Potsdam: Rekorde und Probleme
Potsdams Verkehrsbetrieb zieht Bilanz. Es geht um Millioneneinnahmen, Baustellen und Grippekranke
Potsdams Verkehrsbetrieb (ViP) hat 2017 so viele Fahrgäste befördert wie noch nie zuvor: 34,7 Millionen waren es. Eine Million mehr als im Vorjahr. Die Geschäftsführer des kommunalen Unternehmens, Martin Grießner und Oliver Glaser, zogen dementsprechend am Freitag eine positive Bilanz des Jahres 2017. Doch es gibt auch Probleme. Damit der Verkehr in der wachsenden Stadt weiter funktioniert, soll ab Herbst das Leipziger Dreieck umgebaut werden. Die PNN geben einen Überblick.
PERSONAL
Aktuell reden die Potsdamer vor allem dann über den Nahverkehr, wenn wieder eine Tram oder ein Bus ausfällt. Die Grippewelle hat nämlich auch den Verkehrsbetrieb im Griff. Anfang der Woche teilte der mit, dass vom 239-köpfigen Fahrpersonal knapp 18 Prozent erkrankt sind. Obwohl schon Mitarbeiter aus Verwaltung und Werkstatt das Steuer übernehmen, fallen immer wieder Fahrten aus. Für Unmut sorgt dabei, dass an den Anzeigetafeln teilweise Fahrten angezeigt werden, die gar nicht stattfinden. Der Vip sagte zu, diesen Fehler abzustellen. Wie viele Fahrten in den vergangenen Wochen ausgefallen sind, konnte das kommunale Unternehmen bis Redaktionsschluss am Freitag auf PNN-Nachfrage nicht sagen. Generell sei der Personalbestand ausreichend dimensioniert, so Glaser. Es sei aber immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Besonders Busfahrer seien rar, weil auch viele andere Anbieter, wie BVG oder Flixbus, ihr Angebot ausgeweitet haben.
TRAMS UND BUSSE
Sechs von acht verlängerten Combino-Trams sind mittlerweile im Potsdamer Netz unterwegs. Eine weitere komme in Kürze dazu, die letzte werde im Mai erwartet, so Glaser. Die großen Niederflurwagen sollen hauptsächlich auf der wichtigen Linie 96 die Tatra-Trams ersetzen. Sechs der Wagen aus tschechischer Produktion sind im vergangenen Jahr in Prag überholt worden. Drei unsanierte Waggons hält der ViP noch in Reserve. Künftig werde man nur noch Trams mit einer Länge von 40 Metern oder mehr erwerben, was in etwa den verlängerten Combinos entspricht. Konkret geplant ist jedoch nichts. Die Busbeschaffung ist inzwischen abgeschlossen. Der ViP hat 24 neue Dieselbusse vom Hersteller MAN gekauft. Die Fahrzeuge entsprechen der Schadstoffklasse Euro 6. Diese sei bei Nutzfahrzeugen tatsächlich deutlich sauberer als bei älteren Fahrzeugen, so Glaser. Außerdem verbrauchen die neuen Busse etwa 50 statt 60 Liter auf 100 Kilometer – gut fürs Klima.
BAUSTELLEN
2017 war für den ViP ein wichtiges Jahr: Seit mehr als 15 Jahren wurde erstmals wieder das Straßenbahnnetz erweitert. Die rund einen Kilometer lange Neubaustrecke zum Campus Jungfernsee wurde im Dezember eröffnet. Doch weil nun die Busse aus den nördlichen Ortsteilen dort enden und – bis auf Ausnahmen im Schülerverkehr – nicht mehr in die Innenstadt durchfahren, gibt es Protest. Eine neue Baustelle soll es ab September am Leipziger Dreieck geben. Im Rahmen des Umbaus des Verkehrsknotens will der ViP eine neue Wendeschleife für die Tram bauen. Bisher müssen die Bahnen zum Wenden auf die Gegenfahrspur der Autos fahren. Das kostet Zeit. Außerdem wird die Sanierung der Gleise durch die Heinrich-Mann-Allee geplant. Man stehe vor Beginn des Planfeststellungsverfahrens.
PLANUNGEN
In diesem Jahr werden sich die Planer im Verkehrsbetrieb mit der Netzerweiterung nach Krampnitz und Fahrland beschäftigen. Der wachsende Potsdamer Norden soll durch eine 7,4 Kilometer lange Tramtrasse erschlossen werden. Wann es soweit ist und wie viel es kosten wird, steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass Potsdam dafür Fördermittel von Bund und Land benötigt.
FINANZEN UND PREISE
24,6 Millionen Euro nahm der Verkehrsbetrieb im Jahr 2017 durch Fahrgeld ein. Das waren 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die kräftige Steigerung lag auch an der Tariferhöhung. „Wir brauchen das Geld für die Investitionen“, so Grießner. Dennoch seien die Tickets für das Angebot in Potsdam relativ günstig. Am umstrittenen Preis für das Kurzstreckenticket für vier Stationen hält das Unternehmen fest. Die Stadtverordneten hatten jüngst beschlossen, zu prüfen, ob die Kurzstrecke wieder auf sechs Stationen verlängert werden kann. Über Geld kann sich der Verkehrsbetrieb wohl auch bald aus der Landeskasse freuen. Aus dem 48-Millionen-Programm für Infrastruktur der Brandenburger Nahverkehrsgesellschaften dürfte es für Potsdam einen zweistelligen Millionenbetrag geben.
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