Homepage: Schneealgen beschleunigen Eisschmelze
Potsdamer Geoforscher belegen erstmals Effekt in Arktis
Der Beitrag von Schneealgen bei der Gletscherschmelze ist bisher stark unterschätzt worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ). Dass Schneealgen mit ihrer roten Pigmentierung die Schnee- und Eisoberfläche verdunkeln und damit zu einer höheren Wärmeaufnahme führen, ist bereits länger bekannt. Die am heutigen Mittwoch in „Nature“ erscheinende Studie um Erstautorin Stefanie Lutz vom GFZ zeigt, dass großflächige rote Algenblüten – auch als Blutschnee bekannt – die Rückstrahlung des Sonnenlichts durch weiße Schnee- und Eisflächen um rund 13 Prozent verringern. Der großflächige Beitrag der Mikroorganismen auf die Schnee- und Gletscherschmelze wurde für die Studie zum ersten Mal überhaupt untersucht.
Blutschnee taucht vor allem in den wärmeren Monaten auf, wenn sich in der Arktis oder im Hochgebirge auf Schnee und Eis Schmelzwasserfilme bilden, erklärte ein GFZ-Sprecher. Das flüssige Wasser und die Sonne bilden den Lebensraum für die Mikroorganismen, die in den Wintermonaten in eine Art Schlafzustand fallen. Für die Studie untersuchte das internationale Team um Stefanie Lutz und Liane G. Benning die Biodiversität von Bakterien und Schneealgen mit Hilfe modernster molekularbiologischer Methoden. Sie nahmen rund vierzig Proben von 21 Gletschern in der europäischen Arktis. Ihre Analyse umfasst ein Gebiet, das von Grönland über Island, Spitzbergen und bis in das arktische Schweden reicht.
Die Forscher fanden dabei heraus, dass in weiten Teilen der Arktis vermutlich dieselbe Schneealgenspezies für den Blutschnee und die dadurch beschleunigte Schmelze verantwortlich sind. Durch die Rotalgenblüte komme es zu einem selbstverstärkenden Effekt, so das GFZ. Je mehr der Schnee und die Gletscher tauen, desto stärker würden die Algen blühen. Das führe zu einer Verdunklung der Oberfläche, die wiederum das Tauen beschleunige.
Liane G. Benning, Leiterin der Sektion Grenzflächen-Geochemie am GFZ, wird zusammen mit Steffi Lutz an einem internationalen Team von Forschern unter britischer Leitung teilnehmen, das in den kommenden Wochen nach Grönland reist. Dort werden aktuell ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen, das Eis schmilzt in Rekordgeschwindigkeit. Gemeinsam mit den britischen Forschern wollen sie untersuchen, ob und wie stark Schneealgen mit ihrer Blüte zu den Rekordraten der Eisschmelze beitragen. Kix
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