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Dicht gemacht. Weil an der Entwässerung gespart wurde, ist der Fußballplatz Nowawiese gesperrt.
© Christoph Freytag

Sportplätze in Potsdam: Teurer, abgelegen, vollgelaufen

Vom Potsdamer Norden bis nach Babelsberg: Ein Streifzug über die Potsdamer Sportplatz-Baustellen - und die ewige Geschichte eine Misere.

Dass die Wahl der Sportanlage Sandscholle als Platz für eine neue Grundschule in Babelsberg so umstritten ist, liegt auch an der allgemeinen Sportplatzmisere in der wachsenden Stadt Potsdam. Die PNN schildern einige Beispiele, wo es zum Jahresende gärt.

POTSDAMER NORDEN

Noch vor dem ersten Spatenstich wird der geplante Profi-Sportplatz am Lerchensteig die Stadt 400 000 Euro mehr als bisher gedacht kosten. Nach derzeitigen Planungen veranschlagt der Kommunale Immobilienservice (Kis) rund 1,8 Millionen Euro Baukosten, wie ein Stadtsprecher auf PNN-Anfrage bestätigte. Bei der Vorstellung des Projekts vor zwei Monaten war noch von 1,4 Millionen Euro die Rede. Der Sprecher sagte, das Vorhaben befinde sich eben noch in den Vorplanungen.

Doch bereits jetzt zeigt sich: Wie bei anderen Sportplätzen hat die Sportverwaltung auch am Lerchensteig in Nedlitz keine Ideallösung ausgetüftelt. Insbesondere die im Bornstedter Feld ansässigen Potsdamer Kickers, die das Gelände nutzen sollen, haben bereits Probleme vorausgesagt: Wegen der Entfernung von rund drei Kilometern zu dem schnell wachsenden Stadtteil und wegen der schlechten Anbindung des Standorts mit nur einer Buslinie. So bleiben die Nachbesserungen im Detail: Der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Clemens Viehrig (CDU/ANW), kündigte auf PNN-Anfrage eine Initiative seiner Fraktion für die laufenden Haushaltsverhandlungen an: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass der Rad- und Fußweg vom Sozialdorf Lerchensteig in Richtung Ortslage Bornim in den aktuellen Haushaltsplan aufgenommen wird.“ Das würde die Anbindung des Platzes verbessern.

Die Verwaltung hatte die Wahl des Standorts damit begründet, dass andere Flächen vor allem aus Lärmschutzgründen noch weniger geeignet seien – etwa in Neu Fahrland oder am Volkspark. Viehrig kann das nachvollziehen: „Es darf uns nicht passieren, dass wir einen Sportplatz wegen der Lage bereits bei Eröffnung einschränken müssen.“ Anwohner hatten zuletzt aber auch für den Standort Lerchensteig ein fehlendes Parkkonzept bemängelt und weitere Bedenken geäußert.

Die Stadt hat ihre Wahl auch mit der geplanten Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) begründet, die nebenan ein Sozialdorf für Wohnungslose und Flüchtlinge betreibt. Die Fläche für den Platz muss die Stadt also nicht kaufen, sondern kann sie von der Awo pachten. Ein Stadtsprecher bestätigte, ursprünglich sei eigentlich nur ein Bolzplatz geplant gewesen. Doch bei der Suche nach einem Gelände für einen schon lang benötigten Sportplatz im Norden habe man mit der Awo den Plan entwickelt – auch weil das wettkampftaugliche Kunstrasen-Fußballfeld samt Zuschauerflächen, Flutlichtanlage, Vereinsheim und Ballfangzäunen mit voraussichtlich bis zu 75 Prozent Fördermitteln aus dem Kommunalen Investitionsprogramm des Landes bezahlt werde. Damit könne ein Angebot für das Sozialdorf und für den Potsdamer Sport geschaffen werden, betonte der Sprecher.

GOLM

Bedarf nach einem neuen Sportplatz meldet auch der Ortsbeirat Golm an. Ortsvorsteher Marcus Krause (SPD) hat zuletzt eine Initiative gestartet, um noch 2017 einen Kunstrasenplatz auf dem Sportgelände am Kuhforter Damm zu schaffen. Damit könnten für die Jugendmannschaften der SG Grün-Weiß Golm dringend erforderliche zusätzliche Flächen geschaffen und ein ganzjähriger Trainingsbetrieb ermöglicht werden. Dazu soll die Deckungsreserve für den Ortsteil angezapft werden. Der Initiative hat der Golmer Ortsbeirat bereits zugestimmt. Mit der Initiative müssen sich nun die Stadtverordneten befassen.

BABELSBERG

Der Rasenplatz der Sportanlage Sandscholle wird zugunsten der dringend benötigten Grundschule in Babelsberg planiert. So will es zumindest die Mehrheit der Stadtpolitik. Die Bedingungen bestätigte auch Bildungspolitiker Stefan Wollenberg (Linke), der an der erst in der vergangenen Woche gefundenen Lösung mitarbeitete: Als Ersatz soll noch vor dem Neubau der Schule eine neue Zwei-Feld-Sportanlage nahe des vier Kilometer entfernten Bahnhofs Rehbrücke entstehen – speziell auch für den SV Babelsberg 03. Zusätzlich soll der weiter bestehende Kunstrasenplatz auf der Sandscholle erneuert und künftig überwiegend von Concordia Nowawes genutzt werden, wie der Verein gerade bestätigte. Außerdem soll die Verwaltung prüfen, ob auf dem ehemaligen Parkplatz – dort steht eine leere Flüchtlingshalle – ein zusätzliches Kleinspielfeld entstehen kann. „Gerade davon wird es abhängen, ob auf der Sandscholle künftig zumindest für die jüngsten Trainingsgruppen genug Platz bleibt“, teilte Concordia Nowawes mit. Man werde keine Lösung akzeptieren, die Kinder im Grundschulalter zum Fußballspielen an den Stadtrand verdränge. Bildungspolitiker Viehrig betonte hingegen, der Ersatzstandort am Bahnhof Rehbrücke sei mit dem Lerchensteig nicht zu vergleichen – im Hinblick auf die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, aber auch wegen der Nähe zu den Waldstädten und dem geplanten neuen Wohnviertel am alten Plattenwerk.

Doch der Concordia-Verein ist eben vorsichtig – auch wegen schlechter Erfahrungen in der jüngsten Vergangenheit. Wie berichtet war der vor allem für Concordia im September eröffnete Sportplatz „Nowawiese“ am Babelsberger Park nach wenigen Wochen schon wieder gesperrt worden. Grund: Der für knapp 500 000 Euro errichtete Rasenplatz stand unter Wasser, nachdem der Kis aus Kostengründen auf eine funktionierende Drainage zur Entwässerung verzichtet hatte – mit dem Segen der Stadtverordneten. Pikant: Schon während der Bauzeit hatte der Verein vor höheren Folgekosten gewarnt, sollte keine Drainage für 100 000 Euro eingebaut werden.

WALDSTADT

Positiv sieht es für den maroden Kunstrasen-Sportplatz Am Kahleberg in der Waldstadt aus. Der Bildungsausschuss hat bereits eine Empfehlung aus dem laufenden Bürgerhaushaltsverfahren beschlossen, das Areal dringend zumindest durch Teilsanierungsmaßnahmen instand zu setzen, vor allem die sanitären Anlagen und den Rasen selbst. Ebenso müsse der Platz mit einer Beleuchtung versehen werden. Allerdings muss dem nun auch eine Mehrheit im Stadtparlament folgen. Der Kis hatte zunächst keine größeren Probleme vor Ort gesehen.

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