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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender im Hof des Schlosses Cecilienhof.
© Ottmar Winter/PNN

Bundespräsident in Schloss Cecilienhof: Steinmeier lobt "großartige Ausstellung" zur Potsdamer Konferenz

Am Freitag besuchte Deutschlands Staatsoberhaupt die große Jubiläumsschau im Schloss Cecilienhof. Der SPD-Politiker zeigte sich beeindruckt.

Potsdam - Matthias Simmich ist ein wenig aufgeregt. "Ja, ein bisschen Bauchkribbeln habe ich schon", räumt er ein. Es ist 10.30 Uhr an diesem Freitag, und die Sonne brennt bereits unbarmherzig vom Himmel herab. Der Kurator der großen Sonderausstellung zum 75. Jahrestag der Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof hat sich ein Plätzchen im Schatten gesucht. Er wartet auf den Bundespräsidenten, den er gleich durch die Schau führen soll. "Alle Highlights" wolle er Frank-Walter Steinmeier nahebringen, sagt Simmich. Natürlich Churchills Zigarrenkiste, seinen Hut und Gehstock. Vor allem aber das persönliche Tagebuch der Sekretärin des britischen Premierministers, das sie während ihrer Anwesenheit in Potsdam im Sommer 1945 geführt hat.

Zwei Bildpunkte, zwei Nachfragen

Als Staatsoberhaupt der Bundesrepublik gilt für Steinmeier die höchste Gefährdungsstufe, entsprechend groß sind die Sicherheitsvorkehrungen. Die Ausstellung ist für die Öffentlichkeit geschlossen, die ohnehin limitierte Schar der Journalisten wird von Mitarbeitern des Bundeskriminalamtes ausgiebig kontrolliert. Wegen Corona ist die Presse beim Rundgang durch die engen Räume des Schlosses gar nicht erst zugelassen. Eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes erläutert kurz die Regeln: An zwei Stellen ("Bildpunkte 1 und 2") dürfen Fotos gemacht werden, nach dem Rundgang gibt es ein kurzes Statement. Zwei Nachfragen sind möglich, man möge sich bitte einigen. Da nur vier Reporter anwesend sind, geht das schnell. 

Vogtherr und Nonnemacher empfangen

Um 10.50 Uhr rollt die Limousine des SPD-Politikers vor, eingehüllt in eine dichte Staubwolke. Das Empfangskomitee steht schon bereit: Christoph Martin Vogtherr, der Generaldirektor der Schlösserstiftung, und Brandenburgs Vize-Ministerpräsidentin Ursula Nonnemacher (Grüne), die den wegen eines anderen Termins verhinderten Regierungschef vertritt, begrüßen Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender vor der Schlosskulisse, dem "Bildpunkt 1". Ihre Worte gehen allerdings im Grollen des laufenden Motors der Staatskarosse unter. Der Fahrer verstaut die Fahne mit dem Bundesadler derweil im Kofferraum. "Die Air Force One wird entflaggt", witzelt jemand. Der Tross verschwindet im Gebäude. 

Zu Besuch im Konferenzsaal.
Zu Besuch im Konferenzsaal.
© Ottmar Winter/PNN

Eine Viertelstunde später dürfen die Fotografen und Reporter zum "Bildpunkt 2" dazustoßen - diesmal drinnen, im Konferenzsaal. Steinmeier spielt ein bisschen mit den technischen Gimmicks: Vor dem runden Konferenztisch liegt ein Smartphone bereit. Scannt man damit einen bereit stehenden QR-Code, erscheint auf dem Display die damalige Sitzordnung. Für die Ausstellung wurde der Tisch mit Utensilien versehen, die auch vor 75 Jahren vor jedem Platz lagen: Ein Schreibblock mit Stiften, Zigaretten, Streichhölzer und Aschenbecher. "Damals wurde ja stark geraucht", erklärt Simmich. Es klingt fast entschuldigend. 

Danach heißt es wieder Warten, diesmal im Café Cecilie im Hof neben dem einstigen Schlosshotel. Die Sonne sengt vom Himmel, die Wespen starten einen Generalangriff auf den Kuchen eines Fotografen. Doch es geht schneller als angekündigt. 20 Minuten vor der Zeit beordert die Mitarbeiterin des Bundespräsidialamtes die Presse in den Schlosshof, zum Abschlussstatement vor dem Roten Stern. "Es hat ihm wohl nicht gefallen", frotzelt jemand. 

Steinmeier zollt höchstes Lob

Doch Steinmeier ist des Lobes voll. "Das ist eine großartig gelungene Ausstellung", sagt er. Die Bedeutung des Potsdamer Schlosses für Deutschland, für die Welt könne gar nicht überschätzt werden, erklärt der Bundespräsident. Bei der Konferenz vor 75 Jahren seien Entscheidungen getroffen worden, die die Beziehungen zwischen Ost und West maßgeblich bestimmt hätten - zum Teil bis heute. Es sei "schade", dass es nicht zur "Zurschaustellung der russischen Exponate" gekommen sei. Die Moskauer Kritik an der Schau halte er für "nicht gerechtfertigt". Die Macher der Ausstellung hatten sich sehr bemüht, die Bedeutung aller Beteiligten der Konferenz fair zu dokumentieren. Wie berichtet hatte Russland die Ausfuhrgenehmigung für seine Exponate, darunter eine Uniform von Stalin, verweigert. Unter anderem fühlte man sich im Kreml brüskiert, weil der Personenkult um Stalin in der Schau Erwähnung findet.

Beeindruckt von persönlichen Schicksalen

Steinmeier lässt aber keinen Zweifel daran, dass die fehlenden Artefakte aus Russland den Wert der Ausstellung in keiner Weise schmälern. Den Machern sei es gelungen, sich nicht nur mit einem historischen Rückblick zu begnügen, sondern gerade den jüngeren Besuchern zu verdeutlichen, dass die internationale Gemeinschaft aus dem millionenfachen Leid des Kriegs auch Lehren gezogen habe, etwa durch die Gründung der Vereinten Nationen. Besonders beeindruckt ist Steinmeier von den persönlichen Geschichten. Da ist das Tagebuch von Churchills Sekretärin Joy Milward (heute Hunter) oder ein zwölfjähriger japanischer Junge, von dessen Existenz wegen der Atombombenabwürfe nur noch eine zusammengeschmolzene Brotdose kündet: Sich nicht nur auf die großen Politiker, sondern auch die Bevölkerung zu konzentrieren, sei die große Stärke der Ausstellung, lobt der Bundespräsident.

Zurück lässt er nach dem Rundgang einen glücklichen Kurator. Das Lob des Bundespräsidenten hat Simmich sichtlich gefreut. Es ist übrigens nicht der erste Promi, den er durch die Schau geführt hat. Auch der US-Interimsbotschafterin in Deutschland, Robin Quinville, hat er die Ausstellung bereits gezeigt. "Sie war sehr angetan", sagt Simmich und lächelt.

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