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(Symbolbild)
© AFP

Wegen Verleihverbot von Computern an Potsdamer Schulen: Stadtpolitiker starten Spendenaufruf

Jetzt sollen die Potsdamer helfen, bedürftige Schüler mit Rechnern auszustatten, damit möglichst alle am Pflicht-Distanzunterricht via Internet ab 4. Januar teilnehmen können.

Potsdam - Mit einem parteiübergreifenden Spendenaufruf für Laptops haben Stadtpolitiker auf einen PNN-Bericht reagiert, der aufgedeckt hat, dass Potsdams Schulen für den ab 4. Januar verpflichtenden Heimunterricht keine Rechner an Kinder aus finanziell schwachen Familien ausgeben dürfen. Zugleich zeigten sich Kommunalpolitiker massiv irritiert über den IT-Fachbereich im Rathaus, der das Verbot verhängt hat. 

Mit der von SPD, Grünen, Linken und CDU initiierten Spendenaktion unter dem Motto „Kindern Mut machen – Laptops für Bildung spenden“ sollen Familien erreicht werden, denen die technischen Voraussetzungen für Distanzunterricht fehlen. „Unter vielen Weihnachtsbäumen werden auch in diesem Jahr neue Geräte liegen. Statt die Vorgänger im Schrank verstauben zu lassen, schenken Sie Ihnen ein zweites Leben – und einem Kind damit die Möglichkeit, am digitalen Lernen teilzuhaben“, heißt es in dem Aufruf. 

Das Büro „Kindermut“ der Arbeiterwohlfahrt im fünften Stockwerk der Bahnhofspassagen oder die Awo-Schatztruhe am Erlenhof 34 werden die Rechner entgegen nehmen, hieß es. Die Awo teilte mit, nötig seien internetfähige Geräte mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher. Auch im Linken-Büro im Rathaus könnten Geräte abgegeben werden, hieß es.

Schulen dürfen Laptops nicht ausgeben

Anlass für die Aktion war ein PNN-Bericht vom Samstag: So hatte die Ludwig- Renn-Grundschule in Eiche einzelne iPads an Schüler ausgeben wollen. Doch das erlaubt das Rathaus nicht – wegen Sicherheitsbedenken aus dem IT-Fachbereich unter Hauptamtsleiter Dieter Jetschmanegg (SPD). Denn eine Verwendung nach dem Einsatz im Distanzlernen wäre „erst wieder zulässig, wenn diese iPads zuvor einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung unterzogen beziehungsweise komplett neu aufgesetzt werden“, hatte das Rathaus begründet. 

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Dies sei erforderlich, da die Geräte bei der Nutzung in fremden Netzwerken „als kompromittiert beziehungsweise nicht mehr frei von Schadsoftware betrachtet werden“ müssten. Von ähnlichen Problemen seien mehrere Schulen betroffen, hieß es. Nun will das Rathaus bis Mitte Januar prüfen, ob man Mietgeräte beschaffen könne.

Kritik von Linken und aus der CDU

An dieser Entscheidung gibt es viel Kritik, auch aus der rot-grün-roten Rathauskooperation. Der Linken-Stadtverordnete Sascha Krämer sprach von einem „Armutszeugnis“, schon im Sommer hätte sich die Stadt auf einen weiteren Lockdown vorbereiten müssen. Linke-Fraktionschef Stefan Wollenberg sagte, das Rathaus müsse prüfen, ob es Rechner aus seinen Beständen ausleihen könne. 

Der CDU-Bildungsexperte Clemens Viehrig erklärte, er erwarte von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), dass die Digitalisierung in der Stadt endlich ein Schwerpunktthema werde. „Sonntagsreden gab es lange genug.“ Der CDU-Stadtverordnete Matthias Finken sagte, mit der Spendenaktion könne man die Versäumnisse des Rathauses „hoffentlich ein wenig mildern“. Bereits vergangenen Woche war bekannt geworden, dass 2300 vom Rathaus für den Distanzunterricht bestellte Rechner wegen Lieferschwierigkeiten des Herstellers Apple noch nicht da sind.

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