Kommentare zum "Zwarten Piet" in Potsdam: Pro & Contra: Ist der Förderstopp sinnvoll?
Am "Schwarzen Piet" scheiden sich in Potsdam die Geister. Die Entscheidung von der Stadt, den Auftritt der "Zwarten Pieten" nicht mehr zu fördern, sei absolut richtig, meint PNN-Autorin Ariane Lemme. PNN-Autor Peer Straube hält dagegen.
Pro: Blackfacing ist rassistisch
Haltungslos. Unentschieden. Ist es nicht das, was viele „besorgte Bürger“ Politikern vorwerfen? Ob der Vorwurf stimmt, sei dahingestellt, klar ist aber: Spricht sich mal jemand – wie jetzt die Stadt Potsdam – gegen Rassismus aus, ist es auch wieder nicht recht. Denn eigentlich geht es hier genau darum: Wie soll der Staat – oder in diesem Fall die Stadt – mit Rassismus umgehen? Weggucken, schönreden, als ernst zu nehmende Sorgen der Bürger abtun?
Denn das Blackfacing – also weiße Menschen, die Schwarze spielen – ist rassistisch. Auch wenn es gar nicht rassistisch gemeint, es bloß schöne Tradition ist, wie jetzt viele einwerfen. Rassismus aber muss nicht böse gemeint sein. Natürlich ist auch niemand, der die „Zwarten Pieten“ schätzt, ein Nazi. Trotzdem kann es Menschen verletzen. Genau um diese Lücke im Bewusstsein geht es hier. Die meisten Potsdamer haben vermutlich nie erlebt, dass sich Schwarze weiß geschminkt und den „lustigen Deutschen“ gespielt haben. Letztlich ist es eine Frage der Empathie. Klar gibt es – auch im Feld des Rassismus – drängendere Probleme. Und klar: Zur Empathie kann man niemanden zwingen. Aber man kann – und wenn sie es offen kommuniziert hätte, wäre das der Stadt vielleicht auch gelungen – zum Nachdenken anregen. Denn es ist ja schon bezeichnend, dass bei dieser Debatte kein afro-deutscher Potsdamer gefragt wurde. Weil es afro-deutsche Potsdamer gar nicht interessiert, wie manche behaupten? Oder einfach, weil es noch immer völlig normal ist, dass sie keine öffentliche Stimme haben? Dass die Stadt hier Haltung bezieht, ist richtig.
Kommentiert von Ariane Lemme
Contra: Versäumte Diskussion - Potsdam ist nun um eine Tradition ärmer
Schade. In vorauseilendem Gehorsam hat die Stadt Potsdam nun eine Tradition beendet, die zu den ältesten, beliebtesten und schönsten der Nachwendezeit gehört. Im kommenden Jahr hätte das Sinterklaas-Fest im Holländischen Viertel sein 20-jähriges Bestehen feiern können. Dazu wird es nun wohl nicht mehr kommen. Weil Sinterklaas, der holländische Weihnachtsmann, von schwarz geschminkten Helfern begleitet wird und sich Menschen mit schwarzer Hautfarbe dadurch diskriminiert fühlen könnten, hat die Stadt die Förderung für die Veranstaltung kurzerhand gestrichen. Ohne Diskussion und auch ohne Not.
Denn seien wir ehrlich: Auch wenn es in Potsdam im vergangenen Jahr eine – recht kurze – politische Debatte über die „Zwarten Pieten“ gab, ein breiter öffentlicher Protest hat nicht stattgefunden. 25 000 Besucher zählte das Fest 2014 – gegenüber lediglich einer Handvoll Demonstranten. Schließlich geht es auch um die Verhältnismäßigkeit. Natürlich muss man Rassismus-Vorwürfe ernst nehmen. Aber bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollte man doch zumindest eine breite öffentliche Diskussion über das Thema führen, Experten und Betroffene zu Wort kommen lassen. Debattiert wurde stattdessen nur im kleinen Kreis, die Entscheidung im Rathaus fiel, ohne zuvor ein öffentliches Meinungsbild einzuholen oder die Stadtverordneten einzubeziehen. Die „Zwarten Pieten“ gehören zur Tradition des Sinterklaas-Festes und sind Teil von dessen Beliebtheit. Ohne dieses Fest wird Potsdams Kulturlandschaft ein Stück ärmer.
Kommentiert von Peer Straube
Was meinen Sie? Ist die Absage der Stadt für ein Sinterklaas-Fest mit den schwarz geschminkten "Zwarten Pieten" sinnvoll? Schreiben Sie uns an leserpost@pnn.de oder stimmen Sie auf pnn.de ab!
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