Schmuck auf dem Landtag: Sandstein-Liebespaar an der Dachkante
Die Figuren Ariadne und Theseus kehrten am Dienstag auf das Landtagsschloss in Potsdam zurück.
Potsdam - Sie sitzt auf einer Pobacke, ganz an der Außenkante der Attika des Landtagsschlosses, und blickt zu ihrem Geliebten auf. Der wirft sich in Pose, stolz die Lanze haltend, mit der er gerade den mächtigen Minotaurus getötet hat.
Ariadne und Theseus, eines der berühmtesten Liebespaare der griechischen Mythologie, zieren seit dem gestrigen Dienstag wieder den östlichen Kopfbau des Landtagsschlosses am Alten Markt. Zum ersten Mal bekommt damit die „Barberini-Seite“ des Schlosses etwas von ihrem Skulpturenschmuck zurück und zum ersten Mal können die Potsdamer nun wieder eine sitzende Figur auf dem Schlossdach bewundern. Weil sich insbesondere deren Aufstellung (nur eine Pobacke!) als knifflig erwies, hatte der Stadtschloss-Förderverein bereits zu früher Stunde mit dem Prozedere begonnen – und zwar so früh, dass zum anberaumten Pressetermin keine Skulptur mehr „einschweben“ konnte, ganz einfach deshalb, weil beide schon auf dem Dach standen. „Jede Minute, die der Kran da ist, kostet Geld“, bat Hans-Joachim Kuke vom Schlossverein die rund 50 Schaulustigen um Verständnis. 10 000 Euro hat laut Kuke zudem das für die Aufstellung ebenfalls nötige Baugerüst gekostet, auch die zahlt der Verein aus eigener Tasche. „Heute ist ein schöner Tag für Potsdam und den Landtag“, sagte Parlamentspräsidentin Britta Stark (SPD) bei der Zeremonie. Dank des „unermüdlichen Engagements“ des Schlossvereins gewinne das Gebäude nun Stück für Stück seine alte Schönheit zurück.
Potsdams neue Stadtkonservatorin Andrea Behrendt erklärte, die auf Fernwirkung ausgerichteten Figuren seien ein „wichtiger architektonischer Bestandteil der Fassaden des königlichen Stadtschlosses“ und in „hoher bildhauerischer Qualität“ angefertigt worden. Geschaffen wurden Ariadne und Theseus um 1750 von dem Bildhauer Leonhard Storch, der für die Ostseite des Skulpturenschmucks am Schloss zuständig gewesen sei, wie Saskia Hüneke, Skulpturenkustodin bei der Schlösserstiftung, erläuterte. Der Schlossverein ließ die vorhanden Originaltorsi für insgesamt 70 000 Euro restaurieren und um die fehlenden Teile ergänzen.
Mit dem griechischen Liebespaar aus Sandstein stehen inzwischen neun Figuren oder Figurengruppen wieder auf dem Dach des Landtagsschlosses. Für die letzte Adlertrophäe, die dem Fortunaportal noch fehlt, sucht der Verein noch einen Mäzen.
Für den Skulpturenschmuck Geld spenden kann man seit ein paar Monaten wie berichtet auch über eine Spendenbox im Innenhof des Landtagsschlosses. Seit gestern steht dieser Box auch ein Figurentorso zur Seite, der das Anliegen im wahrsten Sinne des Wortes plastisch macht. Nach Recherchen von Willo Göpel vom Schlossverein handelt es sich bei der Figur um Perdix, einen Jüngling mit Rebhuhn, der in der griechischen Mythologie Sohn des Baumeisters Dädalus war.
Für die Wiederherstellung des gesamten Figurenschmucks auf dem Schlossdach sind nach Vereinsangaben noch rund fünf Millionen Euro nötig. 39 Figuren und 56 Vasen fehlen noch. 2020 soll als nächste Skulptur eine Replik der Göttin Minerva aufgestellt werden. P. Straube