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Zu Fuß unterwegs. Oberbürgermeisterkandidat Mike Schubert (SPD, Foto unten rechts, l.) begann den Spaziergang durch Bornstedt am Bouman-Platz (großes Bild). Es ging auch zur Geflüchtetenunterkunft in der David-Gilly-Straße (unten Mitte).
© Andreas Klaer

Wahlkampf im Spaziergang: Schubert: Potsdam soll langsamer wachsen

OB-Kandidat Mike Schubert (SPD) macht Wahlkampf bei Kiez-Spaziergängen – dieses Mal ist der Sozialbeigeordnete in Bornstedt.

Potsdam/Bornstedter Feld - Am Anfang der kleinen Wanderung steht diese Erkenntnis: „Es gibt keinen Stadtteil in Potsdam, wo alles Gold ist, was glänzt.“ Das sagt der Mann, der hier gleich die Hauptrolle spielen wird. Es ist Samstagnachmittag am Johan-Bouman-Platz im Bornstedter Feld. Mike Schubert, SPD-Kandidat für das Amt des Potsdamer Oberbürgermeisters, hat zum Stadtspaziergang durch Bornstedt eingeladen. Die Sonne meint es dabei gut mit den knapp 30 Menschen, die der Einladung des Kommunalpolitikers zur öffentlichen Wanderung durch den Stadtteil gefolgt sind. Letzten Sonntag ging es schon durchs Kirchsteigfeld.

Jetzt steht der 45-jährige Schubert neben dem Bauzaun am Johan-Bouman-Platz und begrüßt die Umstehenden. Neben sich einen Bollerwagen, geziert von roten SPD-Luftballons. Im Wagen selbst: Getränke. Der mitwandernde potenzielle Wähler soll schließlich nicht unterwegs verdursten. Ungefähr die Hälfte der Menschen, die hier zusammengekommen sind, ist selbst in der SPD engagiert, schätzt eine der Mitwandernden, die den Überblick zu haben scheint.

Schubert auf Wahlkampftour durch Potsdam

Eben noch redete Schubert von jenem Glanz in Potsdam, der nicht immer Gold sei. Und dann gibt er die Parole für diesen Nachmittag aus: Die Wahlkampftour durch Bornstedt solle bewusst nicht zu solchen Punkten führen, „wo wir uns gegenseitig auf die Schulter klopfen können“. In welche dieser Kategorien – Schulterklopfer oder nicht – der Johan-Bouman-Platz einzuordnen ist, kann man wohl noch nicht sagen, denn der Platz ist erst im Bau. Einer, der später einmal Leben auf dieses Areal bringen will, ist Karl-Heinz Kloss, im Potsdamer Norden bekannt durch seinen Knödelverkaufswagen im Volkspark. Kloss, der – wie man sofort hört – aus Österreich stammt, ist an diesem Nachmittag eingeladen, dem SPD-Trupp seine Pläne für den Bouman-Platz zu erläutern.

Der Unternehmer will hier einen Markt etablieren, und zwar an drei Tagen in der Woche. Wann es damit genau losgehen soll, sagt er nicht. Die Pflasterarbeiten müssen ohnehin erst noch abgeschlossen werden. Kloss fände es gut, wenn auf dem Platz mit der riesigen, meterlangen Sitzbank später auch Kulturveranstaltungen stattfinden würden. Aber die Leute, die dann dorthin kämen, hätten ja bisweilen auch mal ein dringendes Bedürfnis. Und da sieht Kloss hier ein Problem. Toiletten? Fehlanzeige!

„Ein paar Monate sollten wir uns jetzt noch geben“

Nächste Station der Stadtwanderung: Die Flüchtlingsunterkunft in der David-Gilly-Straße. Längstens bis 2021 soll die Einrichtung an diesem Standort noch betrieben werden, sagt Schubert, der momentan Sozialbeigeordneter in Potsdam ist. Die Fläche sei potenziell geeignet für einen Kindergarten oder auch einen Jugendklub. Schließlich benötige man zwei bis drei solcher Klubs für das Bornstedter Feld. Momentan gibt es nur den Treff im Ribbeck-Eck. Und der ist sanierungsbedürftig. Eine ältere Dame, die auf dem Spaziergang mitläuft, fasst ihre Sicht auf die Situation so zusammen: „Für die Jugend fehlt alles hier.“

Dann berichtet Schubert von einer speziellen Idee für das Bornstedter Feld. Ihm schwebe eine Stadtteilkonferenz vor, Ende dieses Jahres. Dafür könne man die Orangerie in der Biosphäre nutzen. Ein Ort, der für solche Veranstaltungen bestens geeignet sei. Auf der Konferenz, so Schubert, könnten Überlegungen vorgestellt und diskutiert werden, wie und in welchem Maß man die noch verfügbaren freien Flächen im Bornstedter Feld bebauen kann. „Da werden wir Kompromisse machen müssen“, sagt der Mann, der den Chefsessel im Rathaus anstrebt. Schubert plädiert dabei fürs Innehalten in dem Stadtteil, in dem gerade heftig über die mögliche Verkleinerung des Volksparks diskutiert wird. „Ein paar Monate sollten wir uns jetzt noch geben“, meint der Politiker.

„In erster Linie müssen wir Politik machen für diejenigen, die hier leben“

Zugleich hat Schubert eine Botschaft für die gesamte Stadt parat: „In erster Linie müssen wir Politik machen für diejenigen, die hier leben.“ Soll heißen: Die Stadt dürfe nicht um jeden Preis wachsen. Immer müsse sich auch die nötige Infrastruktur mitentwickeln: Schulen, Kindergärten, Jugendklubs. „Die Stadt muss ihr Flair behalten“, sagt Schubert. Kein Stopp des Wachstums, aber eine Verlangsamung, die wünsche er sich schon. Im Interesse der Potsdamer. Ob dann aber nicht die Wohnungsmieten noch stärker steigen, wie Schuberts einstiger innerparteilicher Konkurrent Burkhard Exner schon prophezeit hat? Schubert jedenfalls will der Stadt beim Wachstum ein aus seiner Sicht gesundes Maß verordnen.

Dazu müssten Wachstumsszenarien durchgespielt und stadtweit die verfügbaren Flächen betrachtet werden, erklärt er. Mindestens ein bis anderthalb Jahre veranschlage er für einen solchen Prozess. Das Ganze soll von klugen Köpfen außerhalb der Verwaltung fachlich unterfüttert werden. „Das komplette wissenschaftliche Know-how haben wir in dieser Stadt“, sagt Schubert und zählt dann auf: Fachhochschule, Universität, Institut für Klimafolgenforschung. Die Atempause, die er Potsdam verordnen will, bedeute aber nicht, dass in dieser Zeit gar keine Flächen mehr beplant werden sollten. Manche Entscheidungen duldeten keinen Aufschub, meint auch Schubert.

Ein Areal, für das bereits die Planungen zur Neubebauung laufen, präsentiert der Politiker ebenfalls: Das große verwilderte Gelände an der Pappelallee gegenüber vom Rewe-Supermarkt. Dort, wo früher unter anderem die Landesforstanstalt residierte. Auf dem Standort, so Schubert, könnte womöglich eine Gesamtschule gebaut werden. Ende 2019 werde der Bebauungsplan voraussichtlich fertig sein.

Zielpunkt des Spaziergangs ist das Ribbeck-Eck – jener Jugendklub mit Sanierungsbedarf. Die Leitungen im Haus müssen erneuert, die Fassade saniert und eine neue Heizung eingebaut werden. Auch ein Anbau soll entstehen. Schubert schätzt, dass im nächsten Jahr die Arbeiten beginnen können. Besonders verzwickt ist die Situation im Dachgeschoss. Niemand darf es betreten, denn es ist durch ein Holzschutzmittel verseucht. Kurzum: Im Moment glänzt an dem Haus nichts. Schon gar kein Gold.

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