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Das Bergmann-Klinikum in Potsdam
© Sebastian Gabsch PNN

Tarifpoker am Potsdamer Bergmann-Klinikum: Servicetochter droht massiver Stellenabbau

Sollte der Stadtverordnetenbeschluss zur Tarifrückkehr des kommunalen Bergmann-Klinikums Bestand haben, müssten bei einer Tochterfirma rund 340 Posten gestrichen werden. Davor hat nun die Unternehmensspitze gewarnt.

Potsdam - Wegen der Tarifrückkehr des kommunalen Klinikums "Ernst von Bergmann" droht in der Servicegesellschaft des Hauses ein massiver Stellenabbau. Darauf wies die Unternehmensspitze in einer am Mitwoch versendeten Mitteilung hin. Eine Bezahlung nach den Tarifen des öffentlichen Dienstes würde der Servicegesellschaft "wirtschaftlich schaden" und "marktunüblich hohe Kosten verursachen", hieß es darin. Demnach geht es um drei Millionen Euro mehr pro Jahr, obwohl man schon Löhne über dem Lohnniveau in der Branche zahle, sagte Klinikum-Interimschef Hans-Ulrich Schmidt. Und: "Dies wiederum führt dazu, dass sich die angebotenen Leistungen signifikant verteuern." Die Gesellschaft ist unter anderem für Dienstleistungen wie Reinigung, Transportdienste, Medizintechnik oder Sterilisationsleistungen zuständig und ist in der gesamten Region tätig.

Hunderte Jobs bedroht

Wie berichtet hatten die Stadtverordneten bereits im Mai für den gesamten Klinikumverbund die Rückkehr in die Tarifstrukturen des öffentlichen Dienstes beschlossen, die allein für das Mutterhaus mit rund 7,5 Millionen Euro jährlich zu Buche  schlagen würden. Diese Mehrkosten in Millionenhöhe würde demnach zum Teil die Stadt Potsdam tragen. Doch bei der Servicegesellschaft mit rund 480 Mitarbeitern wären die Folgen noch weit gehender. So werde diese Aufträge von externen Kunden verlieren, wenn Leistungen nicht mehr zu marktüblichen Preisen angeboten würden, so die Unternehmensspitze. Selbst das Klinikum werde wohl perspektivisch bestimmte Leistungen dann auf dem freien Markt einkaufen müssen, hieß es. Bestimmte Verluste der Tochter, die "nicht im direkten Zusammenhang mit der stationären Krankenhausleistung" stehen, dürfe auch der Gesellschafter nicht ausgleichen. 

Als Folge sei auch ein Arbeitsplatzabbau nicht auszuschließen. "Nach ersten Berechnungen könnte es 340 der derzeit 481 Mitarbeiter treffen", so Schmidt. Gleichwohl habe die Stadt Potsdam - also im Prinzip Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) - als Gesellschafter am 1. September eine Weisung erteilt, für die Service- und auch die Cateringgesellschaft am Bergmann-Klinikum den „Eintritt in den TVÖD vorzubereiten“. Für Umsetzungsvorschläge sei ein Wirtschaftsprüfer hinzuziehen, zitierte das Klinikum aus der Weisung. Man werde dies nun umsetzen, wolle aber vor den finanziellen Risiken warnen, hieß es weiter. 

Mitarbeiter des Bergmann-Klinikums demonstrierten bereits mehrfach für Tariflohn.
Mitarbeiter des Bergmann-Klinikums demonstrierten bereits mehrfach für Tariflohn.
© Sebastian Gabsch

Seit Wochen wird um die Modalitäten für die Tarifrückkehr gepokert. So hatte die Gewerkschaft Verdi auf einer Mitarbeiterdemo auf die vollständige Umsetzung des Stadtverordnetenbeschlusses gedrängt, ebenso die Initiatoren des Bürgerbegehrens für faire Bezahlung in dem Gesundheitsunternehmen.

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