Neues Restaurant von Tim Raue: Spitzenkoch zieht in Potsdamer Villa Kellermann
Der Berliner Spitzenkoch Tim Raue will 2019 ein Restaurant in der Villa Kellermann am Heiligen See eröffnen. Das Konzept ist noch ein Geheimnis.
Potsdam - Die Villa Kellermann am Heiligen See soll im nächsten Jahr wieder für alle Potsdamer ihre Türen öffnen: Dort soll nämlich ein Sternekoch seinen Löffel schwingen – der vom Restaurantführer Gault-Millau gekürte Berliner Spitzenkoch Tim Raue will Mitte oder Ende nächsten Jahres ein exquisites Restaurant in der derzeit hinter Baugerüsten verschwundenen Villa eröffnen. Ein entsprechender Bericht der „Bild“-Zeitung, der sich auf Quellen aus der Umgebung des Top- Gastronomen bezieht, wurde durch PNN-Recherchen am Freitag bestätigt. Bereits Ende Mai hatte auch der Tagesspiegel berichtet, dass es den Sternekoch, der persönlich in seinem Restaurant in Kreuzberg arbeitet, aber auch drei Brasserien und mehrere Ableger auf Kreuzfahrtschiffen betreibt“, beruflich nach Potsdam zieht. Raues Agentur wollte sich am gestrigen Freitag auf PNN-Anfrage indes nicht äußern.
Raue würde damit quasi eine Tradition fortführen: Bis 2009 kochte Maximilian Dreier in der Villa, im „Ristorante Villa Kellermann“, dann gab er auf. Dem jetzigen Eigentümer der Villa Kellermann – ein bekannter Potsdamer Mäzen – soll es nach PNN-Informationen wichtig gewesen sein, dass die Villa künftig wieder gastronomisch genutzt wird. Er hatte die Immobilie, die letzte öffentlich zugängliche am Westufer des Heiligen Sees, 2016 von den Wella-Erben Hans-Joachim und Gisa Sander gekauft. Diese wiederum hatten das Haus vis-à-vis vom Marmorpalais 2005 bei einer Zwangsversteigerung für 1,9 Millionen Euro erworben.
Diesen Monat ist im Adlon Schluss
Ende 2018 läuft Raues fünfjährige Partnerschaft mit dem „Sra Bua“ im Adlon aus. Im Mai sagte er dieser Zeitung, dass er plane, das ehemals im Berliner Kollwitzkiez liegende „La Soupe Populaire“ wiederzubeleben – unter anderem Namen und am neuen Standort. Ob er diese Pläne nun in Potsdam verwirklicht, ist unklar. Klar aber ist, dass Raue mit einem Restaurant in der Villa Kellermann ein gastronomisches Angebot auf geschichtsträchtigem Terrain schafft. Das Baudenkmal wurde 1914 für den königlich-preußischen Zeremonienmeister W. von Hardt gebaut und mit allerlei technischen Spielereien ausgerüstet. Dazu gehörten ein Speisenaufzug und ein Fahrstuhl und sogar eine Tankstelle samt 750-Liter-Tank im 2700 Quadratmeter großen Garten der Villa.
Von den Nazis enteignet
Danach gehörte das Haus dem jüdischen Bankier Emil Wittenberg, der von den Nazis enteignet wurde. Danach zog die Heeresleitung der Wehrmacht dort ein. Nach 1945 gehörte die Villa dem DDR-Kulturbund und blieb bis zum Mauerfall öffentlicher Treff von Intellektuellen, Künstlern und Schriftstellern. Benannt wurde sie damals nach dem Schriftsteller Bernhard Kellermann, ebenfalls ein Mitglied des Kulturbundes und heute vor allem für seinen Roman „Der Tunnel“ berühmt. Den Namen trägt das Haus in Potsdam bis heute. Ab 1988 trafen sich unter dem Dach des Hauses auch die Arbeitsgemeinschaft für Umweltschutz und Stadtgestaltung, kurz Argus, der unter anderem Carola Stabe, Wieland Eschenburg und Matthias Platzeck angehörten.
Obergeschosse der Villa werden Luxusaparments
Seit 2016 wird das Haus an der Mangerstraße saniert – vorher war es beliebtes Fotomotiv sogenannter „Lost Places“-Touren, vor allem weil das Interieur samt Stuck und Dielenboden so gut erhalten war. Laut Bild-Zeitung plant der Mäzen, die oberen Geschosse des Hauses künftig als Luxusapartments zu vermieten, das Restaurant soll im Hochparterre einziehen.
Es gibt noch einen Sternekoch in Potsdam
Raue wurde in Berlin-Kreuzberg geboren und absolvierte seine Ausbildung im Chalet Suisse im Grunewald. Mit 23 Jahren wurde er Küchenchef im Restaurant Rosenbaum, ebenfalls in Berlin. 2007 wurde er zum ersten Mal vom Gault-Millau zum Koch des Jahres gekürt, weitere Auszeichnungen folgten. Zuletzt landete sein Restaurant „Tim Raue“ in der Nähe des Berliner Checkpoint Charlie auf Platz 37 der 50 besten Restaurants der Welt, gekürt vom Restaurant Magazine. Anfang November bekam er in der neuesten Ausgabe des Gault Millau erstmals 19,5 von 20 Punkten vom Gault&Millau verliehen und gilt damit als bester Koch Berlins. Dort konnte übrigens auch der Koch David Schubert seine 16 Punkte verteidigen. Er ist vor rund einem Jahr mit seinem „Kochzimmer“ aus Beelitz nach Potsdam gezogen.
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