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Jede Menge Inspiration. Das Bücherpicknick verlockte nicht nur zum Zuhören: An den Ständen der Stadt- und Landesbibliothek sowie der Stiftungsbuchhandlung konnten die Bücher auch gleich begutachtet oder erworben werden. Bastelstände luden außerdem zum kreativen Schreiben und zum Malen ein.
© Andreas Klaer

Potsdam: Prinz und Flickenbär gerettet

Kinderbuchautoren- und Illustratoren lasen beim Bücherpicknick im Volkspark, darunter auch der Potsdamer Martin Klein

Laut liest er. In vielen unterschiedlichen Tonlagen und mit vollem Körpereinsatz. Wenn der Potsdamer Kinder- und Jugendbuchautor Martin Klein seine Geschichten vorträgt, hat man das Gefühl, in einer Theatervorstellung zu sitzen, so lebendig lässt er die Figuren aus seinen Büchern auferstehen. Mit wilden Gesten wird er dabei in einem Moment zum Affen, im nächsten zur genervten Lehrerin und gleich darauf zum schüchternen Jungen.

So auch am gestrigen Sonntag beim Bücherpicknick, zu dem der Volkspark Potsdam in Kooperation mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis im Land Brandenburg e.V. eingeladen hatte. Insgesamt neun Kinderbuchautoren und -illustratoren stellten dort ihre Bücher vor und begeisterten die großen und kleinen Besucher mal mit ernsten, mal mit witzigen Geschichten. Die kamen mal laut, wie bei dem Potsdamer Autoren, oft aber auch ganz leise daher. So zum Beispiel bei Sabine Büchner, die das von ihr illustrierte Buch „Die Prinzessin in der Tüte“ vorstellte. Ganz zurückhaltend las sie die moderne Märchengeschichte vor, in der zur Abwechslung mal die Prinzessin den Prinzen vor einem Drachen retten muss und sich mit viel Köpfchen aus gefährlichen Situationen befreit. Die Kinder zeigten sich begeistert: Sie lauschten teilweise mit geöffnetem Mund und am Ende hatten vor allem die Mädchen gut lachen – nämlich als die Prinzessin den Prinzen einfach stehen lässt. „Der ist nämlich ein bisschen blöd“, verriet Illustratorin Büchner zwinkernd und erntete dafür zustimmendes Nicken von ihrem Publikum.

Gar nicht blöd ist hingegen Martin Kleins Protagonist Theo, über den der Autor schon drei Bücher geschrieben hat. Am Sonntag stellte er den ersten Band „Theo und der Flickenbär“ vor, in dem Theo das erste Mal auf Klassenfahrt geht und mit seinen Kumpels einen Pakt schließt, keine Kuscheltiere mitzunehmen. Das fällt Theo besonders schwer, schließlich waren er und sein Flickenbär noch nie lange getrennt. Für Klein ist diese Geschichte eine ganz persönliche, wie er erzählte. „Auch ich habe einen Teddy, der mich schon ganz lange begleitet“, so der 52-Jährige. „Und ich habe den auch aus meinem Bett verbannt, weil ich dachte, dass meine Kumpels mich vielleicht für uncool halten könnten.“ So saß der Teddy lange auf seinem Bücherregal, bis er dann irgendwann in sein Auto wanderte, in dem er bis heute mitfährt. Solche persönlichen Erlebnisse seien es, die ihn immer wieder zu seinen Geschichten inspirieren würden, so der Autor. „Wenn man so in seine Kindheit blickt, gibt es da einfach unglaublich viele Geschichten zu erzählen“, sagte Klein, der eigentlich ausgebildeter Garten- und Landschaftsbauer ist. „Da mischt sich dann natürlich immer etwas Fantasie rein, aber ein bisschen Wahrheit ist stets dabei.“ Selbst nach 24 Jahren Schriftstellerei würden ihm die Ideen nicht ausgehen. Sein erstes Kinderbuch „Lene und die Pappelplatztiger“ erschien 1990. Weil das Buch ein Erfolg wurde, fragte der Verlag nach weiteren Geschichten und so kam eins zum anderen. Inzwischen hat Klein etwa 50 Kinderbücher geschrieben, die unter anderem ins Spanische, Englische, Niederländische, Tschechische, Norwegische, Französische und Italienische übersetzt wurden. Trotz des Erfolges ist Klein lässig geblieben. Am Sonntag erschien er mit Basecap und Rucksack, in dem er die Bücher transportierte. Deutlich schlug der Brandenburger Dialekt bei seiner Lesung immer wieder durch. Seine Zuhörer störte das nicht, sie freuten sich eher daran und kicherten über umgangssprachliche Einwürfe wie „och nöö“ oder „wat soll dit denn“. Und auch der ein oder andere Erwachsene konnte sich bei dem wildgestikulierenden Autor ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sehr zur Freude des Autors. „Ich baue in meine Geschichten ja schon manchmal eine erwachsene Ebene ein“, erzählte er. „Wenn die dann auch erkannt und für gut befunden wird, ist das natürlich super.“ Während der Lesung blickte er nur selten ins Buch und stellte immer wieder Fragen ans Publikum, die mit reger Beteiligung beantwortet wurden. „Hier ist immer so viel Energie und eine schöne Atmosphäre“, sagte Klein, der schon zum dritten Mal beim Bücherpicknickk dabei war. „Da macht das Vorlesen super viel Spaß.“

Spaß hatten auch die Zuhörer, die am späten Nachmittag mit müden, aber strahlenden Gesichtern den Heimweg antraten und dabei auch gleich das ein oder andere neue Kinderbuch mit nach Hause nahmen.

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