Potsdam: Tarifstreit am Klinikum
Aktion von 30 Azubis verärgert Geschäftsführung
Innenstadt- Ein neuer Tarifkonflikt zwischen Auszubildenden und Geschäftsführung des städtischen Klinikums „Ernst von Bergmann“ beginnt mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Am Freitag protestierten 30 Azubis vor dem Haus. Die Klinikumsleitung reagierte irritiert.
„Keine Villa , keine Yacht – wir wollen einen gerechten Tarifvertrag!“, lautete eine Losung bei der Aktion. Die Gewerkschaft Verdi fordert, dass für die derzeit 136 Auszubildenden der übliche Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gelten soll. Nach Verdi-Angaben erhalten die Auszubildenden seit Jahren Vergütungen, die 20 Prozent unterhalb des Normaltarifs liegen. Ein Auszubildender im zweiten Lehrjahr bekommt demnach 813,66 Euro brutto pro Monat – üblich seien 1017,07 Euro, hieß es. „Ich kann nicht einmal meinen Lebensunterhalt bestreiten“, sagte die Auszubildende Sarah Bombich.
Nicht vor Ort war Klinikumschef Steffen Grebner. Auf Anfrage der PNN zeigte er sich aber verärgert. Denn bezüglich der Tarifverhandlungen sei mit Verdi ein eindeutiges Vorgehen verabredet. Demnach sollten zunächst die Verhandlungen für die Mitarbeiter des Diagnostik-Tochterbetriebs des Klinikums im Fokus stehen, so Grebner. Eine erste Sondierungsrunde mit den Azubis sei für den 15. Dezember vereinbart gewesen. Das sei mit einem inzwischen schwer erkrankten Verdi-Vertreter verabredet worden, so Grebner weiter – inzwischen habe man einen neuen Ansprechpartner. „Damit ist offensichtlich ein neuer Kommunikationsstil eingezogen“, so Grebner in Bezug auf eine vor der Aktion versendete Presseerklärung von Verdi. Selbst Falschinformationen würden verbreitet, so Grebner.
Dagegen warf Verdi-Sprecher Maik Zigann der Klinikumsführung eine Hinhaltetaktik vor. Ihm sei mitgeteilt worden, dass das für den 15. Dezember angesetzte Gespräch wegen der Aktion womöglich abgesagt werde. Dieser Termin sei nur zum gegenseitigen Kennenlernen gedacht gewesen – von einer Sondierungsrunde habe niemand gesprochen.
Mehrfach hat es in den vergangenen Jahren harte Tarifauseinandersetzungen am Klinikum gegeben. Kritiker wie die Fraktion Die Andere erheben den Vorwurf, in dem städtischen Unternehmen werde unter Tarif bezahlt. 2013 erwirtschaftete der gemeinnützige Konzern einen Überschuss von 4,1 Millionen Euro. Jährlich benötige die Einrichtung aber zwölf Millionen Euro an Investitionsmitteln, erhalte aber nach dem Krankenhausgesetz nur eine Vier-Millionen-Pauschale, so die Darstellung des Krankenhauses – die Differenz müsse man selbst finanzieren. HK/MIL
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