Potsdam: Stadtparlament gegen Parkeintritt
Jakobs warnt vor finanziellen Forderungen
Sanssouci - Das Potsdamer Stadtparlament lehnt einen Pflichteintritt für den Park Sanssouci ab. Einen entsprechenden Antrag der Linken beschlossen die Stadtverordneten am Mittwoch mit großer Mehrheit. Die Potsdamer Demokraten und die FDP stimmten dagegen. Ihr Tenor: Für ein Gartendenkmal wie Sanssouci dürfe auch ein Obolus verlangt werden. Über die Pläne der Schlösserstiftung, wonach der Eintritt in den Park künftig zwei Euro pro Person kosten soll, will heute Vormittag der Stiftungsrat beraten. Gegen 13.30 Uhr soll das Ergebnis bekannt gegeben werden.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) spricht sich vehement gegen den „Wegezoll“ aus. Der Park Sanssouci sei ein wichtiges Kulturgut, aber nicht nur das: Er liege inmitten der Stadt Potsdam, dort spiele sich städtisches Leben ab, er verbinde Stadtteile, viele Potsdamer seien darauf angewiesen, ihn zu durchqueren. Potsdam bestehe auch darauf, dass alle 25 Eingänge zum Park bestehen blieben – bekanntlich will die Stiftung die Zahl auf elf reduzieren, wenn der Parkeintritt kommt. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg warnte zudem, der Parkeintritt für Sanssouci könnte nur der Anfang sein – früher oder später werde dann sicher auch über Pflichteintritt für den Neuen Garten und den Park Babelsberg nachgedacht.
Jakobs prophezeite, dass ein mögliches Veto des Stiftungsrats heute – er ist besetzt mit Vertretern der Länder Berlin und Brandenburg und des Bundes – „unweigerlich“ zu finanziellen Forderungen an die Stadt Potsdam führen würde. Dabei behandele die Stadt die Stiftung bereits privilegiert: Sie kassiere keine Grundsteuer und keine Winterdienstgebühren von ihr und trage die Verantwortung für den sogenannten Umgebungsschutz des Welterbes. So wolle Potsdam das Areal am Triumphtor an der Schopenhauerstraße erwerben – bebaut mit dem ehemaligen Intershop, heute ein Fahrradladen – damit dort künftig die von der Stiftung gewünschte Freifläche entstehen kann, so Jakobs. Die Stadt nehme also keineswegs durch ihr Welterbe „nur Vergünstigungen“ entgegen.
Ob Jakobs’ Appell und der Stadtverordnetenbeschluss Wirkung haben, wird sich bei der Sitzung des Stiftungsrats zeigen. Zuletzt hatte sich abgezeichnet, dass das Land Brandenburg sein Veto gegen den Pflichteintritt einlegen wird. Danach soll jeder Besuch des Parks zwischen Ostern und Ende Oktober zwei Euro kosten, zudem ist eine Jahreskarte für zwölf Euro angedacht. Die Stiftung verspricht sich davon fünf Millionen Euro Einnahmen, die ausschließlich in die Pflege des Parks investiert werden sollen. Laut Stiftungschef Hartmut Dorgerloh fehlten jährlich bis zu 4,5 Millionen Euro, um Gärtner zu bezahlen. Dadurch würden die Pflegedefizite im Park Sanssouci kontinuierlich wachsen. HK/SCH/pee
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