Mehr Geld für sichere Schulwege in Potsdam: Stadt will Kinder und Jugendliche besser schützen
Potsdam stockt die finanziellen Mittel für mehr Sicherheit an Kreuzungen, Ampeln, Rad- und Gehwegen deutlich auf. Ein neues Konzept nennt Verbesserungsmöglichkeiten - und den Preis dieser Vorhaben.
Potsdams größerer finanzieller Spielraum ermöglicht nun auch größere Investitionen in die Sicherheit von Schulwegen. Die Stadt will dafür in diesem Jahr 100 000 Euro bereitstellen, im nächsten Jahr sogar 200 000 Euro. Damit stockt die Stadt ihr finanzielles Engagement in diesem Bereich massiv auf: Von 2013 bis 2017 standen nämlich nur rund 50 000 Euro jährlich zur Verfügung, vorher gab es noch nicht mal ein eigenes Budget.
Wie das Geld eingesetzt werden könnte, beschreibt das aktualisierte Schulwegsicherungskonzept. Am Dienstag wurde es von Potsdams Bildungsbeigeordneter Noosha Aubel (parteilos) vorgestellt. In ihrer nächsten Sitzung am 11. April steht das Konzept auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Auf 122 Seiten werden in dem Dokument insgesamt 44 Schulstandorte betrachtet - nämlich alle Grundschulen sowie alle weiterführenden Schulen, an denen auch Schüler der 5. und 6. Klassen unterrichtet werden.
Seit 2014 fanden Standortbegehungen aller Grundschulen und Schulen mit Primarstufen statt
Wie das Konzept selbst zog auch Aubel ein grundsätzlich positives Fazit. „Die Wege zu allen Grundschulen und Schulen mit Primarstufe in Potsdam sind als sicher einzustufen.“ Allerdings gebe es immer Verbesserungsmöglichkeiten. Außerdem haben sich die Rahmenbedingungen verändert: Die letzte Version des Schulwegsicherungskonzepts war im Jahr 2009 beschlossen worden. Seitdem ist Potsdams Einwohnerzahl um mehr als 20 000 gewachsen, es gibt mehr Schüler und mehr Autos. Außerdem hatte man seinerzeit in kurz- und langfristige Maßnahmen unterschieden – letztere fielen wegen knapper Kassen häufig unter den Tisch. Welche Maßnahmen aus dem neuen Konzept nun genau umgesetzt werden, soll vor der Sommerpause mit der Polizei geklärt werden.
In dem Papier steckt schon viel Vorarbeit: So fanden seit 2014 Standortbegehungen aller Grundschulen und Schulen mit Primarstufen statt. An den Begehungen nahmen jeweils Vertreter der Schulen sowie der Fachbereiche Bildung und Sport und Grün- und Verkehrsflächen teil, heißt es in dem Konzept. Zusätzlich seien ebenfalls Eltern, Vertreter der Polizei sowie je nach Bedarf weitere Beteiligte anwesend gewesen. Im Anschluss habe man die gesammelten Erkenntnisse und die Anregungen von Eltern und Lehrern in einer Datenbank gesammelt.
Investitionsbedarf von rund 1,5 Millionen Euro
Betrachtet wurde der Verkehr in Schulnähe, der Zustand von Ampeln, Geh- und Radwegen, die Beleuchtung und Beschilderung, die Lage von Parkflächen und Fahrradabstellanlagen, Wege zu Bus- und Tramhaltestellen und zum Hort. Herausgekommen ist dabei eine Sammlung, die jeden einzelnen Schulstandort auf einer Übersichtskarte inklusive der wichtigen Wege darstellt. Wo Verbesserungsbedarf festgestellt wurde, wurden auch die Kosten für entsprechende Maßnahmen geschätzt.
Zählt man alle Maßnahmen zusammen, kommt man auf einen Investitionsbedarf von rund 1,5 Millionen Euro. Es dürfte also trotz der erhöhten Mittel einige Jahre dauern, bis die Wunschliste erfüllt wird. Allerdings, so Aubel, kommen auch andere Investitionen der Sicherheit auf Schulwegen zu Gute. Als Beispiel nannte sie den Neubau und die Erweiterung von Fahrradabstellanlagen an zwölf Schulen. Dafür sollen 12 000 Euro ausgegeben werden, überwiegend finanziert aus Mitteln des Radverkehrskonzepts.
Kreuzungen, Ampeln und Beleuchtung
Im neuen Schulwegsicherungskonzept schneiden die Standorte sehr unterschiedlich ab. Bei neu gebauten Schulen und Standorten in den Plattenbaugebieten gibt es wenige Problemfälle. An anderen Standorten dafür umso mehr: So fehlen beispielsweise an der Karl-Förster-Schule Rückhaltevorrichtungen an den Ausgängen, der Weg zur Bus- und Tramhaltestelle ist schlecht einsehbar und an der Zufahrt fehlen verkehrsberuhigende Elemente sowie 145 Fahrradständer. Alle Mängel zu beseitigen würde 95 000 Euro kosten. Teuer könnte auch der Standort der Montessori-Oberschule in der Schlüterstraße werden: Allein für eine sogenannte Gehwegvorstreckung würden 106 000 Euro fällig. 130 000 Euro soll der Umbau der Kreuzung an der Haltestelle Park Sanssouci kosten, 75 000 Euro der Umbau der Kreuzung von Schlüterstraße und Gontardstraße, 15 000 Euro die Beleuchtung des Weges hinter der Schule.
Geld für bauliche Maßnahmen auszugeben sei jedoch nur eine Seite, so Aubel. Man müsse auch auf die Eltern zugehen. „Ein Teil der Gefährdung wird auch durch die Zielgruppe selbst hervorgerufen“, sagte sie. In den vergangenen Jahren würden immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Dabei seien die Grundschulen in der Regel wohnortnah. Kinder würden die Entfernungen zu Fuß oder auf dem Fahrrad bewältigen können. Dabei können sie auch lernen, sich selbständig zu bewegen. Das sei natürlich eine Entscheidung, die die Eltern selbst treffen müssten, so Aubel.
Dass der Schulweg für Kinder in den vergangenen Jahren in Potsdam gefährlicher geworden ist, lässt sich statistisch nicht belegen. Die Zahlen schwanken wie berichtet stark: Im Jahr 2015 zählte die Polizei 35 Unfälle, 2016 waren es 22 und im vergangenen Jahr 32. In den vergangenen beiden Jahren gab es die meisten Unfälle in der Großbeeren- und der Friedrich-Ebert-Straße – jeweils fünf.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität