zum Hauptinhalt
Die Straße Am Kanal würde durch die Pläne aufgewertet. Dort könnte man dann in Cafés sitzen.
© Sebastian Gabsch

Potsdam: Schuberts Vision für einen neuen alten Stadtkanal

Der Stadtkanal soll wiederhergestellt werden. Das wünscht sich Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert - und will, dass sich die Potsdamer daran beteiligen.

Potsdam - Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hat seinen Vorstoß für eine schrittweise Wiederherstellung des Stadtkanals präzisiert. Man stehe am Anfang und er wolle die Idee auch dazu nutzen, Stadtentwicklung mit den Bürgern zu diskutieren, sagte Schubert am Samstag auf PNN-Nachfrage. „Hier gibt es keinen fertigen Plan. Die Potsdamer sollen sich hier konkret einbringen können.“

Ein Konzept dafür wolle er mit der Werkstatt für Beteiligung und dem neu eingesetzten Beteiligungsrat aufstellen. Ebenso wolle er die Gespräche mit den beiden Vereinen, die sich dem vor Jahren schon ins Stocken geratenen Projekt verschrieben haben, intensivieren – diese seien mit ihren Ideen die ersten Ansprechpartner. „Ich möchte die Vorbedingungen klären, denn so ein Vorhaben muss diskutiert werden und wachsen.“ Es gehe auch darum, „zum Teil vorgefasste Meinungen zur Umsetzungmöglichkeit mit fachlicher Expertise zu untersuchen.“

Ein Sehnsuchtsort für Potsdamer

Wie berichtet hatte Schubert beim Neujahrsempfang am vergangenen Freitag erklärt, die in den 1970er-Jahren zugeschüttete historische Wasserstraße könne ein „Sehnsuchtsort“ werden, an dessen Wiederherstellung sich die Potsdamer beteiligen – er verglich dies mit dem einstigen Wiederaufbau des völlig verfallenen Belvedere auf dem Pfingstberg. So ein Projekt sei auch einer Möglichkeit, „gemeinsam eine zeitgemäße Übersetzung der Nutzung historischer Bausubstanz zu schaffen“.

Der Stadtkanal verlief seinerzeit auf einer Länge von rund 1,8 Kilometern von der Oberen Planitz bis zum Tiefen See – bisher sind erst zwei Teilabschnitte davon wieder ausgehoben worden, weitere Schritte scheiterten bisher am fehlenden Geld, zumal auch keine Städtebaumittel dafür eingeworben werden konnten.

„Für das Stadtklima, für die Lebensqualität, für die Identität"

Doch so ein Projekt hätte vor allem einen Mehrwert für die Potsdamer, sagte Schubert: „Für das Stadtklima, für die Lebensqualität, für die Identität.“ Es gehe ihm um mehr Grün, gerade auch in Zeiten des Klimawandels. Ferner würde etwa die Straße Am Kanal aufgewertet – dort könnte man dann in Cafés sitzen, „vor uns wäre keine asphaltierte Fläche sondern Wasser.“ Die Autos könnten dann statt auf dem jetzigen Parkplatz in Tiefgaragen in der Umgebung stehen. „Bäume säumen den Kanal, Kinder werfen kleine Steinchen ins Wasser, Kanus fahren vorbei und die kleinen Straßencafés sind belebt“, so Schuberts Vision. „Ein Vorhaben, wahrscheinlich für die nächsten 30 Jahre. Vielleicht geht es aber auch schneller.“

Das Belvedere-Projekt nach der Wende 1989 habe gezeigt, welche Strahlkraft ein solches Vorhaben entwickeln könnte. Durch Mitarbeit von Potsdamern und Spenden war dieses Projekt realisiert worden.

Schubert verwies am Wochenende auch auf den eröffneten Winzerberg, der mit ehrenamtlicher Arbeit und Spenden wiedergewonnen wurde und auf die Stadtschlossfassade. „Potsdam hat schon mehrfach bewiesen, dass Projekte mit Ausdauer und breitem bürgerschaftlichem Engagement zu erreichen sind.“ Er wisse, dass man für ein solches Projekt Geduld bräuchte, da es ein Zugewinn für die Stadt wäre – aber eben auch nicht die Hauptaufgabe.

Kanal würde keine üblen Gerüche produzieren

Vor Jahren war man für den künstlichen Wasserlauf noch von Kosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausgegangen. Der Bauverein Potsdamer Stadtkanal von 1722 begrüßte am Wochenende via Facebook die Ankündigung von Schubert.

Aus Sicht des Vereins müsse sich auch niemand sorgen, dass der Kanal wie früher üble Gerüche produziere – mit einer Strömungsanlage könne das Wasser in Bewegung bleiben, „das beugt auch gegen Geruch und Mücken vor“. Vereinschef Willo Göpel sagte den PNN: „Der Stadtkanal macht Potsdam unverwechselbar und einzigartig und bringt mehr Grün und mehr Wasser und damit mehr Aufenthaltsqualität in die von Verkehrsachsen durchzogenen Innenstadt.“ Viele Bedenken wie die Geruchsentwicklung, angebliche Rattenplagen oder sonstige Gesundheitsgefährdungen lassen sich schon am wiederaufgebauten Teil des Stadtkanals am Kellertor widerlegen, so Göpel. Andere Kritikpunkte wie der Wegfall von Parkplätzen seien Teil einer Gesamtstrategie für die Potsdamer Innenstadt.

Zur Startseite