Pläne des Verkehrsbetriebs Potsdam: Schneller am Ziel?
Der Verkehrsbetrieb ViP wappnet sich für das Bevölkerungswachstum Potsdams, unter anderem will er die Randbezirke besser anbinden. Manche Kunden haben aber andere Wünsche.
Potsdam - Für Oliver Glaser ist es eine einfache Rechnung. In 20 Jahren wachse die Potsdamer Bevölkerung von jetzt 160 000 auf dann mehr als 190 000, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsbetriebes ViP bei einer Infoveranstaltung am Mittwochabend: „Das sind dann 1400 Fahrgäste mehr am Tag. 14 volle Busse oder sieben volle Trams.“ Der Nahverkehr in der Landeshauptstadt müsse sich darauf einstellen und vor allem schnellere Verbindungen schaffen. Um dies zu erreichen, sollen wie berichtet in den kommenden Jahren mehrere Großprojekte umgesetzt werden, für rund 50 Millionen Euro.
Für Pendler im Potsdamer Norden
Was das für die Stadt bedeutet, die ohnehin reich an Baustellen ist, stieß bei dem Vortrag im Bildungsforum in der Straße Am Kanal auf wenig Interesse. Knapp 20 Zuhörer waren gekommen, um sich über die Planungen des ViP für die nahe Zukunft zu informieren. Im Fokus stehen drei Vorhaben, deren Finanzierung laut Glaser bereits geklärt ist: Der Neubau der Tramstrecke zum Campus Jungfernsee, die Sanierung der Tramgleise in der Heinrich-Mann-Allee und der Umbau der Kreuzung am Leipziger Dreieck. Die Projekte waren 2013 auf Eis gelegt worden, weil das Land einen neuen Verteilerschlüssel für die Fördermittel wählte. Statt projektbezogen wird Geld für Infrastrukturmaßnahmen nun pauschal zugewiesen. Für Potsdam bedeutet das entsprechend weniger Zuschüsse. Das fehlende Geld für die Projekte übernimmt die Stadt.
Ausgegeben wird es unter anderem im Potsdamer Norden: Dort sollen Berufspendler auf die Schiene gelockt werden. Die geplante neue Tramstrecke soll bis zum Entwicklungsgebiet Krampnitz, wo ein neues Wohngebiet entsteht, und nach Fahrland führen.
Strecke bis Jungfernsee soll bis 2019 fertig sein
Er hoffe, mit dem 1,2 Kilometer langen und 7,5 Millionen Euro teuren ersten Abschnitt bis zum Campus Jungfernsee bis 2017 fertig zu sein, sagte Glaser. Ursprünglich war eine Eröffnung der Strecke zum Fahrplanwechsel 2018 geplant. Das Hauptproblem der Strecke liegt weiter nördlich - wie berichtet bei der Überquerung der Havel zur Insel Neu Fahrland. Dort würde die Tram eingleisig über die Brücken fahren. Der Autoverkehr müsste durch eine Ampelschaltung angehalten werden. Dies sei möglich, ohne große Staus zu verursachen, versprach er.
Wesentlich länger dauert die geplante Erneuerung der Straßenbahngleise in der Heinrich-Mann-Allee. Hier sollen die Tramgleise auch im ersten Abschnitt der Straße neben der Fahrbahn geführt werden. Eine Spur für den Individualverkehr falle dadurch weg, sagte Glaser. Das Projekt kostet rund 15 Millionen Euro. Ziel sei es, die Trams vom restlichen Verkehr abzukoppeln und dadurch schnellere Geschwindigkeiten zu erreichen.
„Das christliche Abendland wird nicht mit der Zeppelinstraße untergehen“
Die Annahme, dass nun wie bei der Verengung der Zeppelinstraße zugunsten anderer Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer oder Bus und Bahn die Autofahrer leiden müssten, wollte Glaser nicht gelten lassen. „Das christliche Abendland wird nicht mit der Zeppelinstraße untergehen“, sagte er. Zudem sei bei der Planung der Heinrich-Mann-Allee von einem höheren Verkehrsaufkommen ausgegangen worden, weshalb es nicht zu Staus kommen werde. Es gehe hier um einen gleichberechtigten Mix, sagte auch Axel Dörrie vom Bereich Stadtentwicklung der Stadtverwaltung.
Auch das Leipziger Dreieck wird wohl über Jahre eine Baustelle bleiben. 14 Millionen Euro fließen hier frühestens in drei Jahren in den Umbau der chaotischen Kreuzung. Der Tramverkehr soll auch hier eine eigene Streckenführung bekommen und dann um den gesamten Hauptbahnhof herumführen, um damit Wendemöglichkeiten zu schaffen. Derzeit müssten die Bahnen am Platz der Einheit wenden, sagte Glaser. Außerdem würden zu oft Straßenbahnen im Autoverkehr am Leipziger Eck stecken bleiben. Dies koste zu viel Zeit. Frühestens in zwei Jahren stehe der Bebauungsplan. „Vor 2018 rollt da kein Bagger“, sagte er.
Alte Tatra-Bahnen werden weiter genutzt
Schließlich will der ViP knapp 25 Millionen Euro in neue Straßenbahnen investieren. Auch sollen die Combino-Bahnen von 30 auf 40 Meter verlängert werden. Laut Glaser wird der ViP zudem die alten Tatra-Bahnen weiterhin nutzen. Sie werden noch bis 2021 auf Potsdams Schienen fahren und dafür umfassend saniert.
Bei der Diskussion am Mittwochabend kritisierte eine Frau die schlechte Tram-Anbindung in der Berliner Vorstadt. Ab etwa 21 Uhr fahre keine Bahn mehr in Richtung Glienicker Brücke. So sei es etwa nach einem Theaterbesuch fast unmöglich, nach Hause zu kommen. Glaser entgegnete, dass die Auslastung zu gering sei und man sich deshalb entschieden habe, die Straße nicht bis in den Abend hinein zu bedienen. Er müsse auch in den kommenden Jahren wirtschaftlich planen, sagte Glaser. „Das wird bei sinkenden Landeszuschüssen eine unangenehme Diskussion.“
Stefan Engelbrecht
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