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Blick vom Babelsberger Park. Die Glienicker Brücke wurde sogar von der Babelsberger Seite aus mit 16 Scheinwerfern angestrahlt.
© Manfred Thomas

Dreh an der Glienicker Brücke in Potsdam: Spielbergs Brückendreh kostet 10.500 Euro

Fünf Tage musste die Glienicker Brücke gesperrt werden, weil der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg hier einen Thriller um den Agentenaustausch drehte. Nun ist klar: Er zahlte weit mehr als die 838,45 Euro für Potsdam.

Potsdam/Berlin - Ganz schön abgedreht. Mehrere Tage war die Glienicker Brücke weiträumig gesperrt, rund um den ersten Advent, weil der Starregisseur Steven Spielberg dort einen Thriller über den ersten Agentenaustausch nach dem Mauerbau produzierte. Der kleine Grenzverkehr zwischen Berlin und Brandenburg war lahmgelegt und der Schiffsverkehr wurde behindert. Jetzt kam die Rechnung: Der Filmproduzent muss für die Vollsperrung der Brücke und benachbarter Straßen insgesamt 10.532,13 Euro zahlen. Das Geld teilen sich der Bezirk Steglitz-Zehlendorf, die Stadt Potsdam und der Bund.

Die Bundesstraßenverwaltung hat für die Nutzung der Bundesstraße 1 an sechs Tagen 8571 Euro geltend gemacht. Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf stellte für die Sondernutzung öffentlichen Straßenlands (die Berliner Hälfte der Glienicker Brücke, Königstraße und Haveluferweg) plus eine Verwaltungsgebühr 355,68 Euro in Rechnung. Die Verkehrslenkung Berlin, die gleichzeitig „Zentrale Straßenverkehrsbehörde für Filmdreharbeiten“ ist, hat eine Verwaltungsgebühr von 767 Euro für die verkehrsrechtliche Anordnung einer mehrtägigen Vollsperrung erhoben. Das ist der bundesweit geltende Höchstsatz. Und die Stadt Potsdam erhält 838,45 Euro, teilte – wie berichtet – der Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) mit. Das Geld sei von der Filmproduktion für die „ordnungsbehördliche Verfügung zur Sperrung der Brücke“ gezahlt worden, erklärte der Kämmerer.

Stadträtin: Gebühren an Erfolg der Blockbuster koppeln

Im Verhältnis zu den Erlösen, die der Film mit dem Arbeitstitel „St. James Place“ voraussichtlich einspielen wird, sind das bescheidene Summen. Erwähnenswert ist auch, dass die regionale Filmförderung, das Medienboard Berlin-Brandenburg, das Spielberg-Projekt mit 500.000 Euro staatlich bezuschusst. Leider mache die Gebührenordnung des Landes Berlin keine Unterschiede, sagte Christa Markl-Vieto, Stadträtin der Grünen in Steglitz-Zehlendorf. Für die Sondernutzung von Straßenland gelte pro Drehtag eine Gebühr von 65 Euro, zuzüglich einer Verwaltungsgebühr von 30,68 Euro.

Die Stadträtin regte wie auch die Fraktion Die Andere in Potsdams Stadtparlament an, die Gebührenordnung zu reformieren. Die Nutzungsentgelte sollten nach dem wirtschaftlichen Erfolg einer Filmproduktion gestaffelt werden. Von einem Blockbuster solle Berlin mehr profitieren als von einer TV-Dokumentation mit kleinem Budget. Doch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wies darauf hin, dass auch Potsdam an das Steuer- und Abgabenrecht gebunden sei. „Nur weil die Glienicker Brücke eine grandiose Filmkulisse ist, können wir für ihre Sperrung nicht das Vierfache nehmen“, sagte er. Außerdem sei der Imagegewinn durch die prominente Filmproduktion nicht mit Geld aufzuwiegen.

Keine konkreten Zahlen zu Filmeinnahmen von Potsdam und Schlösserstiftung 

Der tägliche Dreh auf der Straße wird für die öffentliche Hand wohl ein kleines Zubrot bleiben. Für die Sondernutzung von Straßenland durch Filmaufnahmen nimmt Berlin jährlich zwischen 65 000 und 80 000 Euro ein. Die Stadtverwaltung Potsdam konnte dazu am Freitag keine konkreten Zahlen nennen. Rathaussprecher Stefan Schulz sagte, die Stadt nehme rund eine halbe Million Euro pro Jahr an Gebühren für die Sondernutzung von Straßenflächen ein. Darin seien die Gebühren für Filmdrehs enthalten, aber auch für Feste, Restaurantplätze auf öffentlichen Wegen und Werbeveranstaltungen. Künftig will die Stadt damit noch mehr einnehmen. Rathaussprecher Schulz sagte, im Sparpaket sei vorgesehen, dass die Gebühren angehoben werden sollen.

Bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hieß es zunächst, Spielbergs Dreh auf der Glienicker Brücke sei erst einmal „unbezahlbare Werbung“. Genaue Zahlen, wie viel die Stiftung aus Drehgebühren einnimmt, konnte Sprecher Frank Kallensee am Freitag nicht nennen. Bei Spielfilmen nehme die Schlösserstiftung pro Drehtag im Außenbereich einen „vierstelligen Betrag im unteren Bereich“, für ein Filmdreh in den Schlössern verlange die Stiftung Gebühren ab 3000 Euro aufwärts pro Tag. Pro Jahr würden 100 Drehanträge gestellt für Spielfilme, Dokumentationen und andere Aufnahmen. Wie viel davon realisiert wird, blieb unklar.

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