen Verzögerungen die Baugenehmigung erteilt. Zu den Kosten des Neubaus konnte Hein keine Auskunft geben. Das wisse man erst konkret, wenn die Angebote der Baufirmen da seien. In der Vergangenheit hatte der Verein von bis zu vier Millionen Euro Kosten für den Komplettausbau gesprochen.

Baufirmen wegen der starken Auftragslage derzeit fast komplett ausgelastet

Statt wie bisher geplant zunächst nur ein Gebäude auf dem Gelände auszubauen und dann Stück für Stück alles andere, kann Hein sich vorstellen, gleich auch das zweite Haus in Angriff zu nehmen – auch weil sich der Baubeginn bisher so lange hingezogen hat. Neben den Genehmigungen und Gutachten, die eingeholt werden mussten und viel Zeit brauchten, sei es auch ein großes Problem, Baufirmen zu bekommen. Die seien wegen der starken Auftragslage oft total ausgelastet.

Wie viele Tiere nach der Inbetriebnahme aufgenommen werden könnten, sei schwierig zu beantworten, so Hein. Das käme auch auf die Tiere an und wie groß sie seien. Die Betreuung von Potsdams Fundtieren ist eine kommunale Pflichtaufgabe. Bis zum fertigen Bau des geplanten neuen Tierheims wurden die Tiere vom Ordnungsamt Potsdam zunächst in Einrichtungen in Beelitz und Kremmen gebracht. Seit 2014 gibt es einen Vertrag mit dem Tierheim in Zossen.

Von den Besitzern ausgesetzte Tiere spielen in Potsdam kaum eine Rolle

„In Potsdam selbst gibt es leider nur sehr wenige Möglichkeiten“, sagte Hein. Der Tierschutzverein sei selbst oft nur in der Lage, an das Ordnungsamt zu verweisen, wenn zum Beispiel ein Tier vermisst werde. „Viele wissen gar nicht, dass es kein Tierheim in Potsdam gibt“, so Hein. Wenn Tiere von Privatleuten gefunden und aufgenommen werden, versuche man schon zu helfen. Doch die Möglichkeiten des Tierschutzvereins sind begrenzt. Die Spenden und Mittel, die sie zur Verfügung haben, fließen in den Tierheimbau. Nur in Ausnahmefällen würde der Verein kurzfristig Pflegestellen einrichten. Die Pfleger werden dann vertraglich an den Tierschutzverein gebunden, der die Kosten für die Pflege und Verpflegung des Tieres übernimmt. Meistens gehe es um Katzen, sagt Hein. Dann vermittelt der TSV zum Beispiel an das Katzenhaus in Glindow. „Die sind sehr hilfsbereit.“ Auf der Webseite des Tierschutzvereins können außerdem Gesucht- und Gefunden-Inserate eingetragen werden. „Das ist dann aber nur von Privatperson zu Privatperson.“

Auch die ehrenamtlichen Helfer des Vereins Tierrettung Potsdam kümmern sich um Tiere, die Hilfe brauchen. Zurzeit hat der Verein 77 aktive und 110 passive Mitglieder. Sie retten vor allem in Not geratene Tiere und übernehmen die Erstversorgung. Der Verein arbeitet dafür eng mit Einsatzkräften, Ämtern, aber auch Tierärzten und Tierkliniken zusammen, zu denen die Tiere zur Behandlung gebracht werden. Auch bei der Suche nach entlaufenen Tieren und Fundtieren hilft die Tierrettung, erklärt Ronja Schäpan vom Vorstand des gemeinnützigen Vereins. Von den Besitzern ausgesetzte Tiere spielen in Potsdam kaum eine Rolle, wie Zahlen der Stadt Potsdam belegen.

2377 Anrufe auf der Notfallnummer

In diesem Jahr hat der Verein unter seiner Notfallnummer bislang 2377 Anrufe erhalten. Bei 1627 davon ist es bei einer telefonischen Beratung geblieben und die Helfer mussten nicht zu einem Einsatz. Doch auch echte Notfälle mit Vergiftung, akuten Erkrankungen, Verletzungen oder Unfällen waren dabei. Die Einsätze koordinieren die Ehrenamtlichen über WhatsApp. „Wer von uns am nächsten dran ist und Zeit hat, übernimmt“, so Schäpan. Nachts und am Wochenende sind sie in Werder und Schwielowsee unterwegs, um Tiere in Not und Fundtiere einzusammeln oder um das Ordnungsamt bei seiner Arbeit zu entlasten und schon einmal nach einem Chip und damit einem Besitzer zu forschen. Auch über zwei Tierärztinnen und eine mobile Tierarztpraxis verfüge der Verein.

Einige der Tiere werden privat von den Mitgliedern oder Freiwilligen versorgt. Ein Büro oder Räume hat der Verein nicht. „Letztes Jahr hatten wir rund 100 Igel, die zu dünn waren und den Winter so nicht aus eigener Kraft geschafft hätten“, erzählt Schäpan. Die Aufpäppelung hätten viele der Mitglieder übernommen. „Wir suchen immer aktive Mitglieder und Pflegestellen“, so Schäpan.

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Service:

Für Fundtiere und vermisste Tiere in Potsdam ist das Ordnungsamt der Stadt zuständig. Wer ein Tier findet, kann sich an die Einsatzzentrale unter Tel.: (0331) 289 16 42 wenden. Außerhalb der Dienstzeiten hilft die Leitstelle der Feuerwehr unter Tel.: (0331) 370 1 0. Das Tierheim Zossen, in das die Potsdamer Fundtiere gebracht werden, ist unter der Tel.: (03377) 20 15 17 zu erreichen. Auf der Webseite und dem Facebook-Auftritt des Tierschutzvereins können Inserate von vermissten und gefundenen Tieren veröffentlicht werden: www.tierschutzverein-potsdam.de. Genauso auch auf der Facebook-Seite der Tierrettung Potsdam. Der Verein hat außerdem ein Notfalltelefon eingerichtet, unter Tel.: 0151 70 12 12 02.

Sarah Stoffers

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