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Gestern und heute: Das gedenken an die Mauertoten der innerdeutschen Grenze nahmen die Demonstranten zum Anlass, den heutigen Umgang mit den Menschen auf der Flucht zu kritisieren.
© S. Skeisgerski

Gedenktag des Mauerbaus in Potsdam: „Seebrücke statt Seehofer“

In Potsdam haben sich mehrere hundert Teilnehmer zu einer Demo für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer und eine Öffnung der EU-Außengrenzen versammelt.

Potsdam - Orangefarbene Papierboote, Banner und Schwimmwesten. Aus Anlass des Gedenktages des Mauerbaus haben sich mehrere hundert Menschen in der Potsdamer Innenstadt zu einer Demonstration für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer und eine Öffnung der EU-Außengrenzen versammelt. Zu der Demonstration unter dem Motto „Stoppt das Sterben – Für den europäischen Mauerfall!“ hatte die Organisation „Seebrücke“ aufgerufen. Laut den Organisatoren der Veranstaltung waren gegen 17.30 Uhr rund 300 Demonstranten vor Ort, andere Quellen berichteten später von mehr als 500 Teilnehmern. 

Die Organisation „Seebrücke“ ist ein Bündnis mehrerer Initiativen. Sie vereint unter anderem die Initiativen Jugendliche ohne Grenzen, Potsdam Konvoi und Jugend rettet. Die Teilnehmer, die vor der Ausländerbehörde in der Potsdamer Helene-Lange-Straße über die Alleestraße zur Glienicker Brücke marschierten, nahmen den Jahrestag des Mauerbaus zum Anlass, um auf das Schicksal von Menschen aufmerksam zu machen, die bei der Flucht über das Mittelmeer nach Europa heute ihr Leben aufs Spiel setzen. „Das Gedenken an die Mauertoten der damaligen innerdeutschen Grenze muss gleichzeitig eine Mahnung über den heutigen Umgang mit Menschen auf der Flucht sein“, erklärten die Organisatoren.

Demonstration für "europäischen Mauerfall"

Clemens Nagel von Jugend rettet sagt den PNN: „Wir fordern von der Stadt Potsdam, den Worten Taten folgen zu lassen, gerettete Menschen aus dem Mittelmeer aufzunehmen und darüber hinaus Bedingungen zu schaffen, unter denen die Menschen hier gut leben können – und nicht wieder abgeschoben werden“, sagte Clemens Nagel. Es gehe also um einen Abschiebestopp aus Potsdam. Nagel ist der Auffassung, dass Potsdam eine Stadt sei, die sehr gut Flüchtlinge aufnehmen und den Menschen eine Perspektive bieten könne. 48 aufgenommene Flüchtlinge in diesem Jahr seien viel zu wenig, so Nagel.

Um die Forderungen durchzusetzen und dem Rechtsdruck etwas entgegenzusetzen, sei die Unterstützung der breiten Masse notwendig, betont der 25-Jährige. An Unterstützung mangelte es nicht. Jugendliche, Eltern mit Kindern, Rentner, junge Erwachsene umarmten sich, sangen und klatschten zur Musik. Auf ihren Bannern hieß es: „Seebrücke statt Seehofer“, „Niemand flieht ohne Grund“ und „Seenotrettung ist kein Verbrechen“. Über einen Lautsprecher verkündete Angela Rösler vom Potsdam Konvoi: „Menschen sterben aufgrund politischen Versagens.“ Die Ansagen wurden anschließend in Englisch und Arabisch wiederholt.

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Unter den Demonstranten war auch der geflüchtete Afghane Alijan Ganjavi. Er ist seit zwei Jahren in Deutschland und weiß, was es bedeutet, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen. „Ich bin mit einem kleinen Boot gefahren, von der Türkei nach Griechenland. Das war sehr gefährlich. Es waren 35 Leute auf dem Boot“, erinnerte sich der 19-Jährige. Damit sich dies in Zukunft ändert, müssen laut der Seebrücke ziviler Schiff- und Flugverkehr eine sichere Flucht ermöglichen.

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Die Organisation Seebrücke veranstaltet ein weiteres Treffen in Potsdam: Am Donnerstag im freiLand, Friedrich-Engels-Straße 22 um 18 Uhr.

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