Tourismus in Potsdam: Rekorde, Konzepte und ein Ritterschlag
Der Tourismus in Potsdam boomt weiter, auch dank der historischen Mitte und trotz Bettensteuer. Ein neues Konzept soll die Vermarktung für die nächsten Jahre steuern. 2016 dreht sich alles ums Thema Film
Potsdams Tourismusbranche hat abermals ein Rekordjahr hinter sich. Mehr Übernachtungen, mehr Gästeankünfte, eine höhere Bettenauslastung – überall kann die Landeshauptstadt Zuwächse verbuchen. Die Potsdam Marketing und Service GmbH, die seit Jahresbeginn für die touristische Vermarktung der Stadt zuständig ist, will das hohe Niveau mindestens halten, aber auch Lücken im Angebot schließen. Zum laufenden Themenjahr „Hinter den Kulissen“ wollen Touristenmagnete wie der Filmpark und das Filmmuseum neben den Veranstaltungen der Stadt eigene Akzente setzen. Ein Überblick.
JAHR DER REKORDE
Exakt 1 105 264 Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr in Potsdam registriert – so viel wie noch nie. Selbst das Boomjahr 2012, als der 300. Geburtstag Friedrichs II. gefeiert wurde, wurde getoppt. Zum vierten Mal in Folge hat Brandenburgs Landeshauptstadt damit die Millionengrenze bei den Übernachtungen geknackt. Gegenüber 2014, das ebenfalls ein Rekordjahr war, beträgt das Plus 6,7 Prozent. 2,3 Tage blieben die Besucher durchschnittlich in der Stadt. Bei den Gästeankünften – 475 419 waren es – betrug der Zuwachs sogar 8,7 Prozent. 16 Millionen Tagesgäste gaben 2015 gut eine Dreiviertelmilliarde Euro in Potsdam aus. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) versetzten diese Zahlen am Montag in euphorische Stimmung: „Sensationell“ sei diese Entwicklung, schwärmte der Rathauschef bei der Tourismusbilanzpressekonferenz im Filmmuseum. Auch die im Oktober 2014 eingeführte Bettensteuer wirkte sich nicht negativ aus, im Gegenteil. Die Bettenauslastung betrug 52,3 Prozent und war damit sogar besser als 2014 (49,9 Prozent). Knapp 940 000 Euro nahm die Stadt im vergangenen Jahr durch die umstrittene Steuer ein.
WECHSEL BEIM MARKETING
Seit dem 1. Januar ist die Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG) offiziell mit der touristischen Vermarktung von Brandenburgs Landeshauptstadt betraut. Die Pro-Potsdam-Tochter wurde wie berichtet eigens zu diesem Zweck gegründet, nachdem es im vergangenen Jahr bei der Neuausschreibung des Tourismusmarketings Querelen gegeben hatte. Weil sich die Neuausschreibung in die Länge zog, hatte die Stadt die Leistung übergangsweise direkt an die PTS, eine Tochter der Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB), vergeben. Einer der Bewerber hatte dies erfolgreich juristisch angefochten und wurde von der Stadt bei einem Vergleich mit einer fünfstelligen Summe abgefunden. Die PMSG ist zunächst zwei Jahre lang für Potsdams Vermarktung zuständig und hat dafür ein gedeckeltes Budget von jährlich 950 000 Euro zur Verfügung. Die PMSG hat 24 Mitarbeiter.
NEUE TOURISTENINFO
Dem Besucheransturm auf das Landtagsschloss und dem generellen Interesse an der Potsdamer Mitte trägt auch die PMSG Rechnung: Im April soll in der Humboldtstraße 1/2 die dritte Touristeninformation Potsdams eröffnen. Die im Wiederaufbau befindliche Potsdamer Mitte soll touristisch auch besser vermarktet werden, kündigte Jakobs an. Schon jetzt könnten auch Führungen über den Alten Markt und die Alte Fahrt direkt bei den Touristeninfos gebucht werden.
NEUES TOURISMUSKONZEPT
Wie berichtet plant die Stadt eine Überarbeitung des elf Jahre alten Tourismuskonzeptes. Das neue Papier werde unter Beteiligung von Vertretern der Branche von externen Experten ausgearbeitet und soll zum Jahresende den Stadtverordneten vorgelegt werden. Das Konzept soll das Tourismusmarketing fit für die Zukunft machen und den veränderten Reisetrends Rechnung tragen. Nicht zuletzt werde es auch darum gehen, wie man verstärkt vom Touristenboom in Berlin profitieren könne, sagte Jakobs. Der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, hatte im vergangenen Jahr von der Stadt eine Strategie gefordert, um die Touristenströme in die Bundeshauptstadt auch nach Potsdam zu lenken.
HINTER DEN KULISSEN
So lautet die aktuelle Jahreskampagne, die Potsdams Rolle als Filmstadt gewidmet ist und Einblicke in Gegenwart und Geschichte als Filmstandort geben soll. Einer der Höhepunkte soll eine öffentliche Open-Air-Aufführung des von der Unesco zum Weltdokumentenerbe erklärten Stummfilms „Metropolis“ im Hof des Landtagsschlosses sein. Der in Babelsberg gedrehte Klassiker soll am 5. Juni, zum nationalen Unesco-Tag, gezeigt werden. Neu sind außerdem spezielle Führungen und Radtouren zu Filmschauplätzen, die im Frühjahr starten.
AUSZEICHNUNG FÜR DEN FILMPARK
Ritterschlag aus London: Die britische Zeitung „The Guardian“ kürte den Filmpark jetzt zu einer der zehn besten Studiotouren der Welt, wie Filmparkleiter Matthias Voß gestern stolz verkündete. Das städtische Jahresmotto macht sich der Filmpark ebenfalls zu eigen. So werde man unter anderem in diesem Jahr eine Großkulisse aus Andreas Dresens Timm-Taler-Verfilmung präsentieren, kündigte Voß an. Zudem werde das U-Boot aus dem Thriller „Hostile Waters“ eine neue Innenausstattung bekommen. Weiter ausgebaut werden die beliebten Horrornächte. Gleich an sieben Abenden im Oktober soll der Gruselspaß Thema im Filmpark sein. „Das wird ein blutiger Oktober“, versprach Voß augenzwinkernd.
JUBILÄUM IM FILMMUSEUM
Am 9. April feiert das Filmmuseum seinen 35. Geburtstag – gezeigt werden unter anderem verschiedene historische Filme, wie Museumschefin Ursula von Keitz erklärte. Aus Anlass des 70. Geburtstags der Defa ist zudem eine Kinderfilmreihe geplant. Ein Höhepunkt ist eine Lesung des Schauspielers Ulrich Noethen nebst Live-Diavorführung über den Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg. Grundlage ist der Augenzeugenbericht des Wuppertaler Schriftstellers Armin Wegner. Die Veranstaltung am 24. April sei eine Kooperation mit dem Lepsiushaus und dem Militärhistorischen Museum in Dresden, so von Keitz.
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