Der große Unterschied: Potsdams Schulen im Vergleich
Prüfungsergebnisse, Abiturquoten, PC-Ausstattung, Ausfallstunden: Der PNN-Schulvergleich für Potsdam - mit Grafik zum Download.
Potsdam - An Potsdamer Gymnasien, Gesamt- und Oberschulen bleiben die Prüfungsergebnisse und Abiturquoten sehr unterschiedlich. Das ist ein Ergebnis einer von den PNN vorgenommenen Internetrecherche, bei der Daten des Bildungsservers des Landes Brandenburg verglichen wurden. Diese sind auf dem Portal www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de lediglich einzeln abrufbar, ein Vergleich der Daten miteinander ist nur mit Hilfe vieler Mausklicks möglich. Die Übersicht soll auch als Hilfe im laufenden Ü7-Verfahren dienen, bei dem viele Familien gerade entscheiden müssen, wie es für ihre Sechstklässler schulisch weitergeht.
Prüfungsergebnisse
Als ein wichtiger Wert sind auf dem Bildungsserver die durchschnittlichen Prüfungsergebnisse in der zehnten Klasse und in den Leistungskursen zum Abitur aufgelistet – im Vergleich zum Landesschnitt. Dort erreichte zum Beispiel bei den Gesamtschulen die schon länger als problematisch geltende Steuben-Schule im Kirchsteigfeld 2019 nur unterdurchschnittliche Werte. So lag bei der Prüfung am Ende der 10. Klasse der Landesschnitt im Fach Mathe bei der Note 2,7, an der Steuben-Schule dagegen bei 3,7. Dies setzt sich bei den Abiturprüfungen fort, die im Vergleich durchweg unter dem Landesschnitt lagen. Negativ auffällig bei den Ergebnissen der zehnten Klassen sind auch die privat geführten Gymnasien in Drewitz und Babelsberg. Solche im Schnitt schlechteren Werte werden auch im Bildungsministerium registriert – laut der Behörde müssen Schulen darstellen, welche Maßnahmen sie ergreifen, um die Ergebnisse zu verbessern, zum Beispiel mit Fortbildungen für Lehrer.
Überdurchschnittlich schnitt dagegen das Humboldt-Gymnasium an der Heinrich-Mann-Allee ab: Jeweils 0,8 Notenpunkte besser als im Landesschnitt fielen die Zehnte-Klasse-Prüfungen in Deutsch und in Mathe aus. Ohnehin erreichten die staatlichen Gymnasien in Potsdam im Landesvergleich – bis auf einzelne Ausnahmen wie im Babelsberger Suttner-Gymnasium – stets bessere Werte, was auch im vergangenen Jahr schon so war.
Hier liegt übrigens noch eine Schwierigkeit bei den Darstellungen des Bildungsservers: Auf dem Portal ist noch nicht direkt vergleichbar dargestellt, wie sich bestimmte Prüfergebnisse an den Schulen in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Dazu muss man die einzelnen Jahreswerte umständlich nebeneinanderlegen. So lässt sich zum Beispiel ablesen, dass das private Evangelische Gymnasium der Hoffbauer-Stiftung auf Hermannswerder im vergangenen Jahr durchweg bessere Abiturergebnisse erreichen konnte als noch im Jahr 2018. Auffällig ist aber auch: An allen Potsdamer Gesamtschulen gab es mehr oder weniger große Verschlechterungen bei den Zentralprüfungen Deutsch 10. „Aktuell erfolgt hierzu die Auswertung, um entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen“, bestätigte eine Sprecherin des Bildungsministeriums auf Anfrage.
Abiturberechtigung
Erhebliche Unterschiede gibt es weiterhin bei dem Prozentsatz der Zehntklässler an einer Schule, die überhaupt die Berechtigung erhalten, in der Sekundarstufe II das Abitur abzulegen. Gerade bei den Gesamtschulen waren die Abweichungen auch 2011 groß: Während zum Beispiel an der Voltaire-Schule in der Innenstadt überdurchschnittlich viele Schüler die Sekundarstufe II erreichten, lagen diese Anteile an der Gesamtschule am Schilfhof und der Steuben-Schule unter den Landeswerten.
Auffällig ist vor allem die Fontane-Oberschule in der Waldstadt, wo es nur noch jeder zehnte Zehntklässler die Abiturberechtigung schaffte. Dort sank diese Quote auf 9,4 Prozent, im Jahr 2018 waren es noch 27,5 Prozent. Die Sprecherin des Bildungsministeriums erklärte, inzwischen sei die Einrichtung eine „Schule des gemeinsamen Lernens“. So seien dort im vergangenen Schuljahr doppelt so viele Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet worden. Ferner sei in den vergangenen Jahren auch der Anteil der Schüler mit emotional-sozialem Förderbedarf und der fremdsprachigen Schüler gestiegen. Allerdings sei die Fontane-Schule keine „auffällige Schule“, wie die Sprecherin sagte – die Einrichtung werde aber eben vor allem von Jugendliche ausgewählt, „die die eine Berufsausbildung anstreben“.
Die Potsdamer Gymnasien brachten fast durchweg beinahe 100 Prozent ihrer Schüler in die Abiturstufe. Nicht beantwortet wird bei der Aufstellung allerdings die Frage, wie viele der etwa an einem Gymnasium beschulten Schüler dann wirklich das Abitur ablegen – oder ob sie unterwegs auf der Strecke bleiben.
Computerausstattung
Differenzen bleiben auch bei der Computerausstattung in den Schulen. Die meisten Computer pro Schüler können die Elite-Sportschule und die Gesamtschule am Schilfhof anbieten: Dort können sich drei Schüler einen mit dem Internet verbundenen Rechner teilen. Deutliche Verbesserungen bei der Ausstattung konnten die Voltaire-Schule und das noch neue Hannah-Arendt-Gymnasium in Potsdam-West verzeichnen: Bisher hatten sich dort je neun Schüler einen PC teilen müssen, nun sind es drei bis vier. Wesentlich schlechter ausgerüstet sind die Fontane- und die Montessori-Oberschule, letztere auch wegen ihres Profils. Zuständig für die IT-Technik ist bei den öffentlichen Schulen die Stadtverwaltung. Nicht im Bildungsserver enthalten sind zum Beispiel Angaben, wie modern die Klassenzimmer tatsächlich ausgerüstet sind, etwa mit Whiteboards. Auch die Qualität der Fachräume für Chemie oder Physik wird auf dem Portal nicht erfasst – das müssen Familien vor der Schulwahl selbst eruieren.
Ausfallstunden
Laut den Daten des Bildungsservers gab es im vergangenen Jahr die wenigsten Ausfallstunden für Schüler an der Montessori- und der Voltaire-Schule, ebenso am neuen Schulzentrum Am Stern. Im Vergleich dazu sehr hoch war dagegen der Anteil der Ausfallstunden an der Kollwitz-Oberschule in der Brandenburger Vorstadt. Das Bildungsministerium nannte als Ursache einen besonders hohen, teils längerfristigen Krankenstand bei den Lehrkräften. Jedoch habe man mit der Anordnung von Mehrarbeit, der Zusammenlegung von Gruppen oder der Nutzung der Vertretungsreserve noch mehr Ausfallstunden vermeiden können.
Auffällig sind ferner die hohen Anteile an Stunden, die beispielsweise an der Steuben-Schule vertreten werden mussten – vor allem aus Krankheitsgründen, aber auch etwa wegen Fortbildungen der Lehrer. Beim Thema Ausfall einen genauen Durchschnittswert für die Schulen zu bilden, gestaltet sich übrigens schwierig, wie auch die Grafik zeigt: Auf dem Bildungsserver werden die Ausfallstunden halbjahresweise und nach Sekundarstufen getrennt veröffentlicht.
Die Schulen in privater Trägerschaft veröffentlichten solche Daten einmal mehr nicht – die Einträge der Schulen auf dem Bildungsportal sind freiwillig.
* Berichtigung: Das Bertha-von-Suttner Gymnasium gab am Montag bekannt, die genannten 67 Prozent Zulassung zum Abitur sei inkorrekt. Diese Zahl sei auf dem Bildungsserver falsch hinterlegt, vielmehr seien rund 99 Prozent erreicht worden. Die Grafik ist aktualisiert!