SV Babelsberg 03: Reaktionen mit Karten und Toren
Der Fußball-Regionalligist SV Babelsberg 03 hat auf die Kritik der vergangenen Wochen geantwortet. Er gewann im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion mit 4:1 gegen Viktoria Berlin hält dadurch den Anschluss ans obere Tabellenfeld.
Der verbale Doppelschlag von Cem Efe hat Wirkung gezeigt. Zweimal monierte der Trainer des SV Babelsberg 03 nach den beiden vergangenen Regionalligaspielen, dass seine Mannschaft zu brav gewesen sei. Nun, sieben Gelbe Karten, die der SVB am gestrigen Sonntagnachmittag im Spiel gegen den FC Viktoria 1889 Berlin kassierte, sind eine deftige Antwort seiner Spieler. Die viel wichtigere aber heißt 4:1. So leuchtete es nach spannenden und intensiven 90 Minuten auf der Anzeigetafel im Karl-Liebknecht-Stadion.
1405 Zuschauer hatten eine leidenschaftliche Reaktion des SVB auf die eher schwachen Auftritte der vergangenen Wochen gesehen, „in der wir nicht als Team harmoniert haben“, wie Erdal Akdari auch selbstkritisch einräumte. „Wir haben deshalb unter der Woche viel miteinander gesprochen und wollten heute den Schalter wieder umlegen“, betonte der Innenverteidiger. Das war von Beginn an zu sehen. Wie ein Überfallkommando jagten die SVB-Sturmspitzen Andis Sahla, Bilal Cubukcu und Manuel Hoffmann auf den jeweils ballführenden Gästespieler und zerstörten so erfolgreich einen geordneten Viktoria-Spielaufbau. Der frühe Lohn für den SVB schon in der dritten Minute: Cubukcu legte einen lang geschlagenen Ball nach Rechtsaußen auf Mike Eglseder, der mit feinem Hackentrick gleich zwei seiner Berliner Ex-Kollegen ins Leere laufen ließ und das Leder aus gut 20 Metern über Viktoria-Keeper Dominik Kisiel ins obere lange Eck schlenzte. Auch in der Folge löste der SVB mit schnellem und präzisem Kurzpassspiel gut knifflige Situationen, ohne aber zunächst weitere Torchancen zu schaffen.
Andia Shala bejubelte das Ende seiner Torflaute ausgiebig
Viktoria brauchte gut 20 Minuten, um ins Spiel zu finden und sich dann als die erwartet spielstarke Mannschaft zu zeigen. Zunächst setzte Karim Benyamina einen Freistoß von der Strafraumgrenze knapp über das SVB-Tor, dann rettete Laurin von Piechowski kurz vor der Torlinie für den bereits geschlagenen Marvin Gladrow, dann war es der SVB-Keeper selbst, der einen satten Benyamina-Schuss zur Ecke klärte. Auch nach dem Seitenwechsel erspielten sich die Gäste ein Übergewicht an Ballbesitz und Chancen – erneut klärte Gladrow mit toller Parade einen Distanzschuss von Maik Haubitz (52.), kurz danach rettete Lovro Sindik in letzter Not gegen Christian Skoda.
Dann aber gelang dem SVB, was zuletzt nicht klappte: Tore. Nach gut einer Stunde setzte sich Cubukcu – mit wesentlich mehr Spielfreude ausgestattet – geschickt durch und seine Hereingabe erlief sich Manuel Hoffmann, der zum 2:0 traf (62.). Zwar gelang den Gästen in der 76. Minute noch einmal der Anschlusstreffer, doch schwächten sie sich sogleich selbst: Torschütze Mattia Trianna fischte selbst den Ball aus dem Netz, um zum Mittelkreis zu eilen und stieß dabei den sich in den Weg stellenden SVB-Keeper Gladrow engagiert um. Letzterer sah Gelb, Trianna Rot. Da Viktoria – angetrieben von seinem Kapitän Ümit Ergidi – weiterhin offensiv spielte, boten sich dem SVB nach geglückter Balleroberung Konterchancen auf eigenem Platz. Seine erste vergab der eingewechselte Apo Beyazit noch. Bei der zweiten legte er nach schönem Zuspiel von Nils Fiegen auf Shala ab, der dankbar zum 3:1 abschloss und das Ende seiner eigenen Torflaute ausgiebig bejubelte. Und den dritten sehenswerten Konter veredelte Beyazit selbst mit sattem Schuss ins Dreiangel, nachdem erneut Cubukcu präzise aufgelegt hatte. Kurz zuvor hatte Nulldrei-Schlussmann Gladrow mit einer wiederholten Glanzparade den erneuten Anschluss der Gäste verhindert und seine starke Leistung gekrönt.
Efes Signal: Keine Freifahrtsscheine für etablierte Spieler
„Wir wollten über Zweikämpfe gegen eine spielstarke Mannschaft in die Offensive kommen“, verriet Cem Efe nach Abpfiff seinen Plan. Für dessen – letztlich erfolgreiche – Umsetzung vertraute er teilweise neuem Personal: So feierte Lionel Salla auf der rechten Außenbahn sein Startelfdebüt, während Matthias Steinborn zunächst auf der Bank saß. Zudem bekamen die Torschützen Eglseder und Hoffmann von Beginn an Efes Vertrauen. „Wir haben neben unseren etablierten Spielern auch andere gute Jungs, die Woche für Woche hart trainieren und sich ihre Chance verdient haben“, sagte Efe. Es sei ihm wichtig, diesen Spielern zu signalisieren, dass es auch für Stammkräfte keinen Freifahrtsschein gebe und jeder seine Möglichkeit bekommt, wenn er sie sucht.
Dass der Abstand zum oberen Tabellenfeld mit dem Sieg gehalten werden konnte, betonte Eglseder als wichtigen Effekt der unterhaltsamen 90 Minuten. „Wir denken jetzt von Spiel zu Spiel“, sagte er: „Das ist das Beste in unserer Situation.“
SVB: Gladrow – Eglseder, von Pichowski, Akdari, Cepni (59. Knechtel) – Fiegen, Sindik, Salla (51. Steinborn) Cubukcu – Hoffmann (73. Beyazit), Shala
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