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Seit mehr als einer Woche tobt der Krieg. Hier verbarrikadieren Ukrainer den Maidan-Platz in Kiew.
© dpa

Potsdamer setzt Zeichen gegen Anfeindungen: Russen mit Petition gegen Putins Krieg

Der Potsdamer Simon Simanovski bekommt immer mehr Meldungen über Feindseligkeiten gegen russischsprachige Menschen - dagegen will der gebürtige St. Petersburger ein Zeichen setzen.

Potsdam - Wegen zunehmender Anfeindungen gegen russischstämmige Menschen im Zuge des Blutvergießens in der Ukraine hat der Potsdamer und gebürtige St. Petersburger Simon Simanovski eine Online-Petition gegen den Angriffskrieg gestartet. Unter dem Titel „Russischsprachige Bewohner gegen Putins Aggression“ haben dort innerhalb der vergangenen drei Tage bereits rund 400 Menschen unterschrieben.  

Der 25-Jährige sagte den PNN am Freitag, er bekomme aus Potsdam immer mehr Meldungen über Feindseligkeiten gegen russischsprachige Menschen, auch an Schulen gegen Kinder. Dagegen wolle er ein Zeichen setzen – weil diese Gleichsetzung mit den Verursachern des Angriffskriegs für ihn nur schwer auszuhalten sei.  

„Wir rufen alle russischsprachigen Menschen dieser Welt auf, gegen Putins Krieg aufzubegehren“, heißt es in der Petition. Die autoritäre Führung Russlands greife mit der Ukraine einen souveränen Staat und ein friedliches Volk an, weil Putin Angst vor der dort erstarkenden Demokratie habe und um seine „manischen Machtgelüste zu befriedigen“. Man kenne in der russischsprachigen Community diesen „imperialen Traum von der Großmacht Russland nur zu gut“ – habe der Kreml mit seiner Propaganda doch jahrelang versucht, „ihn zu unserem Traum werden zu lassen“.

Simon Simanovski.
Simon Simanovski.
© PRIVAT

Große Mehrheit wolle in Frieden leben

Aber die große Mehrheit der russischsprachigen Menschen in Deutschland sei weltoffen und wolle in Frieden leben, sagte Simanovski. Das wolle er mit der Petition zeigen. Darin heißt es: „Lasst uns deshalb auch als Akt der Solidarität die demokratischen und freiheitlichen Werte hier leben“. Nicht in diesem Sinne seien aber die Anfeindungen und Bedrohungen gegen russischsprachige Menschen – hier müsse man gegenhalten. „Wir sind nach Deutschland gekommen, um hier in Frieden und Freiheit zu leben – nichts anderes wünschen wir allen anderen Menschen auf dieser Welt“.

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Bereits Anfang dieser Woche hatte auch der Diakon der russisch-orthodoxen Gemeinde in Potsdam von ersten Bedrohungen gegen die Religionsgemeinschaft berichtet – obwohl viele Mitglieder dort selbst aus der Ukraine stammen und man sich bei der Hilfe für die Kriegsflüchtlinge engagiere. Auch Simanovski, Jurist und zur Zeit Referendar im Auswärtigen Amt in Berlin, gehört zu der Gemeinde.  

Zur Lage in seinem Geburtsland selbst erklärte Simanovski, dessen Eltern mit ihm Mitte der 1990’er nach Deutschland übersiedelten, gerade das Beschaffen von Informationen zum Krieg sei dort immer schwieriger. Ältere Verwandte von ihm in Russland seien hinter einem Propagandaschleier gefangen – dort falle es deutlich schwerer, die tatsächliche Lage zu beurteilen, so der junge Mann. 

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