Biosphäre in Potsdam: Problemfall Tropenhalle
Die Potsdamer Linke diskutierte über die Zukunft der Biosphäre – und über den Volkspark.
Bornstedter Feld - Der Vorschlag, die Biosphäre für die benötigte soziale Infrastruktur im Stadtteil Bornstedter Feld zu nutzen, ist offenbar vom Tisch. Das zumindest ist der Eindruck von Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg aus dem Werkstattverfahren, das derzeit zur Zukunft des Gebäudes läuft. Seine Einschätzung teilte Scharfenberg am Sonntag den Gästen des öffentlichen Frühschoppens seiner Fraktion im Restaurant „Urwaldblick“ in der Biosphäre mit. Dort diskutierte Scharfenberg unter anderem mit Volker Theobald, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld.
Auch Theobald sieht keine Notwendigkeit, die Biosphäre für die fehlende soziale Infrastruktur umzunutzen. Scharfenberg will die defizitäre Tropenhalle ohnehin im Kern erhalten: Dazu müsse man sich bemühen, attraktive Angebote in der Biosphäre zu schaffen, um sie auf finanziell sichere Beine zu stellen. Die konkreten Entscheidungen zu der 2001 errichteten Halle würden jedoch erst nach Veröffentlichung der Ergebnisse aus dem laufenden nicht-öffentlichen Werkstattverfahren und der Bürgerbeteiligung im Herbst fallen, so Scharfenberg.
„Ich bin nicht bereit, eineinhalb Millionen Euro im Jahr zuzuschießen."
Ein wenig anders sieht es Pete Heuer, der Fraktionschef der SPD. Er bestätigte auf Nachfrage gegenüber den PNN, dass es in der interfraktionellen Steuerungsgruppe, die den Fahrplan des Werkstattverfahrens vorgibt, einen Beschluss gegeben habe. Und zwar wurde festgelegt, zunächst zu prüfen, ob die Biosphäre in ihrer jetzigen Funktion mit zusätzlichen attraktiven Konzepten in die schwarzen Zahlen zu bekommen sei. Das bedeute aber nicht, dass die Nutzung der Halle für die soziale Infrastruktur in dem schnell wachsenden Stadtteil komplett vom Tisch sei. „Ich bin nicht bereit, eineinhalb Millionen Euro im Jahr zuzuschießen und gleichzeitig außerhalb der Biosphäre die Entwicklung der sozialen Infrastruktur zu finanzieren“, so Heuer. Wenn die Biosphäre nicht aus den roten Zahlen komme, müsse über soziale Infrastruktur in dem Haus wieder nachgedacht werden, so seine Meinung.
Seit Jahren schon debattieren die Stadtverordneten über die Zukunft des Baus. Verschiedene Nutzungskonzepte, etwa auch als Schulbau, sind bisher vor allem an hohen Betriebs- und Umbaukosten gescheitert – und daran, dass bis 2017 eine Fördermittelbindung galt. Zugleich hatte der Bund der Steuerzahler die für 29 Millionen Euro errichtete Biosphäre schon mehrfach als Beispiel für Verschwendung öffentlicher Mittel gebrandmarkt.
Onlinepetition gegen die Verkleinerung des Volksparkes
Für Diskussionen beim Frühschoppen sorgte auch die seit Jahren geplante Verkleinerung des Volksparks. Auf den Grünflächen westlich der Georg-Hermann-Allee sollen etwa 400 neue Wohnungen entstehen. Wie berichtet läuft derzeit eine Onlinepetition gegen die Verkleinerung. Bis zum Sonntagnachmittag hatten mehr als 2500 Menschen unterzeichnet – genügend Stimmen, damit sich nun die Stadtverordneten mit der Petition beschäftigen müssen. Auch einige der Anwohner, die zum Frühschoppen gekommen waren, sprachen sich gegen die Verkleinerung aus. Dass vor Ort etwa 50 Prozent Sozialwohnungen geplant seien, könne als Argument nicht herangezogen werden, sagte ein Anwohner. Daran hätte man bereits vor 20 Jahren denken können. „Und es gibt zwar in Potsdam auch drei historische Parkanlagen, aber das hier ist der einzige Park, den man auch wirklich nutzen kann“, sagte auch die anwesende ehemalige, langjährige Potsdamer Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke, die seit zwei Jahren im Viertel wohnt. Der Park werde vielfach genutzt und belebt.
Widerspruch kam vom Entwicklungsträger. „Wir müssen darauf hinweisen, dass es keine Verkleinerung, sondern die Wiederherstellung des Urzustandes ist“, erklärte Theobald. Es sei zwar immer ein Verlust, wenn Grünflächen zurückgebaut werden. Doch vor allem aus monetärer Sicht sei man auf die Bebauung der Flächen angewiesen. Es gebe einen Investitionsbedarf in Höhe von 50 Millionen Euro für die soziale Infrastruktur im Viertel. Das Defizit des Treuhandvermögens des Entwicklungsträgers – dem Topf, aus dem die soziale Entwicklung des Viertels bezahlt wird – dürfe aber laut den Richtlinien nicht mehr als siebeneinhalb Millionen Euro betragen. Diese Grenze sei mit dem Verkauf der Parkflächen gerade einmal zu halten. Theobald schloss zugleich nicht aus, dass ein Teil der Parkfläche für die soziale Infrastruktur genutzt wird, etwa für eine Kita. Das hatte die CDU/ANW als Kompromiss angeregt.
Scharfenberg erklärte, dass man die Petition durchaus ernst nehme. Der Wohnungsbau werde jedoch in der wachsenden Stadt benötigt. „Auf eine solche Fläche zu verzichten, ist schon schwerwiegend und muss genauestens abgewogen werden.“ Etwas anders klingt die parteilose Oberbürgermeisterkandidatin der Linken Martina Trauth. Sie sagte den PNN, sie unterstütze die Petition. Die große Anzahl von Unterschriften in kürzester Zeit zeige die große Bedeutung des Themas. „Es geht den Menschen um Lebens- und Wohnqualität, denn Leben ist mehr als nur Wohnen.“ Man werde nur lebendige und lebenswerte Stadtteile haben, wenn das Bauen mit dem Sozialen zeitgleich gedacht werde. (mit HK)
Sarah Stoffers
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