Fahrradfahren in Potsdam: Problemzonen: Wo Radeln gefährlich ist
Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, schlechte Radwege - oft gibt es Beschwerden darüber, dass Radfahren in Potsdam gefährlich sein kann. Was PNN-Leser kritisieren.
Potsdam - Platzmangel, unübersichtliche Wegeführung, bröcklige Radwege und unaufmerksame Autofahrer – in Potsdam Fahrrad zu fahren, ist mitunter gefährlich und häufig unangenehm. Doch auch über Fahrradfahrer selbst gibt es immer wieder Beschwerden. Kürzlich hatten sich deshalb wie berichtet auch Politiker aus Land und Stadt auf Einladung des Fahrradverbandes ADFC per Rad auf die Suche nach Problemstellen begeben. Daraufhin meldeten sich zahlreiche Leser und verwiesen auf weitere Problemzonen. Die PNN geben einen Überblick über die kritischen Stellen und darüber, was die Stadtverwaltung dagegen tun will.
Lange Brücke
Am Ausgang der Bahnhofspassagen an der Langen Brücke ist für viele Fußgänger nicht ersichtlich, dass dort ein Radweg entlangführt. Radfahrer kommen vom Leipziger Dreieck, es kommt zu Konflikten mit Fahrgästen, die aus der Tram aussteigen oder aus der Einkaufspassage zur Haltestelle eilen. Bisher sei der Bereich an der Kreuzung nicht auffällig, wenn es um die Unfälle mit Beteiligung von Radfahrenden geht, heißt es aus der Stadtverwaltung. Laut Radverkehrskonzept sollen die Furten über die Babelsberger Straße für Radfahrer als auch für Fußgänger verbreitert werden. Dafür muss eventuell ein Mast der Oberleitung für die Tram versetzt werden.
Landtag
Die Überquerung der Gleise an der Ecke des Landtags wird als unübersichtlich eingeschätzt. Es kommt immer wieder zu Konflikten mit ein- und ausfahrenden Trams und Bussen. Auch das weiß man im Rathaus und hat auch schon einige Maßnahmen geprüft. Zum Beispiel wurde erwogen, sogenannte Z-Gitter aufzustellen, die die Radfahrer umfahren müssen. Allerdings müssten dann entgegenkommende Radfahrer unter Umständen auf der Gleistrasse aufeinander warten. „Das wird als gefährlich eingeschätzt“, hieß es. Die Idee wurde verworfen.
Auch eine Verlängerung des bestehenden Gitters wurde geprüft. Dann würde der Übergang jedoch nahe an der Kante der Haltestelle sein: Sturzgefahr. Über eine Ampel wurde auch nachgedacht. „Es ist jedoch zu befürchten, dass die Akzeptanz der Rotsignale sehr eingeschränkt ist“, meint man im Rathaus.
Heinrich-Mann-Allee
In der Heinrich-Mann-Allee gibt es einen Radweg stadteinwärts zwischen Drewitzer Straße und Leipziger Dreieck. Er sei jedoch in schlechtem Zustand, so ein Leser. Auf Höhe der Friedhofsgasse endet der Radweg einfach. Im Radverkehrskonzept der Stadt von 2017 wird der Weg als Hauptroute aufgeführt. Die Breite variiert von einem Meter bis 1,85 Metern. Zwischen Friedhofsgasse und Am Alten Friedhof soll die gesamte Straße ohnehin umgebaut werden. Dann wäre auch der Radweg dran. Er soll auf zwei Meter verbreitert werden. Richtung Innenstadt soll es bis zum Leipziger Dreieck einen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn geben. Wann das umgesetzt wird, ist allerdings noch offen. Wie berichtet haben die Stadtverordneten im Mai auf Antrag der Grünen eine Neuplanung beschlossen, bei der der „bestehenden Baumallee höchste Priorität einzuräumen“ sei.
An den Kreuzungen zur Drevestraße und zur Waldstraße gibt es keine separaten Fahrradampeln. Leser beschwerten sich, dass die Autofahrer-Ampel für die Fahrradfahrer nicht einsehbar ist. Die Stadtverwaltung sieht dort allerdings keinen Änderungsbedarf. Die Verkehrssicherheit sei an diesen Stellen und unter Beachtung der allgemeinen Verkehrsregeln damit gegeben, hieß es. Autos müssten beim Abbiegen Radfahrern also Vorfahrt gewähren.
Horstweg
Zwischen den Einkaufsmärkten von Lidl und Rewe gibt es statt Fuß- und Radweg nur eine unbefestigte Sandpiste, die sich alle teilen müssen. Dabei gilt auch der Horstweg im Radverkehrskonzept der Stadt als Hauptroute. An anderen Stellen gibt es Radwege, teilweise kombiniert mit Fußwegen in einer Breite von 1,50 Metern bis 3 Metern. Ab dem Jahr 2023 soll der gesamte Straßenzug komplett saniert werden. Dann soll auch der Radweg modernisiert werden. Empfohlen werden Radfahrstreifen. Sollten diese nicht möglich sein, können als Alternative Schutzstreifen betrachtet werden.
Am Kanal
Auch Fußgänger beklagen sich: Der Gehweg an der Straße Am Kanal stadteinwärts Höhe Hauptpost wird oft von Radfahrern benutzt. Das gleiche gilt für den Ampelübergang dort. Bisher sind laut Stadtverwaltung keine Beschwerden oder Unfallauffälligkeiten an dieser Stelle bekannt. Seit 2013 sind dort Schutzstreifen auf der Fahrbahn markiert, die die Führung des Radverkehrs verdeutlichen.
Am Neuen Garten
Auf dem Schutzstreifen befinden sich mehrere Gullys, bei Regen bilden sich große Pfützen. Oft sei der Weg von Autos blockiert, die dort im Stau stehen, beklagen Leser. Beim Überholen werde der Abstand nicht eingehalten, oft komme es deshalb zu gefährlichen Szenen. In der Stadtverwaltung ist das bekannt. Schon 2017 wurde deshalb im Radverkehrskonzept auf den geringen Abstand hingewiesen. Doch eine schnelle Lösung gibt es nicht. Bei der Behlertstraße nördlich der Kurfürstenstraße und der Straße Am Neuen Garten sei eine Verbreiterung der Fahrbahn für Radfahrstreifen oder einen Radweg nur mit Eingriff in Privatgrundstücke möglich – unter Nutzung von Teilen des Neuen Gartens.
„Dies ist äußerst unrealistisch“, so Potsdams Radverkehrsbeauftragter Torsten von Einem. Es bestehe aber eine Alternative zur Fahrbahn der Behlertstraße/Am Neuen Garten in der Parkanlage Neuer Garten. Nach Abstimmungen mit der Schlösserstiftung darf seit 2010 der in der Anlage beigefügte Weg mit dem Fahrrad befahren werden. Damit können Radler die Fahrbahn ab der Gotischen Bibliothek meiden. In der Behlertstraße zwischen Berliner Straße und Mangerstraße ist eine Fahrbahnverbreiterung wahrscheinlich für 2021 vorgesehen, sodass für den Radverkehr mehr Platz zur Verfügung stehen werde.
Kaphaltestellen
In den vergangenen Jahren wurden in Potsdam mehrere sogenannte Kaphaltestellen für Trams errichtet – zum Beispiel in der Berliner Straße oder am Rathaus. Die Fahrbahn wurde verengt, um den Einstieg in die Tram zu erleichtern. Autos müssen hinter der haltenden Tram warten, Fahrräder auch – eigentlich. Tatsächlich halten sich viele nicht daran. Es kommt immer wieder zu Konflikten mit ein- und aussteigenden Fahrgästen.
„Die Lösung der Kaphaltestelle am Rathaus wurde aufgrund des begrenzten Straßenraums und damit auch eines beengten Haltestellenbereichs gewählt“, heißt es. Es gebe eine hohe Anzahl an schutzbedürftigen Personen, die sich sicher auf dem Gehweg bewegen und an Haltestellen warten sollen, ohne dass Radfahrer diesen Bereich mitbenutzen. In Fahrtrichtung stadtauswärts werden Radfahrer bei Einfahren der Straßenbahn in die Haltestelle bereits an der Fußgängerampel angehalten. Doch das nähmen einige Radfahrer nicht wahr, weil die Ampel für die Autos weiter auf grün stehe.
Kopfsteinpflaster
Allgemein wird der Zustand vieler Wege beklagt. Straßen mit Kopfsteinpflaster seien kaum zu befahren, es gebe an vielen Stellen keine abgesenkten Bordsteine. An Radwegen oder gemeinsamen Geh- und Radwegen gibt es an den Übergängen zur Fahrbahn immer Bordabsenkungen, teilt die Stadtverwaltung dazu mit. Bei Gehwegen sehe dies an Einmündungen und Kreuzungen leider noch anders aus – aber dort würden kontinuierlich im Rahmen der Herstellung der Barrierefreiheit Borde abgesenkt.
„Straßen mit Kopfsteinpflaster sind nur schlecht für Radfahrer befahrbar“, so von Einem. Leider seien diese typisch für Brandenburg und häufig unter Denkmalschutz gestellt. „Viele Radfahrer weichen auf die Gehwege aus und es kommt zu Konflikten mit Fußgängern, die die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind.“
Der Umgang mit Natursteinpflaster sei abhängig vom Straßenzustand, der Art des Pflasters, von der Klassifizierung der Straße, der Verkehrsbelastung, der Bedeutung für den Radverkehr und ob die Straße denkmalgeschützt ist oder sich diese im Geltungsbereich einer Denkmalbereichs-, Gestaltungs- oder Erhaltungssatzung befinde.
Laut einem Beschluss der Stadtverordneten soll nach Kompromissen und differenzierten Lösungen gesucht werden. Daher werde für Natursteinpflasterstraßen, die im Zielnetz des Radverkehrskonzepts eine hohe Bedeutung haben, bei der Erneuerung geschnittenes zugekauftes Pflaster im Fahrbereich des Radverkehrs angestrebt.
Radfahrer auf Fußwegen
Häufig wird beklagt, dass Radfahrer oft auf Fußwegen unterwegs sind oder Radwege in der falschen Richtung benutzen – beispielsweise Zeppelinstraße stadtauswärts ab Luisenplatz bis zum Schafgraben. Auch davon hat man im Rathaus schon gehört. „Die Verkehrsregeln sind eindeutig“, heißt es. Es sei immer nur der rechte Radweg zu benutzen, außer der linke Radweg ist explizit in Gegenrichtung freigegeben.
Gehwege dürfen für Personen über zehn Jahren nur zur Begleitung von Kindern benutzt werden. Es sei denn, die Gehwege sind für Radfahrer durch ein Zusatzzeichen freigegeben. Dann darf auf diesen in Schritttempo gefahren werden. Diese Verkehrsregeln sind Teil der Fahrradprüfung in der Schule, damit Kinder zur Schule fahren dürfen. Daher wird davon ausgegangen, dass die überwiegende Zahl der Menschen diese Verkehrsregeln beherrschen sollten.
In Potsdam wurden auf Radwegen, auf denen viele Radfahrer in Gegenrichtung fahren, Richtungspfeile für die Fahrtrichtung markiert. In der Zeppelinstraße wurden in Höhe des Bahnhofs Charlottenhof und in Höhe Lidl zwei Mittelinseln errichtet, sodass die Straße einfacher zu queren ist, um auf den Radweg für die richtige Fahrtrichtung zu gelangen. Die Stadtverwaltung weise regelmäßig auf die Einhaltung der Verkehrsregeln hin und habe Flyer zu den Verkehrsregeln hergestellt, die zum Beispiel bei Veranstaltungen verteilt werden.
Falls Sie weitere gefährliche Stellen in Potsdam kennen, schicken Sie diese bitte per E-Mail an online@pnn.de
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