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Die Entscheidung naht. SVB-Vorsitzender Archibald Horlitz wirbt um Zustimmung für den Rettungsplan, den die Stadt vorlegt. Es geht dabei nicht nur um die Zukunft des Vereins.
© J. Kuppert

SV Babelsberg 03: Rettungspaket für den SVB: „Das Vorgehen ist im Sinn aller Beteiligten“

Im Interview spricht SVB-Vorsitzender Archibald Horlitz über den bevorstehenden Beschluss zur Sicherung des Stadions und des Vereins. Am Mittwochabend stimmen die Stadtverordneten über den vorgelegten Rettungsplan ab.

Herr Horlitz, warum sollten die Stadtverordneten am heutigen Mittwochabend Ihrer Meinung nach zustimmen, dass die städtische Bauholding Pro Potsdam einen Millionen-Kredit aufnimmt, um damit Schulden des SV Babelsberg 03 bei der Deutschen Kreditbank auszulösen?

Aufgrund der ursprünglichen Kreditaufnahme aus dem Jahr 2003 entstand eine Grundschuld in Höhe von einer Million Euro, die auf der Immobilie des Stadions lastet und so das Stadion für den Kredit haften lässt. Hierdurch kann die Bank jederzeit die Zwangsvollstreckung des Stadions betreiben. Dies ist weder im Sinn unseres Vereins als Erbbaupachtnehmer, noch der Stadt als Eigentümer und auch nicht im Sinn von Turbine Potsdam als Mitnutzer. Außerdem kann so ein Kredit von zwei Millionen für eine Million abgelöst werden. Und diese Million wird inklusive Zins und Tilgung vom SVB 03 über die Laufzeit des Erbbaupachtvertrags komplett zurückgezahlt, so dass Pro Potsdam hier kein Nachteil entsteht.

Was bedeutet die Zustimmung für den SVB und die Stadt?

Die Zustimmung der Stadtverordneten ist notwendige Voraussetzung, um diese Transaktion umzusetzen. Und da dieses Vorgehen sowohl im Sinn der Stadt, als auch aller weiteren Beteiligten ist, kann ich hier nur bitten, dieses mehr als sinnvolle Vorgehen zu unterstützen. Denn in unmittelbarer Folge sichert die Zustimmung eben den Verbleib des Stadions in den Händen der Stadt und natürlich auch die Handlungsfähigkeit des SVB als Stadionbetreiber.

Der SVB konnte seine Verbindlichkeiten gegenüber der Deutschen Kreditbank nicht mehr begleichen. Wie kann er garantieren, die vereinbarte Refinanzierung des Kredites der Pro Potsdam zu leisten?

Eine absolute Garantie kann es bei einem Sportverein nicht geben. Deshalb wurde ein so genanntes IWS-6-Gutachten, auch Sanierungsgutachten genannt, erstellt, das genau diese Frage überprüft hat. Darin wird nicht nur die Sinnhaftigkeit, sondern die absolute Notwendigkeit dieses Vorgehens deutlichst bestätigt.

Warum geht Ihrer Ansicht nach die Stadt kein Risiko ein, dem SVB zu helfen?

Die Stadt beziehungsweise Pro Potsdam bekommt die eine Million Euro zurück und die Grundschuld, die bisher besteht, geht an die Stadt beziehungsweise Pro Potsdam selbst über.

Viele sehen den SVB nun in der Beweispflicht, dass er wirtschaftlich arbeiten kann. Warum kann er das?

Man muss hierzu etwas zurückblicken und sich nochmal die Ausgangssituation vor vier Jahren vor Auge führen: Damals war der SVB 03 gerade aus der dritten Liga abgestiegen und hatten direkte Schulden sowie weitere potenzielle Verbindlichkeiten aus Verträgen mit Dritten in Höhe von zirka fünf Millionen Euro. Heute arbeitet der Verein im normalen Geschäftsbetrieb annähernd mit einem ausgeglichenen Etat, ohne Berücksichtigung der Bankschulden beziehungsweise deren Zins- und Tilgungsleistung. Die Gründe hierfür sind eine Vielzahl von Maßnahmen der letzten Jahre: Kosteneinsparungen, gesteigerte Einnahmen und eine Anpassung der Bewirtschaftungskosten an die real anfallenden Kosten. Hinzu kommt, dass sich Vorstand und sportliche Leitung bei der sportlichen Entwicklung des Vereins streng an dem wirtschaftlich Machbaren orientieren. Wir wollen sportlichen Erfolg, ganz klar. Aber als Ergebnis harter und geduldiger Arbeit.

Stadt und SVB – das war nicht immer ein Verhältnis großer Zuneigung. Wie hat sich das in den vergangenen Monaten verändert?

Es gab in der Vergangenheit durchaus diverse Probleme zwischen dem Verein und dem Fachbereich 21 der Stadt. Aber es ist auch im Laufe der Zeit ein gegenseitiges Verständnis gewachsen, dass beide Seiten hier produktiv zusammenarbeiten müssen, da die Aufgabe weder allein vom Verein, noch von dem zuständigen Fachbereich gestemmt werden kann. Schließlich erledigt der SVB die komplette Bewirtschaftung und Instandhaltung des Stadions, dank erheblicher ehrenamtlicher Tätigkeiten – zu einem Betrag, der sich verdoppeln oder auch verdreifachen würde, wenn diese ehrenamtliche Arbeit entfiele. Das heißt ganz konkret, dass hier ein Betrag von 400 000 bis 500 000 Euro mehr, pro Jahr wohlgemerkt, als Ausgabe für die Stadt anfallen würde. Dies ergibt auf die verbleibende Laufzeit des Erbbaupachtvertrags von noch 25 Jahren eine Summe von zehn bis 12,5 Millionen Euro. Und diese Erkenntnis verpflichtet geradezu alle Beteiligten dazu, jetzt besonnen zu handeln.

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