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Potsdam ist beliebt – als Reiseziel wie auch als Stadt zum Leben. Für die künftige Entwicklung soll nun ein Leitbild erarbeitet werden.
© L. Hannemann

Neues Leitbild für Potsdam: Suche nach dem Selbstverständnis

Potsdam soll ein Leitbild bekommen, eine Strategie für das Wachstum. Die Bürger können mitentscheiden, wofür künftig das Geld ausgegeben wird.

Potsdam - Wie soll Potsdam in zehn Jahren aussehen? Soll es autofrei sein, soll es mehr Parks geben, mehr Sportplätze, mehr Kulturangebote? Oder soll die Stadt lieber in andere Bereiche investieren?

Die Antwort auf diese und andere Fragen sollen die Potsdamer jetzt selbst geben. Alle Einwohner sind aufgerufen, Ideen, Wünsche und Vorschläge zu äußern, wie sie sich ihre Stadt der Zukunft vorstellen. Bis zum November soll daraus ein Leitbild für die Landeshauptstadt erarbeitet werden – eine Prioritätenliste, die für Rathaus, kommunale Unternehmen und Stadtpolitik gleichermaßen als verbindliche Richtschnur für die weitere Entwicklung der Stadt dienen soll.

Potsdamer können Vorschläge machen

Potsdam habe in den 25 Jahren seit der Wende viel erreicht, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Dienstag. Jetzt gehe es darum, herauszufinden, welche Schwerpunkte in den kommenden Jahren gesetzt werden sollen, nicht zuletzt finanziell.

Der Prozess bis zum fertigen Leitbild gliedert sich in drei Phasen: Den Auftakt bilden am 17. und 18. April insgesamt zehn Bürgerversammlungen, vom Rathaus Stadtdialoge genannt, die zeitgleich quer über das gesamte Stadtgebiet verteilt stattfinden sollen. Als Veranstaltungsorte sind die Fachhochschule an der Pappelallee, der Uni-Campus in Golm, das Karl-Liebknecht-Stadion, das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte sowie die Bürgerhäuser Am Schlaatz, Am Stern, in der Waldstadt und in Drewitz geplant. Dort können die Anwohner quasi in ihrem Kiez ihre Anregungen und Vorschläge machen. Parallel hat die Stadt unter www.potsdam-weiterdenken.de eine Internet-Plattform eingerichtet, auf der die Potsdamer sich bereits jetzt online an der Leitbild-Entwicklung beteiligen können. Auf dieser Plattform kann man sich auch jeweils über den aktuellen Stand der Leitbild-Debatte informieren. Zudem hat die Stadt insgesamt 75 000 Postkarten drucken lassen, auf denen man ebenfalls seine Wünsche für das Potsdam der Zukunft niederschreiben und ans Rathaus senden kann.

Im November gibt´s die Entscheidung

Auch die Jugend soll eingebunden werden: Der Stadtjugendring will von Mitte bis Ende April an mehreren Grund- und weiterführenden Schulen Infoveranstaltungen durchführen, um auch die Ideen der 8- bis 18-Jährigen Potsdamer aufzunehmen, kündigte Dieter Jetschmanegg an, der das Leitbild-Projekt im Rathaus leitet. Im Mai soll es eine Kinder- und Jugendbefragung geben.

Die zweite Phase beginnt noch vor der Sommerpause. Anfang Juni sollen die fünf bis acht wichtigsten der bisher genannten Themen in speziellen Foren öffentlich diskutiert, vertieft und daraus erste Leitbildthesen abgeleitet werden. Im Rathaus wird auf dieser Grundlage ein Entwurf erarbeitet, der in der dritten und letzten Phase im September in mehreren Werkstattgesprächen diskutiert, womöglich auch geändert und ergänzt wird. Das letzte Wort haben dann im November die Stadtverordneten.

Verfahren kostet 250.000 Euro

Das neue Leitbild soll laut Jakobs weniger ein konkreter Maßnahmenkatalog als ein Strategiepapier für die Jahre bis 2025 sein. Bürger und Stadtpolitik sollen gemeinsam gewichten, welchen Themenfeldern sie in Zukunft die höchsten Prioritäten einräumen. Diese Festlegungen sollen sich dann auch in den Investitionssummen der jeweiligen Stadthaushalte niederschlagen. 250.000 Euro lässt sich die Stadt das Verfahren kosten, dessen Auftakt zeitlich mit dem geplanten Bürgerdialog zur Garnisonkirche zusammenfällt. Jakobs räumte ein, dass dies nicht besonders glücklich sei, sich aber nicht habe vermeiden lassen. Er sei aber sicher, dass sich beide Bürgerbeteiligungen nicht gegenseitig die Teilnehmer wegnehmen, so Jakobs. Der Bürgerdialog zur Garnisonkirche sei doch ein „eher spezielles Thema“.

Interview mit OB Jann Jakobs: "Das Leitbild wird ein Gewicht haben" >>

Das Leitbild hingegen solle das künftige Selbstverständnis der Stadt definieren, sagte der Rathauschef. Potsdam betrete damit bundesweit Neuland. Die meisten Kommunen hätten ein Leitbild für das Stadtmarketing erarbeitet und nicht, um Richtlinien der Stadtentwicklung festzulegen. Dennoch habe man sich Anregungen aus anderen deutschen Städten geholt, nicht zuletzt aus Ludwigsburg, so Jakobs. Die baden-württembergische Kommune komme dem Potsdamer Konzept noch am nächsten, weil auch dort Thesen entwickelt wurden, die als Handlungsgrundlage für die Stadtverwaltung verbindlich seien, sagte Jakobs.

Das Leitbild geht auf einen Stadtverordnetenbeschluss von 2013 zurück. Erster Beifall kam von Linke-Kreischef Sascha Krämer: Die Debatte sei „ein Anfang hin zur einer wirklichen Bürgerkommune“, in der Bürger, Politik, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam die Zukunft gestalten.

Lesen Sie weiter: Kommentar zum Leitbild >>

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