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Studentin Alina Kulka.
© Andreas Klaer

Neuer Nebenjob in der Pandemie: Testen statt kellnern

Die Potsdamer Medizinstudentin Alina Kulka hat das Testzentrum im Café Kellermann mit aufgebaut. Im Vorjahr war sie an Corona erkrankt.

Potsdam - Normalerweise würden im „Kellermann“ und anderen Cafés von Potsdam viele Studierende und Abiturient:innen jobben, um sich nebenbei etwas dazu zu verdienen. Nun sind diese Nebenjobs aufgrund der Corona-Einschränkungen größtenteils verschwunden. Stattdessen befindet sich seit Anfang April in dem Babelsberger Café ein Corona-Testzentrum unter Federführung der Linden-Apotheke, die sich auf gegenüberliegenden Straßenseite befindet. 

Alina Kulka arbeitet hier als Testerin für 20 Euro die Stunde: „In den Semesterferien habe ich früher ab und zu gekellnert, aber für mich und viele Kommilitonen sind die Test- und Impfzentren jetzt die beste Möglichkeit, nebenbei zu arbeiten“, sagt die 23-Jährige aus Potsdam, die im fünften Semester Medizin studiert. 

Die Linden-Apotheke in Babelsberg.
Die Linden-Apotheke in Babelsberg.
© Andreas Klaer

Rund 150 Tests pro Tag

„Man hat uns schon Mitte März gefragt, ob wir nicht ein Testzentrum aufmachen könnten, weil es in Babelsberg keines gibt, aber uns fehlte hier der Platz“, sagt ihr Vater Hartmut Kulka, Inhaber der Linden-Apotheke. Café-Betreiber Uwe Kellermann sei schließlich auf ihn zugekommen, seine Räume gemeinsam als Testzentrum zu nutzen, zusätzlich zur Teststrecke in der Apotheke. Rund 150 Menschen testen sich im Schnitt pro Tag in beiden Teststellen zusammen. 

Alina Kulka hat geholfen, alles mit aufzubauen: Seit Dezember hatte sie an der Messe Berlin in einem Testzentrum gearbeitet und dabei viele Erfahrungen gesammelt, wie man an den Teststrecken die nötigen Abstände für Getestete und Tester:innen wahrt, Ein- und Ausgänge trennt und genügend Sichtschutz installiert. Und: „Die Leute müssen sich gut behandelt dabei fühlen, nicht, als wenn sie nur abgefertigt werden.“

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"Die Leute sind sehr dankbar"

Das Feedback, dass sie bei ihrer Arbeit bekommt, ist durchweg positiv: „Die Leute sind sehr dankbar dafür, dass man da ist und dieses Risiko auf sich nimmt, täglich Menschen auf Corona zu testen.“ Viele Getestete versprechen, beim nächsten Test wiederzukommen. „Das ist ein schönes Gefühl“, sagt Kulka. „Ich bin wirklich froh, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, die Pandemie zu begrenzen.“ Allein im Kellermann gebe es im Schnitt ein bis zwei Positiv-Tests pro Tag – alles Menschen ohne Symptome, die sonst weiter einkaufen oder andere Menschen treffen würden. „Da hat man schon das Gefühl, dass die Arbeit etwas bringt“, sagt Kulka.

Negative Reaktionen, etwa von Corona-Leugner:innen, habe sie in Potsdam noch nicht erfahren, zum Teil aber in Berlin: Da gab es vereinzelt Menschen, die sich testen mussten, weil sie zum Beispiel ihre Großeltern im Heim besuchen wollten, aber eigentlich keinen Test machen wollten. „Wenn wir sie dann höflich gebeten haben, eine Maske anzuziehen, kam oft: ,Ich brauche keine Maske!’“

Das Café Kellermann dient als Teststelle.
Das Café Kellermann dient als Teststelle.
© Andreas Klaer

Kulka erkrankte selbst an Corona 

Dass Covid-19 alles andere als „eine leichte Grippe“ sein kann, hat Kulka am eigenen Leib erfahren: Im Oktober 2020 war sie selbst erkrankt, die Infektion sei mittelschwer verlaufen: „Ich konnte kaum aus dem Bett aufstehen, so krank war ich noch nie zuvor in meinem Leben“, sagt Kulka. Sie studierte zu dieser Zeit in der lettischen Hauptstadt Riga, wo die Politik sehr viel sorgloser war als in Deutschland: „Als ich im September zum Wintersemester nach Riga gefahren bin, war dort noch alles offen, alle Bars, alle Clubs, als wenn es keine Pandemie gäbe. Wenn man eine Maske angezogen hat, wurde man schief angeguckt.“ 

Das änderte sich schnell: „Im Oktober haben dann alle Corona bekommen und es gab strenge Quarantäneregeln.“ Eine Woche lang ging es ihr sehr schlecht, Essen bestellte sie online bei einem örtlichen Supermarkt. Doch selbst heute, ein halbes Jahr nach der Infektion, spürt sie immer noch die Nachwirkungen der Krankheit: „Ich bin sonst superfit und gehe viel joggen, aber ich merke nach wie vor, dass meine Lungenwerte nicht gut sind und ich immer wieder Atemnot habe“, sagt Kulka.

Nach ihrem Aufenthalt in Riga studiert Kulka nun in Essen – wohnt aber in Potsdam. „Es sollen zwar noch ein paar Präsenztermine stattfinden, aber hauptsächlich ist das Studium online.“ Wie sie machen es viele andere Kommilitonen: Warum in einer fremden Stadt eine neue Wohnung suchen, wenn man ohnehin fast nur digital studiert? „Anfangs fand ich es noch gewöhnungsbedürftig, über Video-Apps wie Zoom Vorlesungen zu verfolgen, aber man hat sich erschreckend schnell daran gewöhnt“, sagt Kulka. „Jetzt hätte ich eher ein komisches Gefühl, mich in einen vollen Vorlesungssaal zu setzen.“

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