zum Hauptinhalt
Tief beeindruckt. „Gleißendes Glück“-Regisseur Sven Taddicken.
© Manfred Thomas

„Gleißendes Glück“: Sven Taddicken stellte im Thalia seinen neuen Film vor

Regisseur Sven Taddicken stellte seinen neuen Film "Gleißendes Glück" im Babelsberger Thalia vor. Neben viel Lob gab es aber auch kritische Töne des Publikums.

Potsdam - Ein Ehemann, der sie nicht versteht und um sich schlägt, eine neue Bekanntschaft, die sich als pornosüchtig herausstellt. Helene Brindel, die Protagonistin in Sven Taddickens aktuellem Film „Gleißendes Glück“ muss einiges über sich ergehen lassen, bis sie endlich wieder das titelgebende Gefühl erleben darf. Hauptdarstellerin Martina Gedeck hatte deswegen beim ersten Lesen des Drehbuchs Bedenken, wie Regisseur Taddicken am Sonntagnachmittag im Thalia Kino erzählte. Dort stellte er im Gespräch mit dem Publikum „Gleißendes Glück“ vor. „Sie hatte Zweifel, weil die Geschichte so explizit mit Sexualität und häuslicher Gewalt umgeht.“ Letztendlich habe sie das Thema aber nicht losgelassen und sie übernahm die Rolle. Ein großes Glück, denn der bewundernswert behutsam inszenierte Film erwacht erst durch Gedeck – vor allem im Zusammenspiel mit Kollege Ulrich Tukur – richtig zum Leben.

Sie verkörpert eine Frau, die nicht nur den, für sie so wichtigen, Glauben an Gott, sondern auch die Liebe ihres Mannes verloren hat. Von Schlaflosigkeit geplagt, glaubt sie Antworten in der Arbeit des Psychologen Eduard Gluck (Ulrich Tukur) zu finden. Und tatsächlich scheinen die beiden eine Verbindung zu haben – selbst dann noch, als Gluck gesteht, pornosüchtig zu sein.

„Ich mag generell Liebesgeschichten und das hier ist eine besonders schön kauzige“

Taddicken, der schon mit „Emmas Glück“ ein Gefühl für schwierige Themen bewiesen hat, entdeckte die literarische Vorlage – geschrieben von der schottischen Autorin A.L. Kennedy – während einer Autofahrt. Als Hörbuch lief der Roman als er im Stau stand und berührte ihn tief, wie er am Sonntag sagte. Das Gefühl, den Stoff sofort verfilmen zu müssen, hatte er allerdings nicht. „Tatsächlich kamen die Produzenten des Films damit auf mich zu.“ Ein kleiner Wink des Schicksals also. Vor den beiden schweren Themen der Geschichte hatte Taddicken keine Angst. Im Gegenteil: Er fände es spannend, ein reißerisches Thema ganz entspannt anzugehen, ein Ansatz, der ihm hier definitiv gelungen ist. In fast unterkühlten Bildern und intensiven, aber leisen Dialogen rückt er die gegenseitige Charakterstudie seiner Protagonisten in den Vordergrund und nimmt sie dabei in jedem ihrer Momente vollkommen ernst.

Letztendlich sei es auch eher die spezielle Beziehung zwischen Helene und Gluck gewesen, die ihn an „Gleißendes Glück“ fasziniert habe. „Ich mag generell Liebesgeschichten und das hier ist eine besonders schön kauzige“, so der Regisseur, der für den Film auch drei Tage in der Geltower Wildparkstraße und einem dort gelegenen Apfelgarten drehte. „Wie sich zwei Menschen trotz ihrer Abgründe gegenseitig erlösen, das hat mich berührt.“

Den schwachen Figuren auch eine Stimme geben

Das Publikum im Thalia teilte dieses Empfinden am Sonntag zum großen Teil. Neben viel Lob gab es aber auch Kritik. Etwa an dem Frauenbild, das der Film vermeintlich schwach zeichne. Taddicken erklärte allerdings, dass er gerade in dem Zugeben der Schwäche von Helene eine Stärke sehe. Außerdem solle man seiner Meinung nach schwachen Figuren viel öfter eine Stimme geben. „Gleißendes Glück“ hat ohne Zweifel eine solche Stimme bekommen – eine, die noch lange nachhallen wird.

Zur Startseite