Die Pandemie-Lage in Potsdam am Montag: Schulen mit Corona, aber ohne Tests
In immer mehr Bildungsstätten gibt es Infektionen – die Folge sind hunderte Kinder in Quarantäne. Doch Schnelltests gibt es an vielen Schulen noch nicht.
Potsdam - Angesichts von vielfach fehlenden Corona-Tests an den Potsdamer Schulen geht die Stadtverwaltung dort von einem weiterhin dynamischen Infektionsgeschehen aus – also von einer steigenden Zahl infizierter Schüler:innen, gerade an den weiterführenden Schulen. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der betroffenen Kinder in Quarantäne bis Wochenmitte noch einmal deutlich erhöhen wird“, teilte eine Stadtsprecherin am Montag mit. Drei Kitakinder, 24 Schüler sowie vier Erzieher:innen und Lehrer:innen sind laut Stadt bereits positiv auf Corona getestet. Deswegen seien bereits 384 Kinder und 49 Erwachsene in Quarantäne.
Mehrere neue Infektionen
Und auch am Montag wurden weitere Corona-Fälle bekannt – darunter eine zweite Infektion in einer 9. Klasse der Lenné-Gesamtschule in Zentrum-Ost. Auch eine Lehrerin der Voltaire-Schule in der Innenstadt habe sich angesteckt, hieß es. Dort müssen nun zehn Schüler in die sogenannte häusliche Absonderung. Dazu gekommen sei auch ein Fall in der Kita „Sonnenblume“ in Drewitz und ein positiv getesteter Mitarbeiter im Hort „Weberspatzen“ der Babelsberger Bürgel-Grundschule. Genannt wurde auch die Comenius-Förderschule auf dem Brauhausberg. Bereits am vergangenen Freitag hatte die Stadt einen größeren Ausbruch in der Steuben-Gesamtschule am Kirchsteigfeld melden müssen – ein Problem war dort nach PNN-Informationen auch, dass sich von 57 potentiell als Kontaktpersonen geltenden Schüler:innen letztlich nur 17 testen ließen. Wer sich noch angesteckt haben könnte, ist also nicht gänzlich klar.
Keine Übersicht, keine Tests
Ohnehin ist die Versorgung der Schulen mit Schnelltests vielfach noch nicht gegeben, besonders für die Schüler. Das hat am Montag eine Stichprobenumfrage der PNN ergeben. So sagte die Leiterin der Karl-Foerster-Grundschule in Bornstedt, Petra Trebus: „Testsets für Schüler wurden noch nicht geschickt – wir wissen auch nicht, wann welche kommen.“ Auch für die Lehrer erwarte man noch Nachschub. Trotz des überraschenden Aussetzens der Präsenzpflicht durch das Bildungsministerium seien am Montagmorgen rund 97 Prozent der Jungen und Mädchen, die sich im Wechselunterricht befinden, auch erschienen. „Die Lehrer werden aufgrund der Kurzfristigkeit der neuen Anordnung ihr Bestes geben und die Schülerinnen und Schüler bis spätestens Mittwochabend mit Aufgaben für das Distanzlernen versorgen“, sagte die Rektorin. Das alles bedeute eine zusätzliche Belastung, fügte sie hinzu.
Das Bildungsministerium hatte am späten Sonntagnachmittag die Pflicht zum Präsenzunterricht in Brandenburg ab sofort bis zu den Osterferien ausgesetzt. Dies gelte für alle Jahrgangsstufen mit Ausnahme der Abschlussklassen, teilte das Ministerium am Sonntag mit. Seit rund einem Monat sind die Grundschulen im Wechselunterricht zwischen der Schule und Zuhause, vor einer Woche folgten die Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Sie sollten zumindest bis zu den Osterferien offen bleiben, hatte es zuletzt geheißen: Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte noch am Freitag, ein Vorziehen der Osterferien könne sie für Brandenburg ausschließen. Allerdings war an dem Tag auch bekannt geworden, dass wegen Lieferengpässen auf dem Weltmarkt nicht alle Schüler in Brandenburg die zugesagten Selbsttests zeitnah erhalten. Deshalb stehe den Schulen zunächst ein begrenztes Kontingent zur Verfügung, eine erste Testcharge war zudem nur an Lehrer gegeben worden – weil diese Tests für Schüler zu schwierig zu bedienen waren. Die zweite Lieferung für die Schüler sollte die Einrichtungen eigentlich seit vergangenen Donnerstag erreichen.
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Doch vor Ort sieht es anders aus – etwa in der Max-Dortu-Grundschule in der Innenstadt. „Leider wurden bisher lediglich ein Bruchteil von den Lehrertests und noch keine Testkits für die Schülerinnen und Schüler geliefert. Wie ich gelesen habe, gibt es Lieferverzögerungen“, teilte Direktorin Katja Broxtermann mit. Trotz fehlender Präsenzpflicht hätten rund 90 Prozent der Kinder die Schule besucht, die laut Wechselmodell Präsenzunterricht hatten. Die Kinder, die nicht da sind, müssten sich über ihre Lernpaten den verpassten Stoff besorgen und nacharbeiten, fügte die Rektorin hinzu. Eine Übersicht, welche Schulen schon Tests haben, konnten weder Stadt noch Land liefern. Nach PNN-Informationen von Montagabend will aber zumindest die Stadt Potsdam mit Tests, bezahlt vom Land, aushelfen.
Die Voltaire-Schule hat schon Tests
Auch die Grundschule Bornim hat noch keine Testmöglichkeiten für die Schüler: Zwar habe man vergangene Woche erste Schnelltests erhalten, schilderte Rektorin Silvana Green: „Diese waren aber für Schulkinder ungeeignet.“ Eine Verteilung an die Schüler:innen sei kurze Zeit später untersagt worden. „Die versprochene Nachlieferung an Schnelltests eines anderen Herstellers soll diese Woche eintreffen. Wann und in welcher Menge ist uns bis jetzt nicht bekannt.“ Auch aus weiteren Einrichtungen wurden den PNN fehlende Testkits gemeldet, mit denen eigentlich Infektionen frühzeitig erkannt werden sollen. Nur mit regelmäßigen Test lassen sich laut Experten die Ausbrüche in Schulen frühzeitig erkennen.
Der Sprecher des Potsdamer Kreiselternrats, Markus Kobler, berichtete den PNN, er kenne bisher keine einzige Schule, an die Tests für Schüler geliefert worden seien. „Das Chaos ist riesengroß.“ Angekommen waren am vergangenen Freitag allerdings schon Testsets in der Voltaire-Gesamtschule, wie der Schulleiter Benny Schurig berichtete: "Wir geben die Tests fleißig an Schüler aus." Mit Anleitung könnten Schüler diese auch nutzen.
Was passiert mit Schuberts Drohung?
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte bereits gedroht, er werde weiterführende Schulen ohne Testmöglichkeiten vor den Ferien schließen lassen. Aus dem Krisenstab hieß es aber am Montag, man wolle erst die Entscheidungen des Bund- Länder-Treffens abwarten und bewerten.
In dem Stab rechnet man auch damit, dass in den kommenden Tagen die Inzidenz in Potsdam den kritischen Wert von 100 überspringen wird – und so Lockerungen zurückgenommen werden müssten, etwa im Handel oder der Kultur. Am Montagmorgen meldete die Stadt sieben Neuinfektionen, was nun einer Inzidenz von 90,9 entspricht.
Das dies sich schnell erhöhen könnte, liegt auch an der Situation in einigen offenbar noch nicht durchgeimpften Pflegeeinrichtungen. So gebe es einen positiven Fall in einem Pflegewohnstift sowie vereinzelte Fälle in einem Wohnverbund für Taubblinde, hieß es aus dem Krisenstab. Es gelte ein Besuchsverbot für die betreffenden Einrichtungen.
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